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Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Titel: Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Frau kann doch auch in der Garage gestanden haben, gerade weil sie dauerhaft dort wohnt, und nicht nur, weil sie ein paar Minuten vorher angekommen ist.«
    »Auch das ist möglich. Jedenfalls hat Mimì nicht geklopft, er hat das Tor mit dem Schlüssel aufgeschlossen.«
    »Warum hast du nicht noch einen Augenblick gewartet?«
    »Weil da irgendwann zu viele Leute vorbeikamen.«
    »Danke«, sagte Montalbano.
    »Danke und das war’s?«, fragte Ingrid.
    »Danke und das war’s«, sagte Montalbano.
    Bevor er gegen neun Uhr das Haus verließ, rief er in Montelusa an.
    »Hallo, Musante? Montalbano hier.«
    »Mein Bester! Ich freu mich sehr, dich zu hören! Was kann ich denn für dich tun?«
    »Könnte ich heute Vormittag bei dir vorbeischauen? Keine lange Geschichte.«
    »Geht es in einer Stunde? Jetzt gleich habe ich eine Besprechung, die …«
    »Einverstanden, danke.«
    Er setzte sich ins Auto, und als er auf Höhe der alten Tankstelle war, machte er eine U-Wende, und zwar so langsam, dass er die schlimmsten Mordinstinkte in all jenen weckte, die hinter ihm fuhren.
    »Gehörnter Ochse!«
    »Hurenbock!«
    »Kaltmachen sollte man dich!«
    Er bog auf die nicht asphaltierte Straße ab und kam kurz darauf an der vierten Villa vorbei. Verriegelte Fenster, heruntergelassener Rollladen an der Garage. Doch das Tor stand offen, und in dem gepflegten Garten dahinter arbeitete ein älterer Mann. Montalbano hielt an, parkte, stieg aus und sah sich die Villa an. Sie war einstöckig und von einer gewissen Eleganz.
    »Suchen Sie jemand?«, fragte der Alte.
    »Ja, ich suche Signor Casanova, der hier wohnen müsste.«
    »Nein, da irren Sie sich. Hier wohnt keiner.«
    »Wem gehört die Villa denn?«
    »Signor Pecorini. Aber der kommt nur im Sommer.«
    »Wo kann ich diesen Signor Pecorini denn finden?«
    »Der wohnt in Catania. Arbeitet im Hafen, beim Zoll.«
    Er stieg wieder ins Auto und fuhr zum Kommissariat. Wenn er fünf Minuten später in Montelusa ankam, na, pazienza , was soll’s? Er hielt auf dem Parkplatz des Kommissariats, blieb aber im Wagen, legte eine Handfläche auf die Hupe und nahm sie nicht eher weg, bis Catarella an der Tür erschien, der, sobald er ihn erkannt hatte, auf den Wagen zugeeilt kam.
    »Was ist denn los, Dottori? Was ist passiert, Dottori?«
    »Ist Fazio da?«
    »Jaja, Dottori.«
    »Dann ruf ihn her.«
    Fazio kam im Laufschritt herbei, wie ein Bersagliere bei der Parade am Nationalfeiertag.
    »Fazio, mach dich sofort an die Arbeit. Ich will alles über einen gewissen Pecorini wissen, der in Catania beim Hafenzoll arbeitet.«
    »Muss ich da vorsichtig rangehen, Dottore?«
    »Na ja, besser wär’s.«
    Das Büro der Antimafia befand sich in vier Räumen auf der vierten Etage der Questura. Weil der Aufzug wie üblich kaputt war, begann Montalbano zu Fuß hinaufzusteigen. Als er auf der zweiten Etage angelangt war und den Kopf hob, sah er Dottor Lattes die Treppe hinunterkommen. Um dem Affentheater der üblichen Fragen nach der Familie zu entgehen, zog er ein Taschentuch hervor, verbarg sein Gesicht dahinter und schüttelte die Schultern so, als würde er verzweifelt schluchzen. Dottor Lattes presste sich an die Wand und ließ ihn vorbei, ohne zu wagen, den Mund aufzumachen.
    »Magst du einen Espresso?«, fragte Musante.
    »Nein, danke dir«, antwortete Montalbano.
    Er hatte kein Vertrauen in das, was in Büros als Espresso durchging.
    »Na, dann erzähl mal.«
    »Also gut, Musante, ich habe da gerade mit einem Mordfall zu tun, der meines Erachtens ein Werk der Mafia ist.«
    »Stopp mal hier. Beantworte mir eine Frage. Was du mir da gerade sagen willst, in welcher Form beabsichtigst du, es mir zu sagen?«
    »In Pentametern.«
    »Montalbano, spiel jetzt nicht den Clown.«
    »Entschuldige, aber ich kann mit deiner Frage nichts anfangen.«
    »Sagst du’s mir offiziell oder offiziös?«
    »Was ist der Unterschied?«
    »Wenn du’s mir in offizieller Form sagst, lasse ich ein Protokoll erstellen, wenn du’s mir offiziös sagst, muss ich einen Zeugen dazurufen.«
    »Verstanden.«
    Bei der Antimafia war man äußerst vorsichtig. Angesichts der Verbindungen zwischen der Mafia und den oberen Etagen der Industrie, des Handels und der Politik war es ratsam, entsprechende Vorkehrungen zu treffen, um die eigene Haut zu retten.
    »Und weil wir Freunde sind, darfst du dir den Zeugen selbst aussuchen. Gullotta oder Campana?«
    »Gullotta.«
    Der war ihm bekannt und sympathisch.
    Musante ging hinaus und kehrte wenig später mit

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