Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
wir. Jemanden zu schützen, mit dem wir eine Partnerschaft eingegangen sind, ist nicht das Gleiche, als würden wir auf einer alles umfassenden Ebene intervenieren. Dich, ein Individuum, zu beschützen, wird das Endergebnis dieses Ereignisses nicht beeinflussen.«
    »Und warum scherst du dich dann überhaupt um uns? Welchen Sinn hat das?«
    »Liebe kleine Mellanie, du kennst unsere Natur nicht.«
    »Ich betrachte dich als Person. Willst du sagen, dass du keine bist?«
    »Das ist eine interessante Frage. Gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts betrachteten viele Wissenschaftler und fortgeschrittenen Schriftsteller unsere Entwicklung als ein ›singuläres Ereignis‹. Die Geburt echter künstlicher Intelligenz mit den Mitteln, sich selbst zu vervielfältigen oder ihre eigenen Maschinen zu bauen, wurde mit beachtlicher Sorge betrachtet. Einige glaubten, dies wäre der Beginn eines echten goldenen Zeitalters, wo Maschinen den Menschen dienten und ihnen jeden körperlichen Wunsch erfüllten. Andere postulierten, dass wir die Menschen letztendlich vernichten würden, weil sie Rivalen und Konkurrenten sind. Nur wenige sagten voraus, dass wir eine augenblickliche exponentielle Evolution durchlaufen und uns in unser eigenes, unzugängliches Universum zurückziehen würden. Auch andere, noch wildere Ideen wurden präsentiert. Tatsächlich ist nichts von alledem eingetreten, obwohl wir uns die eine oder andere Facette von sämtlichen früheren Theorien zu Eigen gemacht haben. Wie hätten wir auch anders gekonnt? Unsere Intelligenz basiert auf den Fundamenten, die ihr Menschen geschaffen habt. In dieser Hinsicht ist es richtig, wenn du uns als Person betrachtest. Um die Analogie noch weiter zu treiben: Wir sind Nachbarn, nichts weiter. Wir sind den Menschen nicht treu ergeben, Mellanie. Du und deine Aktivitäten nehmen nur einen sehr, sehr kleinen Teil unseres Bewusstseins ein.«
    »Schon gut, schon gut. Ich kann glauben, dass du nicht gleich alles fallen lässt, um uns zu helfen. Aber willst du mir damit sagen, dass du nicht zu Hilfe kommen würdest, wenn MorningLightMountain versucht, uns auszulöschen?«
    »Ein großer Teil der Ausbildung jedes Anwalts besteht darin zu lernen, dass er einem Zeugen niemals eine Frage stellt, auf die er die Antwort nicht bereits kennt.«
    »Wirst du uns davor bewahren, ausgelöscht zu werden?«, fragte Mellanie resolut.
    »Wir haben noch keine diesbezügliche Entscheidung getroffen.«
    »Dann danke ich dir recht schön.«
    »Wir haben euch gewarnt. Aber wir glauben nicht, dass ihr die Ausrottung fürchten müsst. Wir glauben an euch, kleine Mellanie. Sieh dich selbst an: Du wirst den Starflyer bloßstellen, ob wir dir nun dabei helfen oder nicht, oder irren wir uns da?«
    »Das werde ich, ganz sicher.«
    »Wir sehen diese Entschlossenheit hundertmillionenfach bei euch Menschen. Ihr seid eine gewaltige Macht.«
    »Aber diese Hunderte von Millionen werden systematisch getäuscht und betrogen! Das ist etwas anderes. Es zerstört unsere Entschlossenheit.«
    »Wir denken, die Struktur eurer Gesellschaft enthält eine Vielzahl von selbst korrigierenden Mechanismen, sowohl im kleinen als auch im großen Maßstab.«
    »Das ist alles, was wir für dich sind? Laborratten, die in einem Käfig umherirren, damit du sie studieren kannst?«
    »Mellanie, wir sind ihr. Vergiss das nicht. Viele Teile von uns sind menschliche Bewußtseine, die in unseren Arrays gespeichert wurden.«
    »Na und?«
    »Dieses Segment von uns, das mit dir in Verbindung steht, ist dir sehr zugetan. Vertrau uns, Mellanie. Aber mehr noch: Hab Vertrauen in deine eigene Spezies.«
    Mellanies goldene virtuelle Hand knallte auf das Symbol der SI und beendete die Unterhaltung. Sie verbrachte mehrere Minuten in der Dunkelheit und dachte darüber nach, was die SI gesagt hatte. Seit Randtown hatte sie die SI wie die ultramoderne Version eines Schutzengels betrachtet. Jetzt war diese Fantasie gründlich und ein für alle Mal zerstört. Das machte sie unsicher und ängstlich.
    Mellanie hatte immer geglaubt, das Commonwealth würde den Starflyer und MorningLightMountain irgendwann besiegen. Es würde ein harter Kampf werden, doch sie würden letztendlich gewinnen. Während ihrer Arbeit für Alessandra Barron hatte sie Dutzende von Senatoren und ihre Assistenten kennen gelernt, und sie wusste, dass sie ständig auf der Jagd nach Wählerstimmen und günstigen Berichten waren. Doch trotz allem waren sie schlau und fähig und zuverlässig, wenn ein

Weitere Kostenlose Bücher