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Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Titel: Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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hatte sich gerade hingesetzt, um Catarellas Ausdrucke zu lesen, als das Telefon klingelte.
    »Ah Dottori! Am Telefon ist der Dottor Lattes, derjenige welcher …«
    »Ich bin nicht da!«
    Er brüllte so laut, dass Catarella sich beschwerte.
    »Madonna mia santissima, Dottori! Mir dröhnt das Ohr!«
    Montalbano legte auf. Er fühlte sich jetzt nicht imstande, mit Lattes zu sprechen. Was hätte er zu seiner Rechtfertigung sagen können? Wie hätte er sich entschuldigen können? Mit welchen Worten? Warum war er so dumm gewesen, Livias Rat nicht zu befolgen?
    Der Kimberley-Prozess war …
    Wieder klingelte das Telefon.
    »Entschuldigen Sie, Dottori, da ist eine Signorina, die sagt, sie will mit Ihnen ganz persönlich selber …«
    »Am Telefon?«
    »Nein, sie steht hier bei mir.«
    Er hatte im Augenblick keine Zeit, er musste unbedingt diese Papiere lesen.
    »Sag ihr, sie soll morgen früh wiederkommen.«
    Der Kimberley-Prozess war …
    Wieder klingelte das Telefon.
    »Dottori, ich bitte Sie um Verständnis und Vergebung, aber die Signorina sagt, es ist furchtbar dringend eilig.«
    »Hat sie dir ihren Namen gesagt?«
    »Sissì. Vanna Digiulio.«

Siebzehn
    Überrascht war er eigentlich nicht, vielmehr verspürte er eine gewisse Genugtuung, weil er mal wieder ins Schwarze getroffen hatte. Er war sicher gewesen, dass die Frau früher oder später noch mal auftauchen würde, um ihm die ganze Angelegenheit zu erklären. Eines wunderte ihn dennoch: dass Catarella zum ersten Mal in seinem Leben den Namen weder falsch ausgesprochen noch verballhornt hatte.
    Im ersten Moment glaubte er, jemand anderen vor sich zu haben als vor ein paar Tagen. Offenbar war die Sache vertrackter, als er gedacht hatte. Wie viele Vanna Digiulios gab es denn noch?
    Die hier war blond, ohne Brille, hatte wunderschöne blaue Augen und erweckte nicht im Geringsten den Eindruck eines geprügelten Hundes wie damals, als sie sein Mitleid erregt hatte. Sie trat im Gegenteil entschlossen und selbstsicher auf.
    Sie lächelte Montalbano an, als sie ihm die Hand reichte. Und Montalbano stand auf und erwiderte den Händedruck.
    »Ich habe Sie erwartet«, sagte er.
    »Das war mir klar, dass Sie mich erwarten.«
    Gut pariert. Fechten konnte sie also auch. Montalbano wies auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch, und sie nahm Platz, wobei sie die große Tasche, die sie über der Schulter trug, auf dem Boden absetzte.
    Sie fing an zu reden, noch bevor der Commissario irgendetwas fragen konnte.
    »Mein Name ist Roberta Rollo, ich bin Ihnen im Rang gleichgestellt, arbeite aber seit drei Jahren direkt für die UNO.«
    Also handelte es sich um eine große Sache. Sie mochte ihm im Rang gleichgestellt sein, aber ganz gewiss spielte sie eine gewichtigere Rolle als ein gewöhnlicher Polizeikommissar. Er wollte ihr auf den Zahn fühlen.
    »Waren Sie es, die den Polizeipräsidenten gezwungen hat, mir den Fall wieder anzuvertrauen?«
    »Nicht ich persönlich. Aber ich habe die Fäden gezogen«, sagte sie lächelnd.
    »Darf ich Sie etwas fragen?«
    »Ich stehe in Ihrer Schuld. Fragen Sie ruhig.«
    »War Chaikri Ihr Informant auf der Vanna ?«
    »Ja.«
    »Die Person, mit der Chaikri sich in der Carabinieri-Kaserne getroffen hat, waren Sie?«
    »Ja.«
    »Der Leutnant hat mir angedeutet, es gehe um Terrorismus. Das hab ich ihm aber nicht abgenommen.«
    »Das ist keine Frage, sondern eine Feststellung. Ich antworte Ihnen trotzdem. Sie haben gut daran getan, das nicht zu glauben.«
    »Weil es nämlich um Diamantenschmuggel geht.«
    Sie riss die Augen auf. Die sogleich zu zwei himmelblauen kleinen Seen wurden.
    »Wie haben Sie das nur so schnell rausgekriegt? Man hatte mir zwar gesagt, dass Sie ein tüchtiger Polizist sind, aber ich hätte nicht gedacht, dass …«
    »Sie sind aber auch nicht schlecht. Sie haben mich voll überzeugt mit der Geschichte von der armen Verwandten einer reichen Yachtbesitzerin … Und wissen Sie was? Irgendwie haben Sie mir sogar ein bisschen leidgetan. Gleichzeitig haben Sie mir eine ganze Reihe von Hinweisen geliefert, die mir deutlich machen mussten, dass Sie jemand ganz anderer waren. Warum?«
    »Das will ich Ihnen gern erklären. Bei unserer Begegnung, als Sie mir aus der Patsche geholfen haben, haben Sie sich als Commissario Montalbano vorgestellt. Und ausgerechnet die Zusammenarbeit mit Ihnen hatte man mir für die geplante Operation empfohlen.«
    »Nämlich?«
    »Wir hatten erfahren, dass Émile Lannec …«
    Montalbano schüttelte den

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