Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Titel: Commissario Tron 5: Requiem am Rialto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
Vom Netzwerk:
er
tatsächlich so
heißt.»        
    «Der Name
stimmt. Und das, wofür er sich ausgegeben hat, trifft
ebenfalls zu.»
    «Der Bursche hat
steif und fest behauptet, ein kaiserlicher Offizier zu
sein.»
    Spaur schloss
gequält die Augen. «Er ist ein kaiserlicher Offizier,
Commissario. Und zwar ein Oberst aus dem Hauptquartier in Verona,
der sich seit ein paar Monaten dienstlich in Venedig aufhält.
Übrigens», fügte er noch hinzu, «sind wir
miteinander bekannt.»
    «Gut
bekannt?»
    Spaur schüttelte
den Kopf. «Wir haben uns jahrelang nicht mehr gesehen. Ich
war damals sein Vorgesetzter im Dragonerregiment Maria Isabella in
Wien. Stumm war Fähnrich bei uns.» Spaurs Mundwinkel
zogen sich nach unten. «Ich musste ihn einmal wegen einer
Frauengeschichte in Arrest nehmen.» 
    «Was ist
passiert?»
    «Er hatte
Ärger mit einer Dame aus dem Dritten Bezirk. Angeblich hat sie
versucht, ihm seine Brieftasche zu stehlen. Worauf Stumm ...»
Spaur hielt inne und machte ein unschlüssiges Gesicht.
«Die Sache», fuhr er schließlich fort, «ist
nie aufgeklärt worden. Es stand Aussage gegen Aussage.
Jedenfalls sah die Frau ziemlich übel aus. Stumm hat
behauptet, dass ihr Zuhälter sie so zugerichtet
hat.»
    «Weshalb ist er
in Arrest gewesen?»
    «Weil er
den Zuhälter der Frau
verprügelt hat», sagte Spaur. «Dafür gab es
Zeugen. Ansonsten konnte er sich damals aus allem rausreden. Stumm
ist eiskalt, aber ...» Der Polizeipräsident dachte einen
Moment nach. Dann sagte er: «Unter seiner polierten
Oberfläche brodelt es.»
    Tron deutete auf den
Umschlag neben Spaurs Teller. «Woher stammt diese
Nachricht?»
    «Aus dem
Büro des Stadtkommandanten. Stumm hat einen Mithäftling,
der heute Morgen entlassen wurde, auf die Kommandantura geschickt.
Eine Stunde später ist ein Leutnant mit zwei Sergeanten auf
der Questura aufgetaucht und hat ihn abgeholt.»
    «Und was
geschieht jetzt?»
    «Die
Militärpolizei wird den Fall untersuchen», sagte Spaur.
«Vermutlich wird man gegen Sie ermitteln.»
    «Weswegen?»
    Spaur leierte die
möglichen Anklagepunkte herunter wie ein Kellner die Gerichte
auf einer Speisekarte. «Körperverletzung im Amt.
Kompetenzüberschreitung von Zivilbehörden.
Verschwörung gegen die kaiserlichen Streitkräfte.
Freiheitsberaubung. Unterstützung subversiver
Aktivitäten.»
    «Dann wird man
mir auch erklären müssen, warum der Oberst in Zivil war
und sich nicht ausweisen konnte.»
    «Man wird Ihnen
gar nichts erklären müssen», sagte Spaur. «Das
kaiserliche Militär ist uns keine Erklärungen
schuldig.»
    «Der Mann hat in
betrunkenem Zustand einen Mordversuch unternommen. Direkt unter dem
Bild des Kaisers. Und er hat einen kaiserlichen Beamten bedroht.
Wir mussten ihn aus dem Verkehr
ziehen.»
    Spaur hob die Augen
zur Decke. «Dieser letzte Fußtritt auf die Nase, als
der Mann bereits vor Ihnen auf dem Boden lag - war der wirklich
nötig?»
    Würde Spaur
verstehen, dass dieser Tritt aus künstlerischen Gründen
erfolgt war? Nein, dachte Tron, wahrscheinlich nicht. Er sagte:
«Der Bursche wollte nach seinem Messer greifen. Es war reine
Notwehr.»
    Spaur seufzte.
«Dass man die ganze Angelegenheit politisch deuten wird, ist
Ihnen klar, oder?»
    «Jeder
weiß, dass ich mit Politik nichts am Hut
habe.»
    «Vielleicht hier
in Venedig», sagte Spaur. «Die Hofstelle in Wien, die
für die Auszeichnung zuständig ist, weiß es nicht.»
    «Was hat die
Auszeichnung mit diesem Zwischenfall zu tun?»
    Wieder blickte Spaur
zur Decke. «Zu dieser Auszeichnung gehört auch eine
politische Bewertung der Polizeibehörde. Und dem
Stadtkommandanten», fuhr er fort, «ist meine
Favoritenrolle ohnehin ein Dorn im Auge.»
    «Was kann
Toggenburg machen?»
    «Einfluss auf
die Ermittlungen gegen Sie nehmen», sagte Spaur. «Und
einen entsprechenden Bericht nach Wien schicken. Behaupten, dass
Sie einen kaiserlichen Offizier misshandelt haben. In aller
Öffentlichkeit auf der Questura. Unter dem Bild des
Kaisers.»
    «Das wäre
fatal.»
    Spaur nickte.
«Allerdings. Und deshalb darf bis zum Ende des Monats nichts passieren.
Sonst kann ich die Ehrung abschreiben.» Der Mund des
Polizeipräsidenten zog sich stramm wie ein Heftpflaster.
«Was der Baronin nicht gefallen würde.»

8
    Zuanne Nono konnte
kaiserliche Offiziere auf den Tod nicht ausstehen. Die kotzten auf
die Polster seiner Gondel und weigerten sich dann, für den
Schaden aufzukommen. Inzwischen erkannte er sie auch ohne Uniform.
Weil sie immer sofort in einen

Weitere Kostenlose Bücher