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Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Titel: Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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heruntersingen müsste, wollte er schon auflegen, als sich genau in dieser Sekunde eine männliche Stimme meldete:
    »Hallo? Hier ist Camera. Mit wem spreche ich?«
    Verflixt, welchen Namen hatte er der Sekretärin nochmal genannt? An Davide konnte er sich erinnern, aber nicht an den Nachnamen. Doch war er sicher, dass er auf »schi« endete.
    »Hier ist Davide Verzaschi.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich stehle Ihnen nur wenige Minuten, ich sehe ja, dass Sie sehr beschäftigt sind. Sie vertreten die ›Stevenson & Guerra‹?«
    »Auch die.«
    »Wie schön. Hören Sie, ich muss mich unbedingt mit jemandem in Verbindung setzen, der zurzeit auf der Ruy Barbosa angeheuert hat. Können Sie mir freundlicherweise sagen, wie ich da vorgehen muss?«
    »Aber wie wollen Sie sich denn in Verbindung setzen?«
    »Also, Brieftauben und Rauchzeichen würde ich ausschließen.«
    »Ich verstehe nicht recht«, sagte Camera.
    Warum musste er auch den Witzbold spielen? Wenn der andere jetzt auflegte, dann gute Nacht.
    »Ich weiß nicht, vielleicht schreiben, vielleicht telefonieren.«
    »Wenn Sie ein Satellitentelefon haben, brauchen Sie einfach nur die Nummer zu wählen.«
    »Das habe ich schon versucht, aber ich bekomme keine Antwort.«
    »Verstehe. Warten Sie einen Augenblick, ich sehe mal im Computer nach … Ah, da haben wir sie schon, die Ruy Barbosa legt in genau acht Tagen in Lissabon an. Sie könnten ihm also auch einen Brief schreiben. Ich kann Ihnen die Adresse des portugiesischen Agenten geben und …«
    »Gibt es keinen schnelleren Weg? Ich muss ihm leider eine schlimme Nachricht zukommen lassen, seine Tante Adelaide ist gestorben, die für ihn wie eine Mutter war.«
    Die nun folgende Pause bedeutete, dass Signor Camera zwischen Pflicht und Mitgefühl hin- und hergerissen war. Letzteres siegte.
    »Hören Sie, ich mache eine Ausnahme angesichts der Schwere und Dringlichkeit der Angelegenheit. Ich gebe Ihnen die Handynummer des Zweiten Offiziers, der auch die Aufgaben eines Zahlmeisters hat. Haben Sie was zu schreiben?«
    Und wie sollte er da jetzt herauskommen? Wo doch der Zweite Offizier der Ruy Barbosa derjenige war, den er suchte, genau der, über den er etwas in Erfahrung bringen wollte. Ihm fiel nichts, aber auch gar nichts ein, um aus dieser verzwickten Situation herauszukommen.
    »Der Zweite Offizier«, fuhr Signor Camera fort, »heißt Couto Ribeira, und seine Nummer ist …«
    Was redete der denn da?
    »Entschuldigen Sie bitte, aber ist der Zweite Offizier denn nicht Giovanni Alfano?«
    Schlagartig wurde es still am anderen Ende der Leitung.
    Und Montalbano geriet in die übliche Panik, die ihn überkam, wenn während eines Gesprächs die Leitung unterbrochen wurde. Er hatte dann immer das Gefühl, als würde man ihn in eine Einsamkeit so unendlich wie das Weltall katapultieren. Er fing an, laut zu schreien.
    »Hallo? Haaallooooo!«
    »Hören Sie auf zu schreien. Sind Sie ein Verwandter von Alfano?«
    »Nein, wir sind Freunde, wir sind zusammen zur Schule gegangen und …«
    »Von wo rufen Sie an?«
    »Von … von Brindisi.«
    »Dann sind Sie also nicht in Vigàta.«
    Elementar, Watson.
    »Wie lange haben Sie Alfano nicht mehr gesehen?«, wollte der andere wissen.
    Was war denn jetzt mit Camera los? Was sollte diese Fragerei? Seine Stimme war brüsk, fast wütend.
    »Na, das ist wohl etwas über zwei Monate her … Er hatte mir gesagt, dass seine nächste Anheuerung als Zweiter Offizier auf der Ruy Barbosa wäre. Deshalb habe ich mich ja auch gewundert … Was ist denn passiert?«
    »Passiert ist, dass er gar nicht zur Anheuerung erschienen ist. Ich musste mich im letzten Augenblick um einen Ersatz kümmern, und das war nicht einfach. Ihr Freund hat mir Schwierigkeiten eingebrockt, große Schwierigkeiten.«
    »Haben Sie denn danach nochmal was von ihm gehört?«
    »Drei Tage darauf hat er mir eine Karte mit der Mitteilung geschickt, er hätte etwas Besseres gefunden. Hören Sie zu, wenn Sie ihn sehen, sagen Sie ihm, dass Camera ihm, sobald er aufkreuzt, den Arsch mit Tritten aufreißt. Also, was ist jetzt, Signor …«
    »Falaschi.«
    »… wollen Sie Couto Ribeiros Nummer nun aufschreiben oder nicht?«
    »Sagen Sie sie mir.«
    »Nein, so nicht! Sie halten sich wohl für besonders clever! Zuerst klären Sie mich über eine Sache auf, werter Signor Panaschi. Wenn Sie doch wussten, dass Alfano auf der Ruy Barbato angeheuert hat, warum haben Sie sich dann nicht an ihn gewandt, sondern mich

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