Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
kleines silbernes M prangte kurz über dem Rocksaum. Sie besaß breite Schultern und einen durchtrainierten Bauch. Ihre Cowboystiefel besaßen flache Absätze; trotzdem war sie auf Augenhöhe mit Mark. Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin Mel.«
»Mark.« Er versuchte, nicht zu viel in den körperlichen Kontakt zu interpretieren. Sie war sehr viel selbstbewusster und intelligenter als die meisten jungen Firstlifer in Randtown.
»Dann sind Sie den ganzen Weg hierher gekommen, um das Fußballspiel zu sehen?«, fragte sie.
Mark errötete angesichts dieser Neckerei und der Art und Weise, wie ihre Augen nicht eine Sekunde von den seinen abließen, und diese Nähe – er hielt noch immer ihre Hand. »Oh, mein Gott, nein! Ich bin hier, um Simon Rand zu unterstützen. Und den Rest der Stadt.«
»Ich verstehe.« Sanft entzog sie ihm ihre Hand. »Sind die anderen Stadtbewohner auch alle für diese Blockade?«
»Ja, absolut. Es ist unerhört, was man uns hier vor die Nase setzen will. Diese Sache muss verhindert werden!«
»Was denn, Sie wollen verhindern, dass man den Wurmloch-Detektor baut?«
»Das ist richtig. Und wir werden sie daran hindern! Unsere Ideale sind nur sicher, wenn wir alle zusammen dafür einstehen.«
Auf ihrem wunderschönen Gesicht zeigte sich ein leichtes Stirnrunzeln. »Ich bin noch nicht so lange hier, aber ich sehe, dass sich die Menschen von dem einfachen Leben angezogen fühlen. Was genau sind diese Ideale, für die Sie alle einstehen?«
»Genau das. Ein einfaches, grünes Leben im Einklang mit der Natur.«
»Aber das wird die Navy doch wohl nicht bedrohen, oder? Die Station soll kilometerweit außerhalb der Stadt errichtet werden, oben in den Bergen, wo sie niemandem schadet. Und das Commonwealth muss wirklich wissen, ob die Primes ein Wurmloch innerhalb unserer Grenzen öffnen.«
»Es ist das Prinzip, um das es hier geht. Die Station wird mit Hilfe von Fusionskraftwerken betrieben, und das ist das genaue Gegenteil von allem, woran wir glauben. Wir wurden nicht einmal gefragt. Sie haben sich einfach auf den Highway gesetzt und sind hergekommen, um die Station zu bauen, ohne unsere Erlaubnis.«
»Brauchen sie denn eine Erlaubnis dazu?«
»Selbstverständlich. Die gesamten Dau’sing Berge gehören zur Rand Foundation, und nukleare Energie ist strikt verboten.«
»Ich verstehe. Aber die Navy braucht wirklich ganz dringend eine Reihe von Wurmloch-Detektoren auf dem südlichen Kontinent, um das gesamte System lückenlos zu machen. Wenn Sie sich dem entgegen stellen, handeln Sie gegen die Interessen der Menschheit.«
»Wenn das gegen die Interessen der Menschheit sein soll, dann weiß ich es nicht«, erwiderte Mark, was ihm ein aufmunterndes Lächeln einbrachte. »Die Entscheidung, die Station hier in den Dau’sings zu errichten, wurde nicht von der Bevölkerung getroffen, sondern von einer Bande von Bürokraten, die Stecknadeln in eine Karte gesteckt haben. Sie scheren sich nicht um die Belange der Leute, die hier leben; sie haben sich wahrscheinlich nicht einmal die Mühe gemacht, unsere Regeln und Gesetze nachzuschlagen. Mit dieser Blockade wollen wir nichts weiter bezwecken, als dass sie unsere Bedürfnisse berücksichtigen. Und wie es aussieht, haben sie bereits angefangen, wegen anderer Energiequellen zu verhandeln.«
»Das wusste ich nicht.«
»Nun ja, es ist auch nicht offiziell. Aber ja.«
»Würde das nicht mehr kosten?«
»Das Budget der Navy ist so gewaltig, dass niemand es überhaupt merken wird. Außerdem besteht ihre Aufgabe doch wohl darin, unsere Art zu leben zu beschützen. Das ist ein wenig mehr Geld wert, meinen Sie nicht?«
»Ich schätze, so ist es.«
»Und, äh, wie lange sind Sie schon bei uns in der Stadt? Ich habe Sie noch gar nicht gesehen?«
»Ich bin gerade erst angekommen.«
»Nun ja, wenn Sie hier bleiben und verschiedene Arten von Extremsport ausprobieren wollen, dann kenne ich ein paar Hotels, wo noch Plätze frei sind.«
»Das ist wirklich sehr süß von Ihnen, Mark, aber ich finde mich schon allein zurecht, danke sehr.«
»Oh. Ja. Richtig. Bitte entschuldigen Sie.« Plötzlich fiel ihm wieder ein, dass er das Picknick für seine Familie hatte holen wollen. »Nun ja, ich schätze, wir sehen uns dann.«
Sie verzog die Lippen zu einem Schmollmund. »Ich freue mich schon darauf.«
An jenem Abend ließen sie Barry und Sandy bei den Kindern der Baxters im Highmarsh Valley schlafen, sodass sie einen freien Abend in der Stadt verbringen
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