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Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Titel: Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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nach Marinella. Aber schnell!«
    »Soll ich die Sirene einschalten?«, fragte Gallo voll Vorfreude.
    »Ja.«
    In einem Rennwagen in Indianapolis hätte Montalbano weniger gelitten. Plötzlich fiel ihm ein, dass er sich nicht mehr um die Ermittlungen kümmern musste und deshalb auch Mimì keine weitere Nacht mit der Giovannini zu verbringen brauchte. Das konnte er ihm ersparen.
    Er wählte Augellos Handynummer.
    »Montalbano hier. Kannst du sprechen?«
    »Carissimo Gianfilippo!«, sagte Augello. »Von wo rufst du an? Freut mich, dich zu hören! Was gibt’s?«
    Er konnte also nicht sprechen. Bestimmt war die Giovannini bei ihm.
    »Ich wollte dir sagen, wenn du dich ausklinken willst, kannst du es tun.«
    »Wieso?«
    »Weil der Chef beschlossen hat, mich von diesem Auftrag zu entbinden. Die Sache geht uns also nichts mehr an.«
    »Hör zu, Gianfilippo, ich glaube nicht, dass du jetzt noch aussteigen kannst, verstehst du? Es ist zu spät. Wer A sagt, muss auch B sagen. Tut mir leid, aber so seh ich das. Ich grüße dich. Bis morgen dann.«
    Der Zug war also abgefahren.
    Lauras Auto parkte nicht vor seinem Haus. Er verabschiedete sich von Gallo, schloss die Tür auf und trat ein.
    Laura saß auch nicht auf der Veranda wie beim letzten Mal.
    Sie hatte nicht auf ihn gewartet. Oder sie hatte zwar auf ihn gewartet, war dann aber zu der Überzeugung gelangt, dass er nicht mehr kommen würde, und wieder gegangen.
    Zuerst einmal hielt er den Kopf unter den Wasserhahn, um seinen Zorn abzukühlen, dann nahm er all seinen Mut zusammen und rief sie an.
    »Salvo hier.«
    »Ja?«, sagte sie kühl.
    Jetzt musste er Ruhe bewahren und versuchen, genau zu erklären, was vorgefallen war.
    »Entschuldige, Laura, ich bitte dich inständig um Verzeihung, aber der Polizeipräsident hat mich zu sich bestellt und …«
    »Ich hab mir schon gedacht, dass dir etwas dazwischengekommen ist.«
    Warum verhielt sie sich dann so zickig?
    »Hör zu: In einer Viertelstunde könnte ich bei dir sein und dich abholen.«
    »Nein.«
    Sie hatte keinen Augenblick gezögert. Ein entschiedenes, klares Nein – ein Schuss vor den Bug. Aber er durfte nicht lockerlassen.
    »Es ist doch noch gar nicht so spät. Hast du schon zu Abend gegessen?«
    »Mir ist die Lust vergangen.«
    Ihre Stimme klang weder ärgerlich noch gekränkt. Er hatte vielmehr das Gefühl, gegen eine Wand zu sprechen, an der alles abprallte.
    »Komm schon, ich sorge dafür, dass sie wiederkommt.«
    »Zu spät.«
    »Na gut, aber ich komme trotzdem.«
    »Nein.«
    »Wenigstens für ein halbes Stündchen!«
    »Nein.«
    »Bist du beleidigt? Ich hab versucht, dich in der Hafenmeisterei zu erreichen und auch auf deinem Handy, aber …«
    »Ich bin nicht beleidigt.«
    »Gut. Sehen wir uns morgen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Aber warum denn nicht?«
    »Weil ich nachgedacht habe und zu dem Schluss gekommen bin, dass der Anruf des Polizeipräsidenten ein Zeichen der Vorsehung war.«
    Nie und nimmer konnte ein Anruf von Bonetti-Alderighi ein Zeichen der Vorsehung sein. Das wäre ja widernatürlich.
    »Inwiefern bitte?«
    »Weil das Schicksal es so wollte. Es war ein deutliches Zeichen.«
    Redete sie jetzt irre?
    »Das musst du mir genauer erklären.«
    »Ein Zeichen dafür, dass es zwischen uns beiden nichts geben kann und nichts geben darf.«
    »Jetzt sag mir bloß nicht, dass du an solchen Quatsch glaubst!«
    Sie gab keine Antwort, und Montalbano konnte sich eine weitere Bemerkung nicht verkneifen.
    »Du liest wohl auch jeden Morgen das Horoskop in der Zeitung?«
    Laura legte auf.
    Montalbano wählte sofort wieder ihre Nummer, aber sie nahm nicht mehr ab.
    Der Appetit war ihm natürlich vergangen.
    Nun blieb ihm nur noch, sich mit Zigaretten und Whisky auf die Veranda zu setzen und zu warten, bis seine Wut verraucht war und er sich schlafen legen konnte.
    Moment mal, Montalbà.
    Kommt es dir nicht merkwürdig vor, dass das einzige Gefühl, das du empfindest, Wut ist? Nicht Bedauern? Und auch nicht Schmerz?
    Und wenn du nur Wut empfindest, hat das etwas zu bedeuten?
    Und ob.
    Wollen wir das Nachdenken nicht auf später verschieben und erst mal nachsehen, ob du genug Zigaretten und Whisky dahast?
    Er hatte drei Päckchen Zigaretten, aber die Whiskyflasche war nicht einmal halb voll. Es war besser, noch eine zu besorgen.
    Als er von der Bar in Marinella zurückkehrte und die Haustür aufsperrte, klingelte das Telefon. Vor lauter Eile verwechselte er die Schlüssel und musste die Flasche auf den Boden

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