Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
wartete, bis sie zum Pool hinaufgestiegen war und die Kinder zusammenrief. »Alles okay mit euch beiden?«, fragte er.
»Ich schätze schon«, erwiderte Mark schwach. »Wir versuchen nur, wieder auf die Beine zu kommen; das ist alles. Ehrlich gesagt, wir hatten ein absolut perfektes Leben auf Elan. Und jetzt ist nichts mehr übrig, wohin wir zurückkehren könnten.«
»Ich weiß, es ist hart, Mann. Aber ihr könnt es schaffen. Ich sehe es bei Kyle. Ihr Vernons gebt nie auf. Ihr seid eine richtig unheimliche Familie.«
Mark hob seine Flasche und brachte sogar ein schwaches Grinsen zu Stande. »Cheers. Aber du irrst dich. Beim ersten Jobangebot auf einer Welt möglichst weit weg von hier nehme ich Liz und die Kinder und bin weg.«
»Bist du sicher?«
»Absolut sicher.«
»Nun, ich denke, das wäre ein großer Fehler.«
»Wie das?«
»Sieh mal, auf den Big 15-Welten werden all die Schiffe und die Waffen gebaut, nicht wahr? Sicher, andere Planeten kriegen Subkontrakte, und auf dem High Angel wird ein Teil der Assemblierung durchgeführt. Das ist Politik. Aber hier, das ist das Herz unseres Widerstands, Mann. Was bedeutet, dass sie Augusta niemals in die Hände des Feindes fallen lassen werden. Vorher wird die Erde überrannt. Wir haben den absolut besten Schutz, den man sich vorstellen kann. Denk drüber nach. Wessex war beim letzten Mal die einzige Welt, die die Primes zurückgeschlagen hat. Sheldon und Hutchinson haben verdammt sicher dafür gesorgt, dass ihre Invasion auf Wessex zum Fehlschlag wurde. Wenn du meinen Rat willst – bleib hier. Es ist mir egal, was die Analysten in den Nachrichtenshows erzählen. Das hier ist der sicherste Ort im Commonwealth.«
Mark wollte die Argumente lachend abtun, doch er fand keinen Fehler in Antonios Logik.
Eine lange schwarze Chevrolet Limousine hielt um zwei Minuten vor sieben draußen vor dem Tor. Liz hatte gerade erst die Kinder nach oben verfrachtet, und Antonio war nüchtern geworden und machte sich fertig für seine Schicht im Hospital. Kyle war noch nicht zurück; er arbeitete üblicherweise bis sieben Uhr in seinem Büro beim StVincent Loan & Trust. Mark begriff nicht, wie er die Beziehung zu Antonio aufrechterhalten konnte – die beiden sahen sich immer nur für ein paar Stunden am Tag. Vielleicht war das der Grund, warum es mit den beiden so lange gut gegangen war. Er und Liz sahen sich kaum länger, doch das schien nicht sonderlich zu helfen.
Giselle Swinsol war nicht ganz das, was Mark erwartet hatte. Die Limousine hätte ihm einen ersten Hinweis geben müssen: Kein Agenturmanager hätte einen Wagen wie diesen gefahren. Sie war eine große Brünette mit dem Ehrgeiz einer Reliferin, die sich einen Platz in der Leitung eines Konzerns sichern wollte, und der Arroganz eines direkten Abkömmlings einer der großen Dynastien. Ihr schickes graues Geschäftskostüm kostete sicherlich mehr, als Mark im Monat verdiente, und es wurde ergänzt durch ein Make-up, das dem der meisten Unisphären-Moderatorinnen überlegen war. Hohe Absätze klackerten laut auf dem Boden der Halle.
Sie wartete nicht, bis sie hereingebeten wurde, sondern marschierte einfach an Mark vorbei, als er ihr die Tür öffnete, und ging zur Lounge.
»Bitte entschuldigen Sie, aber ich wusste nicht, dass wir verabredet waren«, sagte er. Er wollte, dass es sarkastisch klang, doch tatsächlich war es erbärmlich lahm, und die Art und Weise, wie er hinter ihr hertrottete, half auch nicht gerade.
Ihr Lächeln statt einer direkten Antwort erinnerte ihn an das eines Hais auf der Jagd … an einen Hai mit kirschrot geglossten Lippen. »Normalerweise informiere ich die Leute nicht im Vorhinein, dass sie ausgewählt wurden.«
»Ausgewählt?«
Sie setzte sich auf eines der Sofas und ließ ihn mitten in der Lounge stehen. »Mögen Sie Ihre Arbeit, Mr Vernon?«, fragte sie.
»Hören Sie! Was zur Hölle wollen Sie von mir?«
»Ich arbeite für die Sheldon Dynastie. Was kriegen Sie im Monat? Zweitausend?«
Gründlich verärgert giftete er zurück: »Mehr als das.«
»Nein, nicht mehr, Mark. Ich habe Ihren Vertrag eingesehen.«
»Der ist vertraulich.«
Sie lachte auf. »Bei Ihrem gegenwärtigen Verdienst und unter der Voraussetzung einiger Beförderungen wird es Sie etwa achtzig Jahre kosten, die Kredite für Ihr Haus und die Werkstatt auf Elan abzuzahlen – Kosten wie die College-Gebühren für Ihre Kinder und Ihre eigene R&R Pension nicht eingerechnet.«
»Wir werden irgendwann entschädigt, keine
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