Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
Ich dachte, sie wäre aus der Stadt!«
Das Bild wechselte zurück ins Studio, wo Alessandra Barron mit einem amüsierten Ausdruck in dem klassisch-attraktiven Gesicht – dem Ausdruck, mit dem Erwachsene auf ein altkluges Kind reagieren – mitten auf einer großen Couch saß, neben sich Mellanie Rescorai, die noch intelligenter und raffinierter wirkte als oben auf dem MtZuelea in ihrem einfachen, hautengen roten Kleid und der schwarzen Jacke mit dem kleinen silbernen M auf dem Revers. Ihr Haar war kunstvoll zerzaust.
Liz bedachte Mark mit einem langen Seitenblick. Ihre Augenbrauen hoben sich mehrere Millimeter. »Und das war die Reporterin?«
»Hm.« Mark winkte ihr, still zu sein.
Yuri und Olga wechselten einen wissenden Blick.
»Und was hat er als Nächstes gesagt?«, fragte Alessandra Barron auf dem Schirm.
»Ich glaube, er hätte am liebsten gefragt, ob wir nicht zusammen für den Rest des Tages in ein Motel gehen können.« Mellanie lachte. »Aber ich habe seine kleinen, heißen Finger für eine Weile von mir fern gehalten, indem ich ihm erzählte, dass die Navy nicht die Absicht hätte, seinen einfachen Lebensstil zu zerstören. Und was glauben Sie, hat er wohl darauf geantwortet?«
»Er war dankbar?«, schlug Alessandra verschlagen vor.
»Oh ja, sehen Sie sich an, wie dankbar er war!« Das Bild wechselte wieder zu Mark bei der Blockade.
Auf dem Sofa vor dem Kamin, ein Glas Wein in der Hand, wurde ihm bewusst, auf was er hätte achten müssen. Es war alles viel zu durchsichtig, und das Lächeln, das er an jenem Nachmittag für die junge Frau aufgesetzt hatte, wirkte nervös und gezwungen – ängstlich sogar, genau genommen. Es war genau jene Art von Lächeln, das ein Mann aufsetzt, wenn er Eindruck zu schinden versucht, wenn er ganz eifrig darauf bedacht ist, Eindruck zu schinden.
»Es ist das Prinzip, um das es hier geht«, hörte er sich sagen. »Es ist das genaue Gegenteil von allem, woran wir glauben. Wir wurden nicht einmal gefragt. Sie haben sich einfach auf den Highway gesetzt und sind hergekommen, um die Station zu bauen, ohne unsere Erlaubnis.«
»Brauchen sie denn eine Erlaubnis dazu?«
»Selbstverständlich. Die gesamten Dau’sing Berge gehören zur Rand Foundation, und nukleare Energie ist strikt verboten.«
Das Bild wechselte zurück ins Studio. »Unglaublich!«, sagte Alessandra und schüttelte in trauriger Befremdung den Kopf. »Wie zurückgeblieben sind denn diese Leute in Randtown eigentlich?«
»Das wurde geschnitten!«, Mark sprang auf und protestierte in Richtung Bar. »Ich … Das habe ich nicht gemeint! Ich habe auch andere Dinge gesagt! Ich habe ihr von den Fusionskraftwerken erzählt. Warum ist das nicht mehr drin? Sie verdreht mir die Worte im … Mein Gott, ich sehe lächerlich aus!« Er spürte, wie Liz seine Hand ergriff und sie beruhigend drückte, und er bedachte sie mit einem verzweifelten Blick.
»Ist schon gut«, flüsterte sie.
»Das ist die Art von Rückständigkeit, die man nach drei Generationen der Inzucht mit Vettern und Cousinen erwarten muss«, sagte Mellanie vertraulich zu Alessandra.
In der Phoenix Bar herrschte schlagartig Totenstille.
»Also haben wir, das Commonwealth, seiner Meinung nach nicht nur nicht das Recht, wichtige Verteidigungsanlagen auf einem unbewohnten Berg zu errichten«, sagte Mellanie. »Aber warten Sie ab, was als Nächstes kommt.«
»Gütiger Gott!«, stöhnte Mark. Er wollte das Portal abschalten, wollte, dass die Sendung endete. Auf der Stelle. Am liebsten wäre er im Boden versunken.
Mellanie war wieder oben auf dem Pass bei der Blockade und sagte in eindringlichem Ton: »Wenn Sie sich dem entgegen stellen, handeln Sie doch wohl gegen die Interessen der Menschheit.«
»Wenn das gegen die Interessen der Menschheit sein soll, dann weiß ich es nicht«, erwiderte Mark und grinste dümmlich. »Die Entscheidung, die Station hier in den Dau’sings zu errichten, wurde von einer Bande von Bürokraten getroffen, weiter nichts.«
Das Bild wechselte ins Studio, und Mellanie zuckte resignierend mit den Schultern angesichts derartig offenkundiger Borniertheit.
»Miststück!«, brüllte Mark wütend. Er sprang auf, und sein Weinglas zerschellte auf dem Steinboden. »Du verdammtes Miststück! So habe ich das nie gesagt!«
Alles in der Bar hatte aufgehört zu reden und starrte ihn an. Alessandra Barrons Show war vom Portal verschwunden und zeigte nun das New Oxford Golf Einladungsturnier. »Genug von diesen Schlaumäulern, die alles
Weitere Kostenlose Bücher