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Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Titel: Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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erhalten hätte, die ihn zu einem zwanghaft von seiner Arbeit und seiner Familie Besessenen gemacht hatte. Doch Justine besaß noch die Erinnerungen aus ihrer Kindheit. Damals war er selten vor zehn oder elf Uhr Abends von der Wall Street nach Hause gekommen und hatte Wochenende für Wochenende mit Computerbildschirmen als einziger Gesellschaft in seinem Büro verbracht. Er war schon immer so zielgerichtet gewesen und hatte seine menschlichen Bedürfnisse auf ein Minimum beschränkt. Mit dem technologischen Fortschritt hatte er sich mehr und mehr Inserts und Verarbeitungsarrays zugelegt, die ihn auf der Höhe der Zeit hielten, was die Finanzmärkte des gesamten Commonwealth betraf.
    Eine halbe Stunde nach Gore fuhr Campbell Sheldon vor. Justine begrüßte ihn mit einem halbwegs aufrichtigen Lächeln. Er war einer von Nigels Ururenkeln, der jüngste von drei Brüdern einer Urenkelin aus direkter Linie. Das verlieh ihm einen gewissen Rang in der Sheldon-Familie, und da er sich für eine Karriere bei CST entschieden hatte, war er bis zum Director for Advanced Civil and Commercial Projects aufgestiegen. Nigel war eisenhart, was die Beziehungen der Familie anging – sie öffneten lediglich die Eingangstür, doch von dort aus musste man sich alleine weiterkämpfen und sich seine eigenen Sporen verdienen.
    Campbell hatte eine Menge Assistenten dabei, doch das war alles. Justine erinnerte sich daran, dass sie seine schnörkellose, nüchterne Art bereits bei ihrer letzten Begegnung genossen hatte. Heute war Campbell auf halbem Weg zwischen zwei Rejuvenationen und besaß ein körperliches Alter von etwa vierzig Jahren. Ein schmaler mausbrauner Bart bedeckte seine Wangen, die ein wenig rundlich wirkten, und er hatte definitiv einige charakteristische Merkmale von Nigel geerbt: die tief liegenden Augen, die kleine Nase, das dunkelblonde Haar. Hinter und unter seinen Ohren trug er ein paar diskrete, platinfarbene OCTattoos.
    Er küsste Justine flüchtig auf beide Wangen und begrüßte sie mit einem »Du siehst fabelhaft aus«.
    »Danke sehr. Ich denke, ich war wohl gerade reif für eine Rejuvenation, als wir uns das letzte Mal begegnet sind.«
    »Die Party auf der Jacht des Senators von Muang, wenn ich mich recht entsinne. Die Eröffnungsfeier für die Braby Bridge. Ballonfische flogen über die Jacht wie bei einem Rennen.«
    »Meine Güte, du bist ziemlich gut vorbereitet, wie? Ich sehe schon, ich werde die ganze Nacht investieren müssen, um mich auf den gleichen Erinnerungsstand zu bringen.«
    »Ich hoffe doch, dass es nicht die ganze Nacht dauern wird. Das wäre ein verschwendeter Abend.«
    »Ah. Ich erinnere mich auch noch an diesen Teil von dir.« Justine gestikulierte einladend in Richtung des Haupthauses.
    »Was soll ich sagen? Ich bin ein Sheldon. Ich habe einen Ruf zu wahren.«
    »Warst du nicht beim letzten Mal auf der Jacht mit dieser Rocksängerin zusammen?«
    »Ah, die liebe Callisto. Wir haben uns nicht lange danach getrennt, fürchte ich. Sie hat mich wegen eines Schlagzeugers verlassen.«
    »Sie hat sich nach einem Mond benannt?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Es war wohl gerade angesagt damals.«
    »Und was ist heute angesagt? Asteroiden? Kometen?«
    Campbell lachte auf; dann blieb er unvermittelt stehen und betrachtete das Haus. »Ist das tatsächlich Drycoral? Hier unten auf der Erde?«
    »Ja. Bitte verrate uns nicht an die Feds. Das Haus ist älter als die meisten Familienmitglieder.«
    »Ich bin leicht zu bestechen. Ein stiller Drink in einer diskreten Nische zu später Stunde. Ein gemeinsames Bad bei romantischem Kerzenschein. Ein wenig Liebe in einem großen französischen Bett.«
    Justine erwiderte sein Lächeln. »Ich würde vielleicht über ein Bad in einem Gebirgssee mit dir nachdenken. Wir haben mehrere auf dem Gelände.«
    »Mein Gott, wie sadistisch du bist. Hier in Washington, mitten im Frühling? Hast du überhaupt eine Ahnung, was so kaltes Wasser mit einem Mann macht?«
    »Ich bin ganz verrückt darauf, es herauszufinden.«
    »Okay. Aber danach erwarte ich den erwähnten Drink. Welche Form hat das Wochenende?«
    »Streng formlos. Die grundsätzliche Entscheidung über die Gründung der Raumfahrtbehörde wurde bereits durch das ExoProtectorate Council gefällt. Jetzt geht es nur noch um ein paar politische Einzelheiten, um die Dinge zum Laufen zu bringen, bevor der Senat zustimmt. Wenn ich vorschlagen dürfte … Es verschafft dir eine exzellente Gelegenheit, deine Chancen bei Patricia Kantil

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