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Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Titel: Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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begann sich bereits in spitzbübische Locken zu ringeln, nachdem er mit einem ultrakurzen Soldatenschnitt aus dem Tank gestiegen war. Doch die schiere Anzahl und Komplexität der OCTattoos in seinem Gesicht bedeutete, dass sie nahezu miteinander verschmolzen und es komplett verdeckten. Seine Haut leuchtete golden wie die vierundzwanzigkarätige Totenmaske eines alten ägyptischen Königs. »Als würde ich es wagen, mich daneben zu benehmen, wenn du mir ständig im Nacken sitzt.«
    »Wie geht es Mom?«
    Gore verdrehte die Augen; wenigstens sie wirkten auf den ersten Blick normal. »Woher zur Hölle soll ich das wissen? Sag du mir, wer sie war; ich habe die Erinnerung an sie vor mehr als einem Jahrhundert gelöscht.«
    »Lügner.« Justine sah, wie sich die Leibwächter ein wenig anspannten; sie waren es wahrscheinlich nicht gewöhnt, dass jemand in diesem Ton mit ihrem Boss redete. Doch Justine war Gores erstgeborene Tochter, vollkommen natürlich empfangen und geboren, anders als die mehr als fünfzig weiteren Kinder, die ihr und ihrem Bruder gefolgt waren. Damals war Gore ein einfacher Milliardär gewesen, der den Reichtum zweier alter amerikanischer Familien geerbt hatte, nachdem sich seine Eltern zusammengetan hatten. Durch eine Reihe geschickter Einschätzungen und Vorhersagen sowie nicht geringen politischen Einfluss hatte sich sein Vermögen im Gleichklang mit der Expansion der Menschheit in den Phase-Eins-Raum vermehrt. Die Burnellis waren, wie alle Großen Familien auf der Erde, der lebende Beweis dafür, dass Geld noch mehr Geld gebiert. Dawson Knight, die Anwaltskanzlei und Managementfirma im Zentrum des finanziellen Familienimperiums, wurde nahezu ausschließlich von Familienmitgliedern geführt. Der einzige Grund für ihre Existenz war die Akkumulation von noch mehr Reichtum und der Schutz des Geldes, das bereits existierte. Die Burnellis besaßen Holdings auf jedem Planeten des Commonwealth, angefangen bei Zehntausenden von Hektar strategisch gelegener Grundstücke entlang der Außenbezirke der Phase-Drei-Hauptstädte bis hin zu ganzen Blocks mit Industrieanlagen auf jeder der Big 15 Welten, von Transportfirmen über Handelsketten und Banken bis hin zu Startup-Unternehmen, die sich ausschließlich mit Hightech befassten. Von allem, was Profit abwarf oder ihn eines Tages abwerfen würde, hatten sie sich bereits ganz zu Anfang des Spiels eine große Scheibe abgeschnitten.
    Justine hatte im Laufe der Jahrhunderte großen Anteil an der Vermehrung des familiären Vermögens gehabt. Sie hatte nahezu jeden Job gemacht, vom Krisenmanager in den frühen Jahrzehnten bis zum Chefunterhändler bei Firmenübernahmen und noch später als politische Lobbyistin im Hintergrund. Nicht, dass sie jemals in die öffentlichere Rolle hätte schlüpfen mögen, die ihr Bruder inne hatte. Trotz alledem, trotz der Manöver und Manipulationen, die sie im Laufe der Jahrhunderte durchgeführt hatte, war Gore Burnelli der sakrosankte Mittelpunkt der stets wachsenden Burnelli-Familie geblieben.
    »Nun ja, ich habe Mom vor einem Monat gesehen«, sagte Justine. »Sie schickt dir liebe Grüße.«
    »Sie kommt nicht her, wie?« Gore blickte unvermittelt auf. Wie stets war seine virtuelle Sicht voll mit Finanzdiagrammen, Nachrichtenextrakten und Marktberichten von Dawson Knight auf der Suche nach Kaufoptionen, Futures, Land und Devisen. Wenn sich eine Gelegenheit bot, die Familie voranzubringen, ergriff er sie.
    »Nein. Du bist hier in Sicherheit«, antwortete Justine.
    »Gut. Ich gehe jetzt in meine Lodge. Aber ich möchte dich und deinen Bruder sehen, bevor es heute Abend losgeht.«
    »Ich sage Thompson Bescheid, sobald er eintrifft.« Gore und sein Gefolge aus Leibwächtern, Beratern und Assistenten marschierten zum Haupthaus. Zwei wunderschöne orientalische Frauen in knallengen weißen Mikrokleidern bildeten den Abschluss der Prozession. Sie waren entweder Zwillinge oder reprofiliert, um identisch auszusehen. Beide verneigten sich respektvoll, als sie Justine passierten, die sich gerade noch beherrschen konnte, um die beiden nicht böse anzustarren. In mancherlei Hinsicht war ihr Vater schrecklich berechenbar. Die Mädchen waren mit Sicherheit genauso in seinen Terminplan eingefügt wie eine geschäftliche Konferenz oder ein Essen. Jede Minute seines Tages war schon Wochen im Voraus in seinem persönlichen Planer vermerkt. Justine wusste von einer Menge Menschen, die mutmaßten, dass ihr Vater eine illegale psychoneurale Reprofilierung

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