Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
augenblicklich in den verschiedensten Stadien der Pflückbewegung erstarrt.
Es war erst der dritte Tag der Weinlese, und jetzt schon hatte es zwei Ausfälle auf seinem eigenen Weinberg gegeben. Die Anrufe der Nachbarn wegen mechanischer Probleme häuften sich und wurden zunehmend verzweifelter. Mark schlüpfte in die Lücke zwischen den Reben und der Seite der Maschine und öffnete das Wartungspaneel für den Lademechanismus. Genau wie zuvor war ein Stück Rebe durch das Transportrohr gelangt und hatte sich um verschiedene Zahnräder und Rollen gewickelt. Die Scheren am Ende der Pflückarme waren dafür verantwortlich; sie zogen die Ranken nach innen. Es war wie überall im Leben, wenn man es genau betrachtete: ein Softwareproblem. Er würde für das nächste Jahr rechtzeitig einen Patch schreiben müssen, damit das Programm besser unterscheiden konnte. Bis dahin mussten eine einfache Baumschere und menschliche Hände die Reben zerschneiden und herausziehen. Zerquetschte Grencham Berries machten das ganze Prozedere langsam und glitschig.
»Sieh dir das an, Dad!«, rief Barry unvermittelt.
Mark zerrte die letzten Fetzen Ranke aus dem Zuführmechanismus und blickte in die angegebene Richtung. Jemand raste mit halsbrecherischer Geschwindigkeit über die Geröllpiste am Boden des Tals, ein flaches graues Fahrzeug, das eine gewaltige Staubfahne hinter sich her zog.
»So ein Idiot!«, grunzte er. Er setzte das Inspektionspaneel wieder ein und drehte die Sicherungsschrauben mit einer mittleren Zange fest. Sein E-Butler übermittelte der Pflückmaschine das Kommando, die Arbeit wieder aufzunehmen, und langsam kam Bewegung in die Arme. Scheren schnitten die Stängel oberhalb der Trauben ab, und andere Arme packten sie und schoben sie in den Zuführungsmechanismus. Langsam gewann der Prozess an Geschwindigkeit. Mark nickte befriedigt und zog seine Sonnenbrille aus der Brusttasche des Overalls.
»Sie kommen zu uns, Dada!«, rief Sandy aufgeregt.
Der Wagen hatte seine Fahrt verlangsamt und war in die Einfahrt zum Weingut der Vernons eingebogen. Er sah ganz und gar nicht danach aus, als gehöre er einem der Bewohner von Randtown.
»Dann los, kommt mit«, rief Mark den Kindern zu. »Gehen wir ihm entgegen.«
Sie duckten sich zwischen den Reben, während sie in Richtung Einfahrt rannten und nach Panda riefen. Die Hündin jagte Wobes, das einheimische Äquivalent von Feldmäusen. Mark erreichte das Ende der Reihe und erhaschte zum ersten Mal einen ungestörten Blick auf den schicken Sportwagen, der sich dem Haus näherte. Die schnittige Form ließ ihn ahnen, wer hinter dem Steuer saß.
Der MG kam neben dem Ables Pick-up zum Stehen, und das Fahrwerk senkte sich aus der erhöhten Position für unebenes Gelände ab, sodass die Räder wieder unter dem Chassis verschwanden. Eine Flügeltür glitt nach oben, und Carys Panther stieg aus. Sie trug einen schicken Wildlederrock und kostspielige, handgefertigte Cowboystiefel sowie eine einfache weiße Bluse. In der linken Hand hielt sie einen taubengrauen Stetson.
Barry jauchzte und stürzte nach vorn. Sandy lächelte glücklich. Es war immer aufregend, wenn Tante Carys zu Besuch kam.
»Schickes Stück Blech«, sagte Mark sardonisch.
»Oh, der? Er gehört der Frau meines Liebhabers.« Carys winkte abfällig in Richtung des Sportwagens.
Mark richtete den Blick übertrieben resigniert gen Himmel. Ohne richtigen Auftritt ging es nicht bei Carys.
Keines der beiden Zimmermädchen, die um elf Uhr das Frühstück hereinbrachten, würdigte Mellanie auch nur eines Blickes. Sie stellten die großen Tabletts auf den Tisch und gingen nach draußen.
»Fickt euch!«, rief Mellanie ihnen hinterher, nachdem sich die Tür wieder geschlossen hatte. Sie ging zu den Tabletts und hob die silbernen Glocken von den Tellern. Der Zimmerservice mochte Mist sein, doch die Küche hatte sicherlich ihre vier Sterne verdient. »Los, hau rein«, sagte sie zu Dudley.
Er setzte sich ihr gegenüber, nervös wie ein Schulkind vor dem Direktor. Sie erinnerte sich noch ziemlich genau an dieses Gefühl.
»Was willst du von mir?«, fragte er.
»Deine Story.«
»Ist das alles, was ich für dich bin? Eine Story?«
»Wir sind letzten Endes alle nichts weiter als Storys. Ich will dir helfen, Dudley, ganz ehrlich. Wenn du endlich mit dem zurande kommst, was passiert ist, dann wird dein Leben viel glücklicher sein. Ich denke, ich kann dir dabei helfen. Ganz ehrlich, ich kann dir helfen.«
»Und was ist mit
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