Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
biologischen Ursprungs. Wer auch immer sie konstruiert hat, er hat die heisenbergsche Unschärferelation überwunden. Im Innern der Zellen arbeitet eine Art von nanonischem Fabrikationssystem. Sehen Sie sich diese zentralen Spitzen an. Sie bestehen aus einem konischen Mast aus superstarken Karbonfasersträngen, welche die Zellen extrudieren. Das dünne Blatt ist lediglich darüber ausgebreitet. Die Gigalife sind eine Fusion aus gewöhnlichen biologischen Prozessen und molekularer Mechanik, die wir bisher in keiner Weise zu duplizieren imstande waren. Die Implikationen, falls es uns gelingt, die nanonischen Eckdaten zu knacken, sind unvorstellbar. Wir würden alles erhalten, angefangen bei echten Von-Neumann-Maschinen über Körper, die sich selbst heilen können bis hin zu echter, integraler Unsterblichkeit ohne die Krücke der heutigen Rejuvenationstechniken.«
    Liz rümpfte missbilligend die Nase. »Und wie lange benötigen die Pflanzen, um so groß zu werden?«
    »Das wissen wir nicht mit Sicherheit. Die gegenwärtigen Gigalife sind ungefähr fünftausend Jahre alt und tun nichts anderes, als sich selbst zu erhalten. Wir haben noch nie eine Gigalife im Wachstumsstadium gesehen. Einige verwittern schneller, als ihre Regenerationsmechanismen die Strukturen reparieren können. Wir vermögen nicht zu sagen, ob sie tatsächlich absterben oder ob sie einen Zyklus durchlaufen. Es könnte sein, dass sie wie irdische Zwiebeln sind und sich einfach für die nächste Wachstumsphase wieder aufladen.«
    »Heißt das, sie produzieren keine Samen?«
    »Wer weiß? Der Kern besitzt die Größe eines zwanzigstöckigen Hochhauses. Wir gehen davon aus, dass sie von den Planters hergestellt und an Ort und Stelle abgeladen wurden. Wenn sie als Samen hergekommen sind, wie hätten sie sich je ausbreiten sollen? Sie würden entweder Räder oder Raketenantriebe benötigen.«
    »Gutes Argument«, räumte Liz ein.
    »Kann man sie essen?«, fragte Barry.
    »Nein. Wir haben keine Gigalife mit für den Menschen genießbaren Proteinen gefunden. Selbstverständlich haben wir bisher nur einen winzigen Prozentsatz genauer analysiert. Wir benutzen dazu nicht-invasive Techniken; deswegen dauert es länger, als einigen in der Dynastie lieb ist. Doch sowohl Nigel als auch Ozzie sind der Meinung, dass wir nichts beschädigen sollten für den Fall, dass die Planter zurückkehren. Eine Spezies mit derartigen Kenntnissen sollte man lieber nicht verärgern.«
    »Zugegeben. Sie wissen eine ganze Menge über die Gigalife«, stellte Liz fest.
    »Ich war Direktorin des Gigalife Research Centre.«
    »Ah.«
    Giselle bedachte Mark mit einem spöttischen Lächeln. »Jetzt kommt der gute Teil. Sehen Sie mal nach oben. Dort drüben, am Himmel. Der Erste kommt jeden Augenblick in Sicht.« Sie deutete nach Westen, auf die Ebene hinaus.
    Mark gefiel ihr Ton nicht – er war zu selbstgefällig -; trotzdem blickte er hin in der Erwartung, eine Raumschiff-Assemblierungsplattform zu sehen, worauf er sich bereits freute. Die Aussicht, im Orbit arbeiten zu dürfen, verlieh ihm buchstäblich Flügel.
    Es war jedoch keine Assemblierungsplattform. Mark beobachtete in absolut ungläubigem Staunen, wie ein Mond über den Horizont stieg. Er bewegte sich schnell, und er war gigantisch . »Das ist unmöglich!«, flüsterte er. Die Kinder im Bus kreischten vor Begeisterung und drückten sich die Nasen an den Scheiben platt.
    Der Mond war ein raues magentafarbenes Gebilde mit schlanken, pechschwarzen Falten, die sich über seine Oberfläche zogen. Er bewegte sich schnell, und er war viel zu groß ! Er war mehrmals so groß wie der irdische Mond. Zu groß, viel zu groß , wusste Mark instinktiv. Alles, was so gigantisch war, würde gewaltige Gezeitenkräfte hervorrufen, welche Kontinente auseinander reißen und einen ununterbrochenen Tsunami über die Oberfläche der Welt ziehen würden. Dieser Mond hier beeinträchtigte nicht einmal die obersten kleinen Schleierwolken. Dann begann Mark, die Textur der Pflanze zu begreifen. Die zahllosen schwarzen Falten waren genaugenommen Risse, umgeben von dem gleichen magentafarbenen Material, das auch die Oberfläche färbte. Lediglich die Tiefen, die vom Sonnenlicht nicht erreicht wurden, waren tatsächlich schwarz. Der Mond war nicht groß, sondern lediglich in einem niedrigen Orbit, und er war auch nicht massiv; es war eine gigantische Rüsche, Blätter aus dünnem, purpurnen Gewebe, die ineinander zerknittert waren.
    »O nein!«, sagte Mark. Er

Weitere Kostenlose Bücher