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Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Titel: Commissario Tron 5: Requiem am Rialto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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nicht in diesem Augenblick ein
Mann zwischen sie getreten. Der Mann war groß und massig
— er erkannte sofort, dass es sinnlos sein würde, sich
mit ihm anzulegen. Die beiden verhandelten kurz, und dann nahm die
Schlampe den Mann beim Arm und zog ihn durch die Tür, die zu
dem Steg mit den Gondeln führte. Futsch! Perdu! Das alles
hatte höchstens zwei Minuten gedauert. Erstaunlich, dachte er,
wie zügig man hier in Venedig zur Sache kam. Er ließ ein
paar Augenblicke verstreichen, um der wütenden Bestie in
seinem Inneren die Gelegenheit zu geben, sich zu beruhigen. Dann
setzte er sich in Bewegung, öffnete die Tür und betrat
den Steg vor der Locanda Zanetto.
    Nach all dem
Zigarettenrauch und dem Alkoholdunst war die reine Luft hier
draußen ein wahres Labsal. Im Westen war eine Lichterkette
über der Lagune zu erkennen, und es dauerte einen Moment, bis
ihm klarwurde, dass es sich um die Eisenbahnbrücke handelte,
die Venedig mit dem Festland verband. Er lief bis zum Ende des
Stegs und sah gerade noch, wie die Gondel mit der Schlampe und dem
Mann in der Dunkelheit verschwand. Ob er die Frau morgen Nacht
wieder hier antreffen würde? Wahrscheinlich. Solche Frauen
hatten ein festes Revier, und die Locanda Zanetto war ein ideales
Pflaster für sie. Also kein Grund, sich aufzuregen. Er ging
davon aus, dass die Bestie in seinem Inneren es genauso
sah.
    Die hatte sich
offenbar frustriert zurückgezogen, was ihm die Gelegenheit
gab, in aller Ruhe einen Blick auf die Gondeln zu werfen, die vor
der Locanda warteten. Auf den meisten waren felze errichtet worden -
zeltähnliche schwarze Stoffkabinen, die im Sommer die Sonne
fernhielten und im Winter Schutz vor der Kälte boten. In
jedem felze brannte eine kleine Öllampe,
und auf dem Boden glühte ein scaldino, ein kleiner tragbarer
Ofen. Die Lehne zwischen den beiden Sitzen war entfernt worden,
sodass eine gepolsterte Bank daraus wurde, auf der man alles
Mögliche anstellen konnte.
    Als er sich abwandte,
um den Steg zu verlassen, wusste er plötzlich, wie er morgen
vorgehen würde. Das Hotel konnte er sich sparen. Gepolsterte
Bänke, auf denen man alles Mögliche anstellen
konnte. Ein
paar spitze Schreie würden den Gondoliere nicht
irritieren.
    Das Tier in seinem
Inneren meldete sich jetzt mit einem sabbernden Kichern
zurück. Normalerweise achtete er streng darauf, dass von
solchen Gemütsaufwallungen nichts nach außen drang. Doch
in diesem Fall gestattete er sich eine Ausnahme. Als er die Locanda
Zanetto wieder betrat, strahlte er über das ganze
Gesicht.

7
    Johann-Baptist von
Spaur, Polizeipräsident von Venedig und Liebhaber von
Innereien, hob den Kopf von seiner fegato alla
veneziana und sagte feierlich: «Heute
sind die neuen Zahlen aus Graz, Salzburg und Triest
gekommen.»
    Wie immer während
des Karnevals war der Speisesaal des Danieli-Hotels zur Mittagszeit
brechend voll. Tron registrierte eine Melange aus Engländern,
Franzosen und Deutschen, dazu die übliche Beimischung
kaiserlicher Offiziere, die zum Ärger der Hotelleitung per
Unterbringungsschein logierten. Drei von ihnen, zwei Rittmeister
der Honved-Husaren und ein Leutnant der Linzer Dragoner,
saßen am Nebentisch. In ihren bunten, goldbetressten
Uniformen kamen sie Tron wie Zirkusartisten vor, Dompteure von
singenden Pferden und tanzenden Seehunden.
    Tron hob ebenfalls den
Kopf von seinem Teller. «Und wie sieht es
aus?»
    «Venedig
führt», sagte Spaur zufrieden. «Wir haben sogar
noch Luft.»
    «Was heißt
das?»
    «Dass wir mit
drei Punkten vorne liegen. Und wir sind jetzt mehr oder weniger in
der Schlussrunde. Zwei Morde könnten wir noch verkraften. Bei
drei Morden müssen wir uns den Platz mit Salzburg
teilen.» Spaur wischte sich den Mund ab und trank einen
Schluck von seinem Barolo. «Was ich aber nicht sehe. Die
Frist läuft am Monatsende aus, und die Karnevalszeit war bei
uns immer friedlich.»
    Die Karnevalszeit
immer friedlich? Das hatte Tron anders in Erinnerung, aber er hielt
es nicht für sinnvoll, dem Polizeipräsidenten zu
widersprechen. «Dann steht der Ehrung ja nichts
entgegen.»
    «Sie dürfen
mir bereits gratulieren», sagte Spaur. «Und sich selbst
ebenfalls. Immerhin hatten Sie auch Ihren Anteil an diesem
Erfolg.» Der Polizeipräsident beugte sich lächelnd
über den Tisch. «Schmeckt es Ihnen? Sind Sie zufrieden
mit den Kochkünsten von Monsieur Dupont?»
    Tron war kein Freund
von Innereien, aber er musste zugeben, dass diese fegato alla
veneziana schmackhafter war als die

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