Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
mies reden«, grollte China, und die OCTattoos auf seinem kahlen Schädel leuchteten rot. »Du setzt dich wieder hin, Mark, und beruhigst dich. Wir haben alle gesehen, dass der Bericht verstümmelt und zusammengeschnitten war. Ich gebe dir ein neues Glas Wein aus, aufs Haus.«
Liz packte ihren Mann am Handgelenk und zog ihn aufs Sofa zurück. »Das kann unmöglich legal sein«, sagte er. »Das gibt es doch gar nicht!« Die Empörung wich allmählich Schock.
»Kommt darauf an, ob du es beweisen kannst oder nicht«, entgegnete Yuri ernst. »Wenn du unbedingt vor Gericht deine Erinnerungen an dieses Interview abspielen willst, dann kannst du beweisen, dass sie ihren Bericht an den entscheidenden Stellen verfälscht haben. Wenn nicht …« Er verstummte unter Olgas bösen Blicken.
»Mach dir keine Gedanken deswegen«, sagte Liz tröstend. »Alle hier kennen dich, und sie können sich denken, dass das Interview ein Schwindel ist. Es ist die Reaktion auf unsere Blockade. Sie versuchen, Simon unter Druck zu setzen, damit er den Konvoi passieren lässt. Newtons Gesetz von der Politik.«
Mark ließ den Kopf in die Hände sinken. Sein E-Butler meldete, dass Carys Panther erneut in der Leitung wartete. Genau wie Simon Rand. Von überall in der Unisphäre kamen Nachrichten herein, mehrere tausend in jeder Sekunde, adressiert an seine öffentliche Mailbox. Es schien, als hätte jeder die Show von Alessandra Barron und Mellanie Rescorai gesehen und wollte ihm nun sagen, was er von ihm hielt. Und es war nichts Freundliches.
Die Hitze schien mit jedem Schritt zuzunehmen, zusammen mit der Feuchtigkeit. Ozzie war einigermaßen überrascht deswegen. Er hatte inzwischen genügend Silfen-Pfade zwischen den Welten durchwandert, um zu wissen, dass die Übergänge sehr subtil und unmerklich stattfanden. Die Schwelle zwischen den Welten war kaum wahrnehmbar. Nicht so dieses Mal.
Sie waren auf der zweiten Welt nach dem Geisterplaneten durch einen Laubwald gewandert. Es war Hochsommer; Wildblumen bildeten einen leuchtend pastellfarbenen Teppich unter ihren Füßen. Palmen und riesige Farne mischten sich unter die Bäume, und der Geruch wurde mit jedem Schritt stärker – Ozzie benötigte eine Weile, um ihn einzuordnen. Das Meer. Es war lange her, seit er zum letzten Mal das Meer gerochen hatte. Keiner der Silfen-Pfade hatte bisher auch nur in die Nähe des Meeres geführt.
Außerdem wurde es heller; starkes Sonnenlicht mit einer Spur Indigo. Ozzie fischte seine Sonnenbrille aus der Brusttasche.
»Wir sind wieder woanders, oder?«, fragte Orion eifrig. Er blickte sich staunend um und betrachtete die dicken Blätter an den Bäumen. Selbst das Unterholz wuchs dichter, und das Gras war höher und von dunklerem Grün. Ranken hatten die Baumstämme umschlungen und trugen gelbe und weiße Blüten.
»Sieht so aus«, antwortete Ozzie zuversichtlich. Als er sich nach dem Knaben umwandte, sah er, dass der Pfad hinter ihnen eine scharfe Kurve beschrieb, doch sie waren im Laufe der letzten Stunden mehr oder weniger ununterbrochen geradeaus gewandert. Orion war es nicht aufgefallen; er hielt seinen Talisman in die Höhe und studierte ihn angestrengt. Nach der Geisterwelt hatte er ihn von Ozzie zurückverlangt. Die Erfahrung dort hatte die Meinung des Knaben über die Silfen erneut geändert. Sie würden niemals wieder seine über alle Zweifel erhabenen Idole sein, doch er begann, sie als richtige Aliens zu akzeptieren. Ozzie vermutete, dass es ein Zeichen von Erwachsensein bedeutete.
»Sind Silfen in der Nähe?«, fragte er.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Orion nachdenklich. »Ich habe den Talisman noch nie so gesehen. Er leuchtet ganz grün.« Er hielt den Anhänger hoch, um ihn Ozzie zu zeigen. Das kleine exotische Schmuckstück leuchtete in strahlendem Smaragdgrün am Ende seiner Kette. »Glaubst du, es bedeutet, dass hier irgendetwas anderes ist?«
»Ich habe keine Ahnung, was es bedeutet«, antwortete Ozzie wahrheitsgemäß.
Die Palmen standen vereinzelter, und das Gras reichte ihnen bis zu den Knien. Tochee musste sich richtig anstrengen, um auf seinen Kämmen durch das anhaftende Gras voranzukommen. Ozzie blieb verwirrt stehen; plötzlich war der Pfad verschwunden, und nichts mehr außer dem Gras war zu erkennen und der Spur, die sie hinterlassen hatten. Ohne den Schutz der Bäume über sich spürte er, wie die fremde Sonne auf seiner ungeschützten Haut brannte. Der Boden unter seinen Stiefeln war abschüssig. Vor ihnen erstreckte
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