Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
die nächsten paar Stunden genießen.
Die Lagerhäuser waren kein so großes Ärgernis für Adam wie die Bezirke voller Bürohäuser, die sich entlang der Südseite von LA Galactic hinzogen. Er hasste die unüberschaubare Vielzahl von Transport- und Speditionsfirmen, die in parasitärer Bindung an das CST Schienennetz überlebten. Sie waren die wirklichen Kapitalisten in dem System. Sie produzierten nichts und bereicherten sich an denen, die in der Produktion arbeiteten. Nicht, dass die arbeitende Bevölkerung heutzutage noch eine Klasse im Sinne der marxistischen Definition gebildet hätte, wie er einräumen musste. Es waren ausnahmslos Ingenieure, die kybernetische Systeme reparierten und warteten. Doch trotz all der Veränderungen und unbestreitbaren Verbesserungen, die Automation und Konsumerismus dem Lebensstandard des Proletariats beschert hatten, eines war gleich geblieben: die finanzielle Machtstruktur, die die menschliche Rasse beherrschte. Eine kleine Minderheit kontrollierte den Reichtum von Hunderten von Welten und umging, bestach oder kaufte ganze Regierungen, um ihre Vorherrschaft zu sichern. Und hier war er, lebte mitten zwischen ihnen, ein eifriger Konsument ihrer Produkte, beeindruckt und verschüchtert von ihrer schieren Größe, und den Sinn seines Lebens hatte er nahezu aus den Augen verloren, während er mehr und mehr von sich an Johanssons Sache verkaufte. Eine Sache, die ihm nun eine ganze Menge Sorgen bereitete. Es war nichts, worüber er mit irgendjemandem gesprochen hätte – Mit wem konnte er schon darüber reden? –, doch er musste sich der einschüchternden, erschreckenden Tatsache stellen, dass Bradley Johansson vielleicht am Ende doch Recht hatte mit seinem Starflyer. Die ganze Prime-Krise war einfach zu unheimlich; es gab schlicht zu viele aufeinander folgende Zufälle: die Mission der Second Chance , die verschwundene Barriere, das Höllentor, der Anschlag in Venice Coast. Adam war sicher, dass es zum Krieg kommen würde, und er wusste nicht, auf welcher Seite die Regierung des Commonwealth stehen würde.
Und so ging er diesmal ohne seinen üblichen Zynismus an die Aufgabe, Johanssons Ausrüstung zusammenzustellen. Die Partei hatte er inzwischen seit langer Zeit gemieden; er half keiner Fraktion auf keinem Planeten. Es waren allein die Guardians, die seine volle Aufmerksamkeit erhielten. Verrückte, enthusiastische, hingebungsvolle junge Leute von Far Away, die sich auf ihren Kreuzzug begaben und nicht die geringste Ahnung hatten, wie das Commonwealth hinter den Kulissen funktionierte. Sie waren diejenigen, die er beschützte, die er führte wie ein alter Mystiker, der den Menschen das Nirwana am Ende der Straße versprach. Nur, dass es heute so aussah, als würde Stig es nicht schaffen.
Der Wagen brachte Adam über die internen Highways zum Arlle District, zweihundertfünfzig Quadratkilometer Lagerhäuser im Osten von LA Galactic. Die eintönigen Kompositbauten waren in einem perfekten Gitternetz ausgerichtet. Einige von ihnen waren so groß, dass sie einen ganzen Block einnahmen, während andere Blocks aus bis zu zwanzig Einzelgebäuden bestanden. Sie alle besaßen leichte Wände aus Kunststoff und schwarze Solardächer sowie klobige Klimaanlagen, die aus Wänden und Kanten ragten wie mechanische Krebsgeschwüre, deren leuchtende Wärmetauscher im heißen Sonnenlicht orangefarben glühten. Es gab keine Bürgersteige, und Personenkraftwagen waren auf diesen Straßen eine Seltenheit. Vans und Trucks waren überall und ihre Fahrer vierundzwanzig Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche zwischen Ladebuchten und einer Verladestation unterwegs. Doch zumindest gab es in diesem Distrikt eine physische Bewegung von Gütern und nicht das Handeln und Geld machen wie in den Büros. Das machte es normalerweise erträglich für ihn.
Adam fuhr auf den Frachthof von Lemule’s Max Transit Warehouse, einem mittelgroßen Gebäude, das eine Fläche von sicherlich fünfzehntausend Quadratmetern einnahm. Bjou McSobel und Jenny McNowak arbeiteten dort. Lemule’s hatte einen Lieferkontrakt für eine Supermarktkette auf fünf Phase-Zwo-Welten und versorgte sie mit Packmodulen. Die Kisten stapelten sich bis auf halbe Höhe der gewaltigen Halle, während sie darauf warteten, verschifft zu werden. Tieflader und Gabelstapler glitten durch die Gänge zwischen den hohen Metallregalen und verteilten Farmausrüstung, Zimmermannswerkzeuge, Gpbots, Hologrammportale für heimische Wohnzimmer und hundert
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