Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
Ozzie fand ein einfaches Bett und eine Schubladenkommode mit einem einfachen weißen Porzellankrug kalten Wassers und einer Waschschale darauf. In einem kleinen Kamin in der Ecke waren Kienspäne aufgeschichtet, bereit zum Anzünden, daneben ein Stapel zurechtgeschnittenes Brennholz. An der Wand über dem Bett hing ein Traumfänger, was Ozzie die Augenbrauen heben ließ. Der erste Hinweis auf Spiritualität, den er auf diesem Planeten gesehen hatte.
Orion ließ den Sattel auf das Bett fallen und stand erwartungsvoll grinsend da.
Ozzie zückte eine Dollarnote und drückte sie ihm in die Hand. »Du siehst aus wie die Sorte von Junge, die man als Besucher besser kennen sollte«, sagte er. »Orion heißt du, richtig?«
»Das ist richtig, Mister.«
»Okay, gut, nenn mich einfach Ozzie, ja? Jeder nennt mich so. Ich werde immer ganz nervös, wenn jemand Sir oder Mister zu mir sagt. War das eben dein Daddy da unten?«
»Verdammt, nein! Das ist Big Bear, der Besitzer des Ladens. Ich weiß nicht, wo meine Eltern sind. Sie sind vor einer Ewigkeit die Pfade der Silfen gegangen und verschwunden.« Es schien ihm nicht sonderlich viel auszumachen.
»Aha. Und wer kümmert sich um dich?«
Der Junge legte die stark sommersprossige Stirn in überraschte Falten. »Ich selbst, wieso?«
»Ja, natürlich, ‘tschuldige, Kleiner.«
»Wer ist hier klein?«
»Niemand, ich hab das nicht so gemeint. Ich rede eben so, das ist alles.«
»Na ja, dann ist’s ja gut.«
»Gut. Ich brauche wahrscheinlich einen guten Führer hier in dieser Stadt. Kannst du mir dabei behilflich sein?«
»Sicher, kein Problem.« Er zwinkerte vielsagend. »Ich kenne sämtliche Mädchen hier, und ich kann Ihnen helfen, mit ihnen ins Geschäft zu kommen.«
Die Antwort schockierte Ozzie. Ein fünfzehn Jahre alter Zuhäl ter? Nein, nein – nur ein Kind, das schon zu lange für sich selbst sorgen muss. Unbehagliche Erinnerungen an seine eigene Zeit als Teenager auf den Straßen von San Diego kamen ihm in den Sinn. »Nein. Danke für das Angebot, Kumpel, aber das, äh, das ist nicht der Grund, warum ich hergekommen bin.«
»Okay. Aber wenn Sie irgendwas brauchen, dann weiß ich, wo es hier in diesem Drecksloch versteckt ist.«
»Bestimmt, daran zweifle ich nicht, Kumpel. Also schön … Was ich brauche ist ein Pferd und vielleicht einen Führer.«
Orion neigte den Kopf zur Seite und musterte Ozzie skeptisch. »Sind Sie hier, um die Silfen zu besuchen?«
»Offensichtlich, oder? Ja, ich will die Silfen besuchen. Das würde für den Anfang reichen.«
»Oh.« Orion verzog das Gesicht. »Ein Pfadwanderer. Es funktioniert nicht, wissen Sie? Sie können nicht einfach hingehen und erwarten, dass es passiert. Die Pfade sind nicht wie die Züge.«
»Glaubst du?«
»Wir haben ständig welche hier. Pfadwanderer, meine ich. Sie marschieren fröhlich und selbstzufrieden in die Wälder, und ein paar Wochen später tauchen sie wieder auf, abgerissen, verdreckt und halb verhungert.« Er zögerte kurz, und sein kleines Gesicht blickte Ozzie ernst an. »Das heißt, falls sie überhaupt zurückkommen. Ich habe jedenfalls noch nie einen getroffen, der etwas anderes erreicht hat außer sich zu verlaufen. Aber ich kann Sie zu den Silfen bringen, kein Problem. Ich kenne die Lichtungen, wo sie sich treffen. Die in der Nähe liegenden, meine ich.«
»Ich habe die Silfen schon oft gesehen.«
»Sicher. Also, wenn sie nicht wegen der Silfen hier sind und nicht wegen der Mädchen, weswegen sind Sie dann hergekommen?«
»Du hast schon richtig vermutet: Ich bin ein Pfadwanderer. Ich möchte tief in den Wald und zu anderen Welten.«
»Also schön, es ist ja Ihr Geld. Ein Pferd kriegen Sie bei Mr. Stafford bei Top Street Stables. Er hat eine Menge Tiere zu vermieten, nicht nur Pferde, sondern auch Venshrikes und Lontrus. Und Hunde hat er. Er hält sie für Außenweltler bereit. Verlangt eine Menge Geld dafür, aber Sie können ihn runterhandeln, wenn Sie hartnäckig bleiben. In letzter Zeit waren nicht mehr so viele Kunden da.«
»Danke. Wie steht’s mit einem Führer? Brauche ich einen?«
»Hab ich Ihnen doch schon gesagt. Ich kann Ihnen zeigen, wo die Silfen leben. Ich bin ihnen selbst schon begegnet, verstehen Sie?« Er griff mit der Hand von oben in sein T-Shirt und brachte ein kleines Amulett zum Vorschein, das er an einem schwarzen Lederriemen um den Hals trug.
Ozzie untersuchte es neugierig. Es war eine tropfenförmige Perle, die stark golden schimmerte, gehalten von einer
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