Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels
Diamanten zu Blutdiamanten werden.«
Blutdiamanten? Was sollte das denn heißen? Die Agentin las ihm die Frage vom Gesicht ab.
»Das sind illegal geschürfte Diamanten aus Gebieten, die von Guerillagruppen, Aufständischen, Stammesverbänden oder politischen Gruppen aller Art kontrolliert werden … Mit den enormen Gewinnen kaufen sie sich sämtliche Waffen, die sie wollen.«
»Und wie beurteilst du die Lage hier vor Ort?«
»Also, ich glaube, wir haben eine einzigartige Chance, die sich so schnell nicht wieder bieten wird.«
»Warum?«
»Die Asso di cuori , die mit Sicherheit eine Ladung Diamanten an Bord hat, kann wegen eines Motorschadens nicht auslaufen. Sie bestellen Lannec her, um ihm die Diamanten zu übergeben. Vermutlich soll er sie nach Paris schaffen. Und Lannec wird umgebracht.«
»Und warum, deiner Meinung nach?«
»Das wird uns Zigami sagen, sobald wir ihn verhaftet haben.«
»Keinerlei Vermutung?«
»Ich denke, dass Zigami lediglich einen Befehl ausgeführt hat. Nach Lannecs Ermordung habe ich Informationen eingeholt bei Leuten, die besser im Bilde sind als ich. Allem Anschein nach haben die anderen an der Spitze der Organisation ihm nicht mehr recht getraut. Es könnte sich aber auch um einen internen Machtkampf handeln, keine Ahnung. Demnach haben wir im Moment folgende Situation: An Bord der Asso di cuori befinden sich Diamanten. Aber auch auf der Vanna müssen welche sein, denn die Motoryacht konnte sich auf dem offenen Meer ja nicht zur Übergabe mit ihr treffen. Ich glaube, sie suchen verzweifelt jemanden, der sie da raushaut.«
Ein Gedanke schoss Montalbano so blitzartig durch den Kopf, dass er aufsprang.
»Was ist los?«
»Ich glaube, sie haben ihn schon gefunden, ihren Mann.«
»Und wer soll das sein?«
»Mimì Augello, mein Vize.«
Die Agentin war völlig verblüfft.
»Er hat es geschafft, sich einzuschleusen? Und wie?«
»Er hat … sagen wir so … er hat einen besonderen … Also, er hat besondere Qualitäten.«
»In welcher Hinsicht?«
Montalbano zog es vor, das Thema zu wechseln.
»Erklär mir erst einmal, was du vorhast.«
»Ja, aber dann sagst du mir, wie weit du bisher gekommen bist.«
»Einverstanden.«
»Mein Plan ist ganz einfach: Ich habe für beide Yachten einen Durchsuchungsbefehl erwirkt. Wenn die Finanzpolizei, mit deren Chef ich schon gesprochen habe, die Diamanten findet, wird sie mit deiner Hilfe die gesamte Besatzung verhaften. Das muss bis heute Abend geschehen, sonst hauen die uns noch ab.«
»Das ist alles nicht so einfach«, warf Montalbano ein. »Wenn die von der Asso di cuori Verdacht schöpfen, weil sie am Kai irgendwelche auffälligen Aktivitäten bemerken, lichten sie die Anker und verschwinden. Die haben so starke Motoren, da können unsere Boote kaum mithalten.«
»Stimmt. Was schlägst du vor?«
»Wir müssen ihnen die Ausfahrt aus dem Hafen versperren.«
»Und wie?«
»Wir blockieren die Hafenmündung mit zwei Schnellbooten der Küstenwache. Die sind bewaffnet und können die Motoryacht aufhalten.«
»Machst du das, oder soll ich das übernehmen?«
»Besser du. Du hast gegenüber der Capitaneria mehr Autorität.«
»In Ordnung. Und jetzt erzähl von deinem Vize.«
»Er hat es geschafft, sich mithilfe eines Leutnants der Hafenmeisterei auf der Vanna einzuschleusen. Leutnant Belladonna hat ihn denen als Vertreter der Zuliefererfirma für Schiffsdiesel vorgestellt.«
Roberta Rollo verzog den Mund.
»Das ist schwach.«
»Warte. Die Ausrede war, dass der Treibstoff, den sie getankt hatten, Verunreinigungen enthält und deshalb die Motoren beschädigen könnte. Mein Vize hat Proben aus ihren Tanks entnommen, um sie zu untersuchen. Dabei hat er mit der Giovannini Freundschaft geschlossen.«
»Was für eine Art von Freundschaft?«
»Eine intime. Und er hat ihr zu verstehen gegeben, dass er für Geld zu allem bereit ist. Daraufhin hat die Giovannini ihm vorgeschlagen, für sie zu arbeiten.«
»Wo?«
»Zunächst in Südafrika und dann in Sierra Leone.«
»Sierra Leone ist nach wie vor ein Schwerpunkt des illegalen Diamantenhandels. Und wie hat dein Vize reagiert?«
»Er ist darauf eingegangen.«
»Er will also mit Ihnen fahren?!«, fragte die Agentin erschrocken.
»Nicht im Traum! Heute Nachmittag um fünf hat er ein letztes Treffen mit der Giovannini und mit Sperlì. Er wird versuchen, so viele Informationen wie möglich herauszuholen.«
Die Agentin überlegte eine Weile.
»Vielleicht ist es besser abzuwarten, was er
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