Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
um Hilfe bitten«, sagte Paula in diesem Augenblick. »Die Navy untersucht das Observatorium in Peru und verhört sämtliche Mitarbeiter. Sie sollte eigentlich imstande sein herauszufinden, um was für Daten es sich handelt, selbst wenn der Zugang zu den Dateien versperrt bleibt.«
»Also schön«, sagte Justine erleichtert. »Wir warten ab, bis die Navy diesen Bericht in ihre Datenbanken überträgt.« Sie zog den Speicherkristall aus dem Array und schaltete die Abschirmung des Zimmers aus. Warmes, nachmittägliches Sonnenlicht flutete durch die großen Scheiben herein, und Justine musste ob der plötzlichen Helligkeit blinzeln.
Der Butler wartete vor der Tür. »Admiral Columbia wartet draußen, Ma’am«, sagte er. »Er möchte mit Ihnen sprechen.«
»Er ist hier?«, fragte Justine überrascht.
»Ja, Ma’am. Ich habe ihn in den Empfangsraum im Westflügel geführt und ihn gebeten, dort zu warten.«
»Hat er gesagt, was er will?«
»Nein, leider nicht, Ma’am.«
»Warten Sie hier«, sagte Justine an Paula gewandt. »Ich kümmere mich darum.« Sie ging durch den zentralen Korridor des Nordflügels davon und straffte im Gehen die Schultern. Wie typisch für Columbia zu versuchen, sich durch einen unangemeldeten Besuch in ihrem Reich einen Vorteil zu verschaffen. Falls er glaubte, diese plumpe Taktik würde gegen die Jüngste der Burnellis funktionieren, befand er sich auf dem Holzweg.
Die Dekoration im Westflügel ging auf die prachtvollsten Tage der französischen Monarchie zurück. Justine hatte nie sonderlichen Gefallen an den vielen goldenen Rahmen und all dem Blattgold gefunden, genauso wenig wie an den Sesseln aus jener Periode, die zwar wundervoll verziert, aber schrecklich unbequem waren.
Admiral Rafael Columbia stand vor dem riesigen Kamin und hatte einen Fuß auf den Marmorsockel gestellt. An seiner makellosen Uniform fehlte nur ein Pelzkragenmantel, um den Eindruck eines imperialen Zaren zu vervollständigen. Er schien das Onyx-Kästchen auf dem Kaminsims zu betrachten.
»Senatorin.« Er verneigte sich leicht vor ihr, als sie die Doppeltüren aufstieß und ins Zimmer stapfte. »Ich habe gerade die Uhr bewundert. Ein Original?«
Die Türen glitten hinter Justine zu. »Ich denke doch. Vater ist ein höchst aggressiver Sammler.«
»In der Tat.«
Justine deutete auf einen Glastisch mit dem eingeätzten Wappen der Burnellis. Sie nahmen auf gegenüberliegenden Seiten Platz.
»Was kann ich für Sie tun, Admiral?«
»Senatorin, ich fürchte, ich muss Sie fragen, warum Sie sich in eine Operation des Navy-Geheimdienstes eingemischt haben. Insbesondere, warum Sie den Leichnam eines Verdächtigen vom Tatort eines Verbrechens entfernen ließen.«
»Ich habe nichts entfernen lassen, Admiral. Ich habe den Toten begleitet.«
»Sie haben es eingerichtet, dass er zu einer nicht-offiziellen Einrichtung gebracht worden ist.«
»Zur biotechnologischen Einrichtung unserer Familie, ja. Wo die Autopsie unter offizieller Supervision durchgeführt wurde.«
»Warum, Senatorin?«
Justine schenkte ihm ein eisiges Lächeln. »Weil ich kein Vertrauen zum Navy-Geheimdienst habe. Ich hatte gerade miterlebt, wie die gesamte Überwachungsoperation in einer Katastrophe geendet hatte. Ich wollte keine weiteren Fehler. Kazimirs Leichnam sollte dem Geheimdienst eine Menge Spuren liefern, doch nach allem, was ich bisher gesehen habe, hat sich Ihre Abteilung als bemerkenswert inkompetent erwiesen. Es wird keine weiteren Fehler mehr geben in diesem Fall, Admiral. Ich werde keine Ausreden und keine Entschuldigungen akzeptieren.«
»Senatorin, darf ich erfahren, woher Sie Kazimir McFoster kannten?«
»Wir haben uns kennen gelernt, als ich auf Far Away Urlaub gemacht habe. Wir hatten eine flüchtige Affäre. Dann tauchte er hier im Tulip Mansion auf, unmittelbar vor dem Angriff der Primes. Als er mir anvertraute, dass er für die Guardians arbeitet, habe ich unverzüglich Commander Hogan informiert. Es steht alles in den Dateien.«
»Was wollte er?«
»Mehrere Dinge. Mich überzeugen, dass der Starflyer real ist, und Zollinspektion für alle Fracht nach Far Away zurückzunehmen. Ich habe mich geweigert.«
»Also standen Sie sich nicht nah?«
»Nein.«
»Wenn ich richtig informiert bin, waren Sie außer sich wegen seines Todes.«
»Ich war extrem erschüttert. Ich bin nicht daran gewöhnt, einen endgültigen Tod mitzuerleben. Ganz gleich, was er getan oder geglaubt hat. Niemand, der so jung ist, sollte endgültig
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