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Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora

Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora

Titel: Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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vermischte sich mit dem Gestank der Tiere und dem Geruch von garendem Essen. Kriechpflanzen klammerten sich an jede senkrechte Wand und trugen zum allgemeinen Eindruck des Heruntergekommenen bei. Sie waren nicht als Zierde gedacht; in einigen Fällen waren die Häuser vollkommen von ihnen überwuchert, und ein paar ungelenk freigeschnittene Öffnungen verrieten, wo Fenster und Türen saßen. Am oberen Rand der Stadt sah Ozzie die weißen, schmucklosen Bürogebäude der Commonwealth Cultural Mission, die sämtliche Dächer überragten – doch das war der letzte Ort, zu dem er wollte. Diese Behörde war nicht Teil seiner Mission für das ExoProtectorate Council.
    Ozzie marschierte weiter. Wie er vermutet hatte, war das hochentwickelte tragbare Array in seinem Rucksack fast nutzlos; es arbeitete nur mit den einfachsten Funktionen und stürzte häufig ab. Auch gab es auf Silvergalde keine Cybersphäre, nichts, womit sein E-Butler ihn hätte verbinden können. Doch seine OCTattoos schienen ausnahmslos zu funktionieren, wofür er dankbar war; er hatte fast zwei Tage in einer kostspieligen Klinik auf Augusta verbracht, um sich neue in seinen Körper einsetzen zu lassen, zusammen mit einer Reihe moderner Biochip-Implantate, die ebenfalls zu funktionieren schienen. Was auch immer die Silfen benutzten, um menschliche Technologie außer Funktion zu setzen, es schien lediglich elektronische und Lichtleitersysteme zu betreffen. Bioneurale Chemie war relativ immun dagegen.
    Der Gasthof nannte sich ›The Last Pony‹, ein langgestrecktes, heruntergekommenes Holzgebäude, überwuchert von einer uralten Rebe, welche die durchgebogene vordere Wand auf eine Weise durchdrungen hatte, dass sie nun wahrscheinlich der einzige Grund war, der die Mauer am Einstürzen hinderte. Große indigofarbene Blätter semiorganischer Wärmetauscher hingen an den Traufen, wo sie reines Wasser aus der feuchten Luft zogen und es als Trink- und Waschwasser in die Zisterne des Gebäudes leiteten. Ein Dutzend Kinder tobte und spielte draußen im Dreck. Die Jungen liefen in abgetragenen Hosen und geflickten Hemden herum, hergestellt aus natürlichen Fasern in dunkelbraunen und grauen Farben. Die meisten Mädchen trugen Kleidchen, die ebenfalls ausgefranst und geflickt waren. Ihre Haare waren ungekämmt und fettig und standen in dicken Strähnen von ihren Köpfen ab. Ozzie lächelte ihnen verzückt zu; sie hatten Gesichter wie kleine Engel, glücklich und neugierig auf die Welt. Sie alle bemerkten ihn, den sauberen Fremden in den unauffälligen, teuren Sachen. Sie flüsterten einander zu, während sie ihn verstohlen beobachteten und ihre Spiele unterbrachen. Ein Mädchen kam herbeigerannt, die Mutigste von allen, nicht älter als Sieben, mit einem einfachen rehbraunen ärmellosen Kleidchen.
    »Du bist aber neu hier«, sagte sie.
    »Das ist richtig. Mein Name ist Ozzie, und wie heißt du?«
    »Moonshimmer.« Sie grinste altklug. »Du kannst mich Moony nennen.«
    Ozzie widerstand dem Impuls, zum Himmel hinaufzusehen; Silvergalde besaß zwei Monde im gleichen Orbit, in einer Entfernung von fünfhunderttausend Kilometern. »Das ist ein hübscher Name. Weißt du, wo es einen guten Gasthof gibt, in dem ich bleiben kann?«
    »Da.« Das Mädchen hob einen kleinen Arm und deutete auf das letzte Pony hinter sich.
    »Danke.« Ozzie schnippte ihr eine Münze zu, fünfzig irdische Cent, die sie geschickt auffing, um dann lächelnd zu ihm hinaufzublicken, wobei zwei Lücken zwischen ihren Schneidezähnen sichtbar wurden.
    Ozzie schob Reben von Kriechpflanzen beiseite und trat durch die Vordertür in das Lokal. Die Bar war ein einfacher rechteckiger Raum mit einem Tresen längs einer Seitenwand. Schwere Holztische, dunkel von Flecken und Alter, standen kreuz und quer im Raum. Helle Sonnenstrahlen fielen in schrägen Bahnen durch die Fenster, und Staub tanzte im hellen Licht. Ein großer, gemauerter Kamin nahm die gesamte Rückwand ein, mit schwarzen schmiedeeisernen Türen in beiden Seiten. Auf dem Rost lag ein Haufen Asche, unter dem es noch glühte, und verkohlte Enden von Feuerholz ragten heraus, die still vor sich hin schwelten.
    Jeder Gast drehte sich nach Ozzie um, als er das Lokal betrat, und sämtliche Unterhaltungen verstummten. Ozzie hatte Mühe, angesichts des Klischees nicht in lautes Gelächter auszubrechen. Er ging zum Tresen. Der Wirt musterte ihn von oben bis unten, ein untersetzter amerikanischer Ureinwohner, der sein ergrauendes langes Haar zu einem

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