Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
sondern nur Familienquote. Sie verfügt über einen kleinen Treuhandfonds, aus dem sie genügend Geld bezieht, um nicht arbeiten zu müssen, doch ein Leben in der High Society kann sie sich damit nicht so recht leisten. Sie hat im letzten Jahr die Highschool abgeschlossen, aber sich noch nicht für eine Universität entschieden. Man munkelt insgeheim, dass sie bei ihrer ersten Rejuvenation ihr Gehirn ein wenig resequenzieren lassen will. Ihr IQ ist nicht gerade ein strahlender Stern am Himmel der Genies. Sie hatte ein paar Freunde, alle von gleichermaßen unbedeutendem Status, und schläft gegenwärtig mit … ah … Patricia Kantrill. Ist das der Grund für deinen Anruf?«
»Genau. Ich habe dieses Wochenende ein paar wichtigere Halgarths hier. Ich weiß nicht, ob Patricia sich ihre Stimmen bereits gesichert hat. Es könnte zu einem Problem werden, wenn sie die Beziehung zwischen den beiden falsch interpretieren.«
»Beruhige dich, Darling. Du hast das nicht von mir, aber EdenBurg reiht sich bereits hinter Doi ein. Damit hat sie sechs der Big 15. Ich glaube nicht, dass Patricia und Isabella ein Hindernis für dich darstellen werden.«
»Die Halgarths unterstützen also doch Dois Kandidatur? Meinen Glückwunsch, du hast bessere Verbindungen als ich. Danke. Ich kann wirklich keinen Schreck wie diesen in letzter Sekunde gebrauchen. Du hast etwas gut bei mir.«
»Das habe ich, ich weiß. Das nächste Mal, wenn ich einen wichtigen Prominenten für ein Dinner brauche …«
»Dann werde ich dort sein.«
Gerhard Utreth war der Nächste, ein Mitglied der Braunt-Familie in der vierten Generation, den Gründern der Democratic Republic of New Germany. Er war Anwalt und hatte sich aus dem Management und den finanziellen Angelegenheiten der Familie zurückgezogen, um beim Justizministerium des Planeten zu arbeiten. Vor Jahrzehnten war er Senator der DRNG beim Commonwealth gewesen. Er war sogar irgendwann einmal mit einer Burnelli verheiratet gewesen, und die Ehe hatte zwei In-Vitro-Kinder hervorgebracht. Nicht, dass Justine damit rechnete, dass das im Laufe des Wochenendes etwas zählte, doch es machte Gerhard zu einem potentiellen Verbündeten.
Sie hatte auch Larry Frederick Halgarth eingeladen, der aus der dritten Generation seiner Dynastie stammte. Er traf zusammen mit Rafael Columbia ein, der eine unausweichliche Nebenwirkung dieses Wochenendes darstellte. Doch als die Einladung ausgesprochen worden war, hatte Larry darauf bestanden, Natasha Kersley mitzubringen, und sie war die dritte Insassin der Limousine. Als Justine ihren Namen durch die Datenbank der Burnellis schickte, zog sie eine Niete. Natasha war kein Mitglied irgendeiner wichtigeren Familie. Allerdings hatte Justine auch niemals vom Commonwealth Special Science Supervisory Directorate gehört, dessen Leiterin Natasha war, und Larry schwieg sich aus. Mehr als »Es beschäftigt sich mit theoretischen Waffenstudien. Exotischen Waffen« war nicht aus ihm herauszubringen.
Zwei weitere Senatoren vervollständigten die Versammlung dieses Wochenendes. Crispin Goldreich, dessen Stellung in der Commonwealth Budget Commission großen Einfluss über die anfänglichen Arrangements des gesamten Projekts Raumfahrtagentur nach sich zog. Justines Informationen beschrieben ihn als sanften Skeptiker, aber wie sie wusste, gab es kein solches Tier in der Politik. Er fischte nach irgendetwas.
Und letztlich war da noch Ramon DB, der Senator des Planeten Buta, auch wenn er bemerkenswerterweise nicht Mitglied der Familie Mandela war, welche diese Big 15 Welt gegründet hatte. Stattdessen war er der Anführer der afrikanischen Clique im Senat, was ihm eine respektable Machtbasis verschaffte. Außerdem war er zwölf Jahre lang mit Justine verheiratet gewesen, doch das lag inzwischen achtzig Jahre zurück.
»Erinnerst du dich noch an mich?«, fragte Justine schüchtern, als er aus dem Wagen stieg.
Statt einer Antwort schlang Ramon die Arme um sie und drückte sie herzlich an sich. »Verdammt, du siehst echt scharf aus in diesem Alter«, murmelte er leise. Er hielt sie auf Armeslänge von sich, betrachtete sie von oben bis unten, und ein melancholischer Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. »Können wir nicht noch einmal heiraten?«
Jetzt war sie an der Reihe, ihn zu mustern. Seine traditionelle Robe besaß einen wundervollen regenbogenfarbenen Saum aus semiorganischer Faser, der sich ständig bewegte, als wehe eine sanfte Brise hindurch. Nicht, dass diese Bewegung die Art und
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