Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
einem breiten, achtgleisigen Eisenbahnstrang. Das waren die Gleise, die die großen Industriegebiete des Planeten mit dem CST Bahnhof verbanden, New Costa Junction, einhundertsechzig Kilometer nördlich und dreihundert Kilometer landeinwärts gelegen. Kilometerlange Frachtzüge verkehrten Tag und Nacht auf diesem Strang, geschleppt von massiven DVA5-Loks mit Nuklearantrieb. Die Leviathane durchstreiften den gesamten Planeten; einige von ihnen benötigten drei Wochen für die Reise von Kontinent zu Kontinent, während sie sich durch die verschiedenartigsten Landschaften wanden, bevor sie endlich die letzte Isthmus-Brücke an der Nordwestecke von Sineba überquerten, die das Land mit den restlichen Landmassen dieser Welt verband. Die Waggons führten jeden in der planetaren Kruste vorhandenen Rohstoff mit sich, gesammelt in Hunderten von kraterartigen offenen Tagebaugruben, die AEC überall auf der Welt gegraben hatte. Was das Aufkommen an bewegten Massen anging, konnten allein die Ölpipelines mithalten, die Rohöl von Dutzenden größeren, von AEC betriebenen Ölfeldern hereinbrachten.
Marks Ford Summer beschleunigte durch eine weite Betonunterführung hindurch, während ein Frachtzug über ihn hinweg donnerte auf dem Weg von der Küste nach draußen. Er hatte verhüttetes Metall von den Hochöfen geladen; einer von hundert Zügen allein an diesem Tag. In wenigen Stunden würde er den planetaren CST Bahnhof erreicht haben und das Metall zu einer Welt bringen, deren Luftreinhaltungsgesetze die billigen Verhüttungsmethoden untersagten, die auf Augusta zur Anwendung kamen.
Mit diesem deprimierenden Gedanken im Kopf bog Mark endlich in seine eigene Straße ein. Die Putney Road war zwei Kilometer lang, und zahllose Sackgassen führten von ihr ab. Die Bürgersteige waren gesprungen, der Straßenbelag uneben, und Wasser leckte an mehreren Stellen aus dem Boden, wo unterirdische Leitungen gebrochen waren. Als der Bezirk vor zweihundert Jahren erschlossen worden war, hatte man Eukalyptusbäume zu beiden Seiten der Straßen gepflanzt. Sie waren inzwischen so groß geworden, dass ihre Zweige sich über der Straßenmitte berührten und eine einladende Allee bildeten mit reichlich Privatsphäre für die Häuser dahinter. Von den Zweigen hing Wimpel und Fähnchen mit dem Emblem der Fußballmannschaft Augustas in Silber und Blau.
Als Mark den Ford Summer in seine eigene Auffahrt steuerte, wirbelten die Reifen die übliche Schicht aus rot-braunen Rindenstücken auf, die von den Stämmen abgefallen waren und sich in den Rinnsteinen sammelten. Der Wagen seines Vaters parkte vor dem Haus, ein offener Cadillac, ein echter Oldtimer aus dem Jahr 2230, den Marty Vernon in perfektem Zustand erhielt. Neben Martys Wagen sah Marks zwölf Jahre alter Ford Summer heruntergekommen und billig aus.
Mark blieb einen Moment hinter dem Steuer sitzen, während er die Lage abschätzte. Er wollte, dass seine Erregung verging, damit er den Abend genießen konnte. Ich habe eine Pause verdient. So um die zwanzig Jahre , dachte er. Lärm kam von hinter dem Haus, wo die Kinder in ihrem kleinen Garten spielten. Die Eukalyptusbäume raschelten im warmen Wüstenwind, und schattige Flecken tanzten über das Dach. Mark musterte sein Heim kritisch – lavendelblaue Wände aus Drycoral, mit einem geschwungenen limonengrünen Dach, Rundbogenfenstern aus verspiegeltem Glas und mattschwarzen Klimafinnen unter dem Dachsims, deren vordere Spitzen in stumpfem Orange glühten. Goldene und purpurne Kletterrosen, stark von Mehltau befallen, hatten die nach Süden gehende Wand bis unter das Dachsims überwuchert und mussten dringend zurückgeschnitten werden, während eine blau-weiße Kathariz-Rebe ihre Saugwurzeln in das Giebelende über der zweitürigen Garage gesenkt hatte – auch darum musste er sich kümmern. Und für all das musste er fünfzehn Prozent seines monatlichen Gehalts bezahlen. Zusammen mit den Nebenkosten, den Kosten für den Wagen, seiner R&R-Pension, dem Ausbildungsfonds für die Kinder, der Hypothek für die Keimzellenmanipulation, dem Sparkonto für den Urlaub, der Krankenversicherung, dem Geld für Essen, Kleidung und anderen regelmäßigen Verpflichtungen blieb ihm herzlich wenig übrig für Vergnügungen. Nicht, dass es auf Augusta viele Orte gegeben hätte, wo man sich vergnügen konnte. Plötzlich wollte Mark nicht mehr aus seinem Wagen aussteigen. Plötzlich hatte er überhaupt keine Lust mehr auf den Abend mit seiner Familie.
»Hattest du
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