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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Ihnen eine Datei mit einem Einmal-Adresskode. Benutzen Sie ihn, wenn Sie mit uns in Verbindung treten müssen.«
    Die Verbindung endete, und Mellanie hatte eine Datei mit der Adresse in ihrem Eingangsfach. Eine Minute lang betrachtete sie das Symbol; dann befahl sie ihrem E-Butler, den Zugriff auf die Adresse zu verschlüsseln. Das war genau das, was eine richtige Agentin tun würde, für den Fall, dass sie je geschnappt wurde. Nachdem die Datei gesichert war, schlich sie auf Zehenspitzen zum Bett und legte sich neben Dudley, ohne ihn dabei zu wecken.

    Das Taxi ließ Mellanie bei 1800 Briggins aussteigen, einer langen Wohnstraße im Olika District. Sie lag einen Kilometer vom Seeufer entfernt und parallel dazu. Die Nähe zum Wasser machte die Luft feucht. Bungalows mit üppigem Rasen ringsum standen neben ummauerten Chalets, und an den meisten Kreuzungen befanden sich große Appartementhäuser, die aussahen wie kleine Luxushotels. Zahlreiche Sportboote besetzten die Parkplätze oder kleinen Carports, und Jetskis waren fast obligatorische Gartenverzierungen. Die Nebenstraßen wurden von schicken Restaurants, Bars und Boutiquen dominiert. Gut verdienende Angestellte und Medienleute hatten die Straße kolonisiert, und die Immobilienpreise lagen längst über den Möglichkeiten von Familien mit mittleren Einkommen.
    Mellanie war stets ein wenig überrascht, dass Paul Cramley hier lebte. 1800 war ein Bungalow aus lavendelfarbenen Drycoral-Bögen, die hell verspiegelte Fenster umrahmten. Der Grundriss war rund, und die Räume waren um einen zentralen Swimmingpool herum angeordnet. Mellanie hatte stets angenommen, dass Paul vom ersten Tag der Besiedelung Oaktiers an hier gewohnt hatte, inmitten einer riesigen Farm in irgendeiner vorgefertigten Aluminiumhütte, während rings um ihn herum Darklake City gewachsen war, und dass er nach und nach Ländereien an die Entwicklungsgesellschaften verkauft hatte. Nach allem, was sie von ihm wusste, gab es keine andere Möglichkeit, wie er sich diese Wohngegend sonst hätte leisten können. Paul war einer der ältesten Menschen, die Mellanie je kennen gelernt hatte. Er behauptete, auf der Erde geboren zu sein, in einer Zeit, bevor es die Wurmlöcher gegeben hatte. Sein Alter bedeutete, dass er jeden auf Oaktier kannte, der es verdient hatte – einfach, weil er älter war als alle anderen. Mellanie war ihm irgendwann einmal auf einer Party vorgestellt worden, die einer von Mortys Freunden gegeben hatte. Paul schien nichts anderes zu tun außer faulenzen. Es gab kaum eine angesagte Party in Darklake City, auf der Paul nicht irgendwie auftauchte. Eigenartiger noch war die Art und Weise, wie all die Leute auf diesen Partys ihm gegenüber auftraten. Morty hatte ihr einmal erzählt, dass Paul ein erstklassiger Webhead sei, der bis zu achtzehn Stunden am Tag im Interface mit der Unisphäre verbrachte. Er handelte mit Informationen, die nicht immer auf legale Weise erhältlich waren. Das machte ihn für eine gewisse Sorte von Leuten in der Firmenwelt ausgesprochen nützlich.
    Das Schloss am Tor summte, bevor Mellanie es überhaupt erreicht hatte. Sie ging hindurch und kam in einem kleinen Hof heraus, der zu der Haustür aus Holz führte. Einer von Pauls Nostats glitt über die ausgetretenen Platten, eine Alien-Kreatur, die an einen mobilen Pelzvorleger erinnerte. In seiner gegenwärtigen Gestalt war das Tier ein einfaches flaches Trapez, einen Meter breit mit einem Stummelschwanz. Auf der Oberseite war das gelbbraune Fell weich wie Seide, während die Haare sich auf der Unterseite zu Borsten mit der Konsistenz einer harten Bürste verdickt hatten. Sie waren stark genug, um den Leib des Wesens zu tragen, und sie kräuselten sich in präzisen Wellen, um es voranzubewegen. Es erreichte die Eingangstür und warf sich durch eine Katzenklappe. Mellanie blickte ihm verwirrt hinterher, als sein Körper die Form änderte, um hindurchzupassen. Es sah aus, als wäre der Pelz lediglich ein Sack um irgendeine Flüssigkeit herum. Auf der anderen Seite, hinter der Tür, hörte sie ein klagendes Winseln.
    »Wer hat dich denn so in Angst versetzt?«, fragte eine Männerstimme.
    Mellanie sah eine Gestalt hinter den Scheiben aus bernsteinfarbenem Glas, die in die Seite der Tür eingelassen waren. Die Tür öffnete sich und gab den Blick frei auf Paul Cramley mit dem Nostat im Arm, der nun an einen schlaffen Sack erinnerte. Sie bemerkte eine schnelle Bewegung hinter Paul und erkannte zwei weitere der Wesen, die

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