Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
sterben.«
»War die Überwachung der Autopsie Ihre Idee, Senatorin?«
»Ja.«
»Wenn ich recht informiert bin, wurde der Leichnam auch von Paula Myo begleitet?«
»Ich habe vollstes Vertrauen in Investigator Myo.«
Columbias Gesichtsausdruck wurde angespannt. »Ich fürchte, ich kann dieses Vertrauen nicht teilen, Senatorin. Investigator Myo ist ein wichtiger Faktor im Guardians-Problem, dem sich der Geheimdienst der Navy gegenüber sieht. Ich war überrascht und nicht wenig aufgebracht, als ich erfahren habe, dass Ihre Familie Paula Myo bei der Senate Security eingestellt hat.«
»Wir waren überrascht und aufgebracht, dass Sie Miss Myo aus dem Geheimdienst der Navy entlassen haben.«
»Nach einhundertdreißig Jahren der Erfolglosigkeit hielt ich es für angebracht.«
»Jeder im Commonwealth kennt Investigator Myo, und zwar weil sie Resultate geliefert hat.«
»Offen gestanden, Senatorin, Myo fing an, den Kontakt zur Realität zu verlieren. Sie beschuldigte ihre eigenen Offiziere, illoyal zu sein. Sie führte externe Operationen durch, ohne sich eine Genehmigung zu beschaffen. Sie fing an, Sympathie für die Terroristen zu zeigen, die sie verfolgen sollte.«
»Sympathie? Inwiefern?«
»Sie sagte, dass sie an die Existenz des Starflyer-Aliens glaubt.«
»Und Sie glauben nicht daran?«
»Selbstverständlich nicht.«
»Wer hat meinen Bruder ermordet, Admiral?«
»Ich verstehe nicht. Sie wissen, dass es der gleiche Attentäter war, der auch McFoster ermordet hat.«
»Genau. Und McFoster war ein Guardian. Für wen auch immer dieser Attentäter arbeitet, er steht gegen das Commonwealth und gegen die Guardians. Ich glaube, damit bleibt nur ein ziemlich kleiner Kreis von Verdächtigen, finden Sie nicht?«
»Die Guardians sind seit ewigen Zeiten in illegalen Waffenhandel auf dem Schwarzmarkt verwickelt. Sie neigen dazu, ihre Probleme mit extremer Gewalt zu lösen. Wir glauben, dass der Attentäter für einen der Händler arbeitet, mit denen die Guardians ihre Geschäfte machen.«
»Und mein Bruder kam ihnen in den Weg?«
»Wenn eine Waffenlieferung blockiert wurde und eine Menge Geld auf dem Spiel stand, ja.«
»Das ist lächerlich, Admiral. Senatoren des Commonwealth werden nicht einfach so ermordet wie bei einer primitiven Vendetta.«
»Genauso wenig werden sie von unsichtbaren Aliens getötet.«
Justine lehnte sich zurück und funkelte den Admiral an.
»Ganz gleich, wie unerfreulich es auch sein mag, das einzuräumen, Senatorin«, sagte Columbia. »Das Commonwealth hat eine große kriminelle Gemeinschaft. Das ist der Grund, aus dem das Intersolar Serious Crimes Directorate ursprünglich gegründet wurde. Wenn Sie es nicht glauben, fühlen Sie sich frei, Investigator Myo zu befragen. Oder vielleicht möchten Sie darüber nachdenken, warum die Senate Security existiert. Wir haben genügend Probleme mit realen Bedrohungen für das Commonwealth. Wir brauchen wirklich keine neuen zu erfinden.«
»Admiral, soll das eine Warnung sein?«
»Ich gebe Ihnen lediglich einen Rat. Ihre gegenwärtigen Aktivitäten sind in dieser schwierigen Zeit unangemessen. Wir müssen zusammenrücken und unseren wahren Feind bekämpfen.«
»Die Navy hat meine volle Unterstützung, Admiral, und daran wird sich auch nichts ändern.«
»Danke sehr, Senatorin. Eine letzte Sache noch. Dieser McFoster-Terrorist war auf einer Art Kuriermission. Wir haben nicht gefunden, was er bei sich hatte.«
Justine neigte den Kopf zur Seite und schenkte Columbia ein nichtssagendes Lächeln. »Ist das nicht ungewöhnlich?«
»Sehr, Senatorin. Ich habe mich gefragt, ob Sie vielleicht etwas gesehen haben, während Sie mit ihm unterwegs gewesen sind.«
»Nein.«
»Sind Sie sicher, Senatorin?«
»Ich habe nichts gesehen. Ich weiß nicht, ob er etwas bei sich hatte.«
»Ich verstehe.« Columbias Blick wich nicht eine Sekunde von ihren Augen. »Wir werden es irgendwann finden, wissen Sie?«
»Sie haben den Attentäter hinterher doch auch nicht gefunden, oder?« Es war eine kindische Stichelei, aber Justine genoss sie, erst recht, als sie sah, wie der Hals des Admirals über seinem Uniformkragen anschwoll.
Gore Burnelli und Paula Myo saßen auf dem alten Ledersofa und unterhielten sich, als Justine in ihr Tageszimmer zurückkehrte. Das leere goldene Gesicht ihres Vaters reflektierte Licht von den Säulen und vom Boden, das bei jeder Bewegung über seine Züge floss. Justine aktivierte die Abschirmung, als sie den Raum betrat, und sperrte das
Weitere Kostenlose Bücher