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Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Titel: Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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gleich.«
    »Bitte niiiiiicht!«
    Er hatte regelrecht aufgejault. Aber er musste mit allen Mitteln verhindern, dass der Polizeipräsident hier aufkreuzte.
    »Warum schreien Sie denn so?«
    »Ein Krampf im Fuß.«
    Der Polizeipräsident würde zwangsläufig Laura über den Weg laufen, die womöglich ihre Uniform trug. Und wie hätte er ihn dann überzeugen können, dass die Physiotherapeutin die Uniform der Marine trug? Das hätte ein böses Ende genommen.
    »Machen Sie sich keine Umstände, Herr Polizeipräsident. Ich werde versuchen, aufzustehen und zu Ihnen zu kommen.«
    »Ich erwarte Sie.«
    Was nun?
    Zuallererst musste er Laura verständigen. In der Hafenmeisterei sagte man ihm, sie sei schon weg. Er versuchte, sie auf dem Handy zu erreichen, aber es war ausgeschaltet.
    Er rief Gallo an und bat, ihn mit dem Dienstwagen abzuholen.
    Fluchend zog er seinen linken Schuh aus und streifte die Socke ab. Im Bad legte er sich eine halbe Packung Watte um den Knöchel und umwickelte ihn mit einer ganzen Mullbindenrolle. Er hatte gute Arbeit geleistet, es sah aus, als sei der Fuß tatsächlich geschwollen.
    Der Fuß war zu dick für seinen Hausschuh, also nahm er eine Schere und schnitt ihn auf. Jetzt passte zwar der Fuß hinein, aber er verlor den Hausschuh bei jedem Schritt.
    Entnervt nahm er eine Rolle Paketklebeband und umwickelte damit Fuß, Hausschuh und Knöchel.
    Um sein Humpeln glaubhafter erscheinen zu lassen, musste er sich auf einen Stock stützen.
    Weil er keinen besaß, behalf sich mit einem roten Besenstiel aus Plastik, den er in der Abstellkammer fand.
    Jetzt sah er aus wie ein Schafhirt aus Campidano.
    Gallo erschrak.
    »Was ist denn mit Ihnen passiert, Dottore?«
    »Geh mir nicht auf den Sack, fahr mich ins Polizeipräsidium.«
    Seine Stimmung war nicht nur getrübt, sie war rabenschwarz, noch viel schwärzer als Sepiatinte. Die ganze Fahrt über wagte Gallo es nicht, das Wort an ihn zu richten.
    Bonetti-Alderighi schien seine Aufmachung als Schafhirt gar nicht zu bemerken. Er bot ihm nicht einmal einen Stuhl an. Montalbano setzte sich trotzdem und stöhnte und jammerte dabei wie nach Drehbuch.
    Der Polizeipräsident nahm auch das nicht weiter zur Kenntnis.
    Er hob die rechte Hand und spreizte wortlos Zeige- und Mittelfinger. Montalbano sah zunächst auf die Finger und dann, mit fragender Miene, in das verärgerte Gesicht des Polizeipräsidenten.
    »Zwei«, sagte der Polizeipräsident.
    »Möchten Sie ›Schere Stein Papier‹ mit mir spielen?«, fragte Montalbano mit Unschuldsmiene.
    Hätte er das bloß nicht gesagt!
    Bonetti-Alderighis Hand ballte sich zur Faust und knallte mit einer solchen Wucht auf den Schreibtisch, dass sie fast die Platte durchgehauen hätte.
    »Herrgott noch mal! Montalbano! Sie sind ja ein gemeingefährlicher Narr. Wieso begreifen Sie das nicht?!«
    »Was denn?«
    »Zwei Morde hat es in Vigàta gegeben! Und Sie …«
    Er war derart erbost, dass es ihm die Luft abschnürte und er anfing zu husten.
    Er musste aufstehen und sich ein Glas Wasser aus dem Kühlschrank holen.
    Als er sich wieder hinsetzte, hatte er sich ein wenig beruhigt.
    »Geben Sie zu, gewusst zu haben, dass der Mann im Schlauchboot ermordet worden ist?«
    »Ja. Ich habe ja auch …«
    »Schweigen Sie! Geben Sie zu, erfahren zu haben, dass ein maghrebinischer Seemann ermordet worden ist?«
    »Ich versteh nicht, warum …«
    »Ruhe! Geben Sie zu, dass Sie diesbezüglich Ermittlungen aufgenommen haben?«
    »Selbstverständlich. Es war ja meine Pflicht …«
    »Mund halten!«
    ›Schweigen Sie‹, ›Ruhe‹ und ›Mund halten‹. Montalbano bewunderte die Bandbreite an verbalen Zurechtweisungen, über die sein Chef verfügte. Er bekam Lust auszutesten, ob ihm noch weitere einfielen.
    »Sehen Sie, Herr Polizeipräsident …«
    »Kein Wort! Jetzt rede ich und niemand sonst.«
    ›Schweigen Sie‹, ›Ruhe‹, ›Mund halten‹ und ›Kein Wort‹. Er versuchte es noch einmal.
    »Aber ich möchte …«
    »Pssssssst!«, machte der Polizeipräsident und legte den Zeigefinger an die Nase.
    Nein, Pssssssst galt nicht, ein ganzes Wort musste es schon sein. Doch Montalbano hatte keine Lust mehr, mit diesem Spiel fortzufahren, und verstummte jetzt tatsächlich.
    »Jetzt beantworten Sie mir eine Frage, aber ohne um den heißen Brei herumzureden, ohne abzuschweifen, ohne …«
    »… abzulenken, auszuweichen, auf Zeit zu spielen, sich rauszureden?«, sprudelte Montalbano heraus, als wäre er ein Synonymwörterbuch.
    Der

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