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Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Titel: Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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eines zu sein: diskret.
    Gegen Freitag Nachmittag trafen die ersten Leute ein. Justine war bereits seit einem Tag da und überwachte die Vorbereitungen. Das war etwas, das sie nie allein ihrem Personal überließ, wenn es um eine Veranstaltung auf diesem Niveau ging. Sorbonne Wood bestand aus einem großen Haupthaus, ursprünglich aus Stein und Beton, der inzwischen gründlich mit Drycoral überwuchert war, eines der ältesten derartigen Häuser auf der ganzen Erde. Die Drycoral war vor mehr als zweihundert Jahren gepflanzt worden. Die beiden einheimischen Farben, Lavendel und Beige, die über die Wände und das Dach wuchsen, wirkten nahezu fahl und geschmacklos angesichts der Varietäten, die GM verfügbar gemacht hatte. Auch ließen die geflochtenen Außenseiten die kunstvollen Texturen vermissen, und die älteren Bereiche waren bereits arg verwittert; daher hatte das Gartenpersonal für beständiges Wachstum gesorgt. Inzwischen waren die Stränge einen Fuß dicker als die ursprünglichen Wände des Hauses, was die großen Fenster beinahe organisch wirken ließ, so sehr waren sie eingesunken. Die Environment Commissioner der UFN würden zweifellos die Entfernung anordnen, verbunden mit einer saftigen Strafe, sollte jemand anderes auf den Gedanken kommen, eine nicht-irdische Pflanze so stark wuchern zu lassen – doch kein gewöhnlicher Environment Commissioner erhielt jemals Gelegenheit, den äußeren Sicherheitsperimeter von Sorbonne Wood zu überschreiten und sich dem Haus auch nur auf Sichtweite zu nähern.
    Das Innere des Haupthauses bestand aus verschiedenen Empfangsbereichen, Entspannungseinrichtungen und Speisesälen. Familienmitglieder und Gäste wohnten in den Dutzenden von Lodges, die in einem weiten Halbkreis um die hinteren Gärten herum standen und vermittels rosenbedeckter Pergolen mit dem Haupthaus verbunden waren. Zumindest äußerlich hatte man bei diesen Nebengebäuden den Versuch unternommen, sie im Einklang mit den lokalen Bräuchen zu gestalten. Sie bestanden aus langen Stämmen und rindengedeckten Dächern, auch wenn das Innere hochmodern und luxuriös im Stil des vierundzwanzigsten Jahrhunderts eingerichtet war.
    Gore Burnelli war der Erste, der eintraf. Er fuhr mit seiner riesigen schwarzen Zil Limousine unter das weite geschwungene Dach des Carports. Auch wenn das sechsrädrige Monstrum elektrisch betrieben wurde, vermutete Justine, dass es gegen irgendein Umweltgesetz verstieß. Es war unglaublich schwer und wenigstens doppelt so groß wie ihr gegenwärtiges Jaguar Coupé. Hinter der Limousine kamen drei weitere Fahrzeuge mit Mitgliedern des Gefolges von Justines Vater, und ihr E-Butler meldete, dass soeben zwei weitere das kleine Dorf passierten, in dem das Personal des Anwesens wohnte.
    Justine trat aus dem Haus, um den alten Tyrannen zu begrüßen, als die hintere Tür des Zil geöffnet wurde und die Ausstiegsleiter ausfuhr. Zwei Gehilfen, die gleichzeitig als Leibwächter fungierten, stiegen als Erste aus. In ihren schicken schwarzen Anzügen und mit den verspiegelten Brillen sahen sie aus wie traditionelle Gangsterbosse. Justine zeigte keinerlei Emotionen bei ihrem Erscheinen. Sie wurden hier nicht gebraucht, und ihr Vater wusste das – tatsächlich war er wahrscheinlich mit Wetware aufgerüstet und viel gefährlicher, als es die Leibwächter jemals hätten sein können. Seine letzte Rejuvenation im biogenetischen Center der Familie hatte ein gutes Stück länger als üblich gedauert.
    Gore Burnelli erschien in der Tür der Limousine und schnüffelte die Luft. »Ah, dieses gottverdammte Seattle, dieser gottverdammte ewige Regen!«, grunzte er. Ein leichtes Nieseln hatte eingesetzt und ließ einen beständigen Strom von Wassertropfen über die Ränder des Schutzdachs auf die dort gepflanzten Koniferen niedergehen. »Ich weiß wirklich nicht, warum wir nicht das ganze verdammte Anwesen nach England verlegen! Das Wetter ist genauso; aber wenigstens ist das Bier dort besser!«
    Justine umarmte ihn liebevoll. »Hör auf damit, Dad. Dieses Wochenende wird für mich auch so schon schwer genug, ohne dass ich ständig darauf aufpassen muss, dass du nicht aus der Reihe tanzt.«
    Er unternahm einen Versuch, sie anzugrinsen, doch es war keine leichte Übung für ihn, nicht mit diesem Gesicht. Justine konnte seine ursprünglichen menschlichen Züge noch erkennen; als gewöhnlicher Zwanzigjähriger wäre er noch immer von geradezu atemberaubender Attraktivität gewesen. Sein dichtes blondes Haar

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