Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels
du?«
»Ich habe erklärt, ich sei einverstanden.«
»Welche Ausrede hast du dir einfallen lassen, um von Bord zu gehen?«
»Dass ich noch eben meinen Pass bei der Polizei holen muss, weil das Büro um sechs schließt.«
»Haben sie gesagt, ob es sich um einen Koffer oder um eine Aktentasche handelt?«, fragte die Agentin.
»Ja. Es ist wohl ein ziemlich großes und unhandliches Ding, dessen Inhalt ich dann in zwei kleinere Koffer umpacken sollte.«
Die Agentin sog zischend die Luft ein.
»Dann haben sie offensichtlich die Diamanten von beiden Schiffen in einen einzigen Koffer gepackt. Und Dottor Augello sollte Lannecs Rolle übernehmen, so viel ist klar. Allerdings … dass sie bereit sind, ihm solche Werte anzuvertrauen … einen Koffer voller Rohdiamanten … ohne jede Garantie … Das finde ich merkwürdig.«
»Moment mal«, warf Augello ein. »Die Giovannini sagte, morgen am späten Vormittag würde mich ein Wagen abholen mit einem Fahrer und einer weiteren Person.«
»Also sollte die ganze Fahrt mit dem Auto zurückgelegt werden?«
»Ja.«
»Jedenfalls haben wir jetzt die Gewissheit«, sagte die Agentin, »dass die Diamanten noch an Bord sind. Wir müssen sofort handeln.«
Sie sah auf die Uhr. Es war Viertel vor sieben.
»Ich sage Ihnen jetzt, wie wir vorgehen müssen.«
Achtzehn
Punkt zwanzig Uhr, wenn es gerade noch hell genug war, sollte ein Fahrzeug der Hafenmeisterei vor der Asso di cuori vorfahren und ein Offizier unter irgendeinem Vorwand die Yacht betreten, um zu sehen, wie viele Mitglieder der Crew an Bord waren, und dann Roberta Rollo per Handy informieren.
Die Geheimagentin sollte von ihrem Wagen am Kai aus die Operation leiten, weit genug entfernt, um nicht gesehen zu werden, aber nah genug, um selbst alles genau mitverfolgen zu können. Die Information des Offiziers war wichtig, da jeder von der Asso di cuori schon mindestens zwei Menschen umgebracht hatte. Man hatte es also mit Verbrechern zu tun, die zu allem fähig waren. Bei der Vanna war diese Vorsichtsmaßnahme nicht nötig, da dort nur drei Leute in den Schmuggel verwickelt waren: die Giovannini, Kapitän Sperlì und der alte Alvarez.
Die Agentin sollte sofort die Anzahl der Männer an Bord an Montalbano durchgeben. Der Commissario saß im ersten der beiden Polizeiwagen, mit Gallo am Steuer. Fazio fuhr den zweiten Wagen. Beide Fahrzeuge waren mit jeweils vier Mann besetzt.
Sie sollten mit hoher Geschwindigkeit, aber ohne Sirene vom Nordeingang her in den Hafen einfahren und vor der Asso di cuori beziehungsweise der Vanna aus ihren Wagen springen, wie Piraten mit gezogener Waffe die Yachten entern und die beiden Schiffe unter ihre Kontrolle bringen.
Sie mussten versuchen, den Überraschungseffekt zu nutzen.
Die schwierigste Aufgabe kam der Mannschaft im ersten Wagen zu, die sich um die Motoryacht kümmern sollte. Denn hier war mit einem gewissen Widerstand zu rechnen.
Sobald alle Personen an Bord festgenommen waren, sollte die Agentin der Finanzpolizei Bescheid geben, die am Nordeingang des Hafens schon bereitstand, um die beiden Yachten nach dem großen Koffer mit den Rohdiamanten zu durchsuchen.
Montalbano hatte außerdem Mimì Augello mit ein paar Mann losgeschickt, um in den Kneipen von Vigàta jeden Seemann von der Vanna und der Asso di cuori festzunehmen, der ihnen über den Weg lief – alle Besatzungsmitglieder also, auch die, die nach Ansicht Roberta Rollos nichts mit der Sache zu tun hatten. Sie durften kein Risiko eingehen.
Ein perfekter Plan.
Doch je näher der Moment rückte, da es losgehen sollte, desto nervöser wurde Montalbano. Seine Unruhe wuchs mit jeder Minute. Er zappelte im Auto herum und keuchte, als bekäme er keine Luft.
Er trug eine Pistole in der Tasche, Gallo, Galluzzo und der junge Martorana, ein aufgewecktes Bürschchen, waren zusätzlich mit einer Maschinenpistole bewaffnet. Gallo ließ den Motor laufen und lag in seinem Sitz, als müsse er gleich zu einem Formel-1-Rennen starten.
Montalbano öffnete die Tür.
»Wollen Sie etwa aussteigen?«, fragte Gallo verwundert.
»Nein. Ich will eine rauchen.«
»Dann ist es besser, Sie machen die Tür zu und öffnen das Fenster. Wenn ich losfahren muss …«
»Schon gut, schon gut«, meinte der Commissario und verzichtete auf seine Zigarette.
In dem Augenblick klingelte sein Handy.
»Leutnant Belladonna ist soeben an Bord der Motoryacht gegangen«, teilte ihm die Rollo mit.
Laura! Ach du Schande, er hätte nicht gedacht, dass man sie
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