Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
einen schweren Tag im Büro?«
Mark blickte auf und sah Liz, die ihn durch das offene Fenster hindurch anlächelte. Er grinste seine wunderschöne Frau melancholisch an – eine weitere seiner täglichen Sorgen war, dass sie eines Tages nicht mehr für ihn da sein könnte, wenn er aus dem Büro nach Hause kam.
»Sieht es so aus?«
Sie streckte die Hand durchs Fenster und nahm die seine. »Ich habe schon glücklicher aussehende potentielle Selbstmörder gesehen.«
»Tut mir Leid, dass ich zu spät komme. Auf der Arbeit ist etwas schiefgelaufen.« Ihm wurde bewusst, dass sie so gut wie nie zu spät von der Arbeit nach Hause kam. Lag das an ihrer Erfahrung? Mark hasste es, immer wieder an ihre Perfektion erinnert zu werden, die Art von Perfektion, die man nur über viele Jahrzehnte hinweg erlangen konnte. Jahre, die Mark noch nicht gelebt hatte.
»Komm, steig aus«, sagte sie und öffnete die Fahrertür des Ford Summer. »Du brauchst einen Drink. Und Marty ist da.«
»Ja, das sehe ich.« Er deutete auf den Oldtimer.
Liz runzelte besorgt die Stirn, als er aus dem Wagen kletterte. »Alles in Ordnung mit dir, Baby?«
»Ich glaube, das Interface im Büro hat mir schon wieder Kopfschmerzen bereitet. Entweder das, oder das ganze gottverdammte OCTattoo gibt seinen Geist auf.«
»Mark, du musst dich beschweren! Du kannst nicht jeden Tag mit Kopfschmerzen nach Hause kommen, die dir den kalten Schweiß aus den Poren treiben! Wenn das System nicht in Ordnung ist, müssen sie es reparieren!«
»Okay. Du hast ja Recht. Ich werde mit dem Supervisor reden.« Sie hatte ja keine Ahnung, wie es zurzeit auf seiner Arbeit war. Wenn er jetzt unbequem wurde, konnte es durchaus sein, dass er auf der Straße landete. Sei nicht so verdammt paranoid , sagte er sich. Doch es fiel ihm schwer.
Marks Vater saß in einem Liegestuhl auf dem Patio-Deck am Pool. Marty Vernon war hundertachtzig Jahre alt und vor acht Monaten aus seiner letzten Rejuvenation gekommen. Physisch sah er aus wie Marks jüngerer Bruder. Noch nicht alt genug, um den dicken Hals und die faltigen Wangen zu entwickeln, die für die Vernon-Familie so typisch waren.
»Mark! Hi, Sohn, du siehst so richtig Scheiße aus! Komm her, und trink ein Bier!« Marty nahm eine Flasche aus dem Kühler. Seine Stimme klang hoch und aufgeregt.
»Dad!« Barry, fünf Jahre alt, winkte ihm wild aus dem Pool zu. »Dad, ich komme jetzt bis zum Boden runter. Sieh nur!« Er holte tief Luft, drückte den Kopf unter die Wasseroberfläche und paddelte wie verrückt. Mark winkte den plantschenden Füßen seines Sohnes zu. Liz drückte ihm die kleine Sandy in die Arme. Ein nasses, glückseliges Lächeln strahlte ihn aus den dicken Stofffalten an. Er lächelte zurück und küsste sie. Winzige Händchen winkten freudestrahlend. »Hat sie ihre Flasche schon gehabt?«
»Vor zwanzig Minuten«, versicherte ihm Liz.
»Oh.« Das war eine Aufgabe, die er gerne übernahm. Sie hatten Sandy vor sieben Monaten aus der Klinik geholt, und das war trotz der stressigen Hölle, die die Erziehung des hyperaktiven Barry mit sich brachte, ein Segen gewesen. Die Kinder besaßen die besten Gene, die sie sich leisten konnten, und Liz hatte einen bedeutend größeren Anteil der Modifikationsgebühren übernommen als Mark. Es überraschte ihn stets aufs Neue, wie sehr die Kinder ein Trost für ihn waren und wie viel Stabilität sie in sein Leben brachten. Jedes Mal, wenn er davon anfing, erwiderte Liz nur: »Ich habe es dir ja gleich gesagt.« Eine Familie zu unterhalten, bedeutete eine gewaltige Belastung für ihrer beider Einkommen; insbesondere die neunmonatige Miete für den Bruttank war enorm gewesen. Doch obwohl Liz die traditionelle Hochzeitszeremonie mit ihm durchgemacht hatte, weigerte sie sich rundheraus, eine Schwangerschaft durchzustehen. »Ich habe noch genug vom letzten Mal«, hatte sie beharrlich erklärt. Also war nur der Bruttank geblieben.
Mark nahm auf der zweiten, freien Sonnenliege Platz. Er hielt Sandy vorsichtig in seiner Armbeuge und wiegte sie sanft. Mit der freien Hand nahm er die Bierflasche und trank einen tiefen Schluck. Barry tauchte spritzend und prustend und mit einem triumphierenden Schrei auf den Lippen wieder auf.
»Gut gemacht, Junge!«, rief Marty ihm zu. »Hier, such das!« Er schnippte eine Dollarmünze ins Wasser. Barry jauchzte und tauchte hinterher.
»Ich möchte nicht, dass er völlig erschöpft ist«, ermahnte Liz ihren Schwiegervater. »Er gerät immer völlig außer Rand
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