Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
Tageslicht aus.
»Dieser junge McFoster hat dich weich und sentimental gemacht«, bemerkte Gore, sobald sie sicher waren. »Du hättest Columbia einen Tritt in den Hintern geben sollen, der ihn bis in den Orbit geschickt hätte. In den alten Tagen hättest du ihn bei lebendigem Leib aufgefressen. Ich kann nicht glauben, dass eine meiner Töchter sich in einen gottverdammten liberalen Schwächling verwandelt hat.«
»Das ist die neue Zeit, Vater«, entgegnete Justine gelassen. »Und nicht ich bin diejenige, die nicht in der Realität lebt.« Innerlich kochte sie, weil er es wagte, so etwas zu sagen, erst recht im Beisein von Investigator Myo. Selbst Paula, üblicherweise durch nichts aus der Ruhe zu bringen, wirkte unbehaglich angesichts des Ausbruchs von Gore Burnelli.
»Ich sag dir nur, wie es ist, Mädchen. Wenn dein toter Freund deine Emotionen durcheinander gebracht hat, dann solltest du dir deine Erinnerungen an ihn löschen lassen. Ich kann mir nicht leisten, dass du jetzt schwach wirst, hörst du?«
»Ich überlege tatsächlich, ob ich mir nicht alles aus meinem Leben löschen lassen sollte, was mich anwidert.« Manchmal fragte sie sich, ob Gore überhaupt noch menschlich genug war, um sich an ein Konzept wie Liebe zu erinnern, so viele Adaptionen hatte er an seinem Körper vornehmen lassen.
»Das gefällt mir schon besser«, kicherte er. »Du weißt, dass Columbia nach der Panne bei LA Galactic mit allem hinter dir her ist, was er hat. Er will Paula permanent vom Schauplatz verbannen, und wenn er schon dabei ist, würde es ihm hervorragend in den Kram passen, wenn sich der Senat als ein kleines Räteparlament erweisen würde, das jedes Mal einstimmig in seinem Interesse votiert.«
»Es ist nicht Columbia, wegen dem Sie sich Sorgen machen müssten«, meldete Paula Myo sich zu Wort.
Justine und Gore unterbrachen ihren kleinen Wettstreit und starrten Investigator Myo an.
»Ich glaube, ich kenne den wahren Grund, warum Thompson ermordet wurde.«
»Und Sie haben mir bis jetzt nichts davon gesagt?«, giftete Gore.
»Fast die gesamte Zeit über, die ich im Direktorat verbracht habe, habe ich mich dafür eingesetzt, dass sämtliche Waren nach Far Away von Inspektoren kontrolliert werden. Jedes Mal hat die Exekutive mein Anliegen blockiert, bis Thompson meine Vorschläge durchgeboxt hat.«
»Und der Starflyer hat ihn dafür ermordet«, sagte Gore. »Das wussten wir bereits.«
»Unmittelbar vor seiner Ermordung hat Thompson mich angerufen«, berichtete Paula weiter. »Er sagte, er hätte herausgefunden, wer meine Eingaben blockiert hätte. Nigel Sheldon persönlich.«
»Das kann nicht sein«, sagte Justine automatisch. »Sheldon hat das Commonwealth überhaupt erst ermöglicht. Er geht sicher nicht hin und versucht, es zu unterminieren.«
»Nicht freiwillig jedenfalls«, sagte Gore. Obwohl seine goldene Haut jeden normalen Gesichtsausdruck unmöglich machte, war offensichtlich, dass ihn der Gedanke beunruhigte. »Wie ich das verstehe, hat Bradley Johansson immer behauptet, Aliens hätten ihn versklavt.«
»Ich habe mir die Aufzeichnungen von Kazimirs letzten Augenblicken im Carralvo Terminal mehrere Male angesehen«, erklärte Paula. »Er schien den Attentäter zu kennen. Tatsächlich wirkte er sogar erfreut, ihn zu sehen. Fast so, als wären die beiden alte Freunde.«
»Nein.« Justine schüttelte den Kopf, wies den Gedanken von sich. »Ich kann nicht glauben, dass jemand bis zu Sheldon vorgedrungen ist. Die Sicherheitseinrichtungen unserer Familie sind phänomenal, und die von Sheldon sind ganz bestimmt noch stärker.«
»Die Guardians behaupten, President Doi würde für den Starflyer arbeiten«, sagte Paula.
»Was für ein Unsinn«, grunzte Gore. »Wenn dieser Starflyer-Bastard die Senate Security und die Abschirmung um Sheldon durchbrechen kann, dann muss er sich nicht in den Schatten herumdrücken. Er wäre längst unser Führer.«
»Warum wurde dann Ihr Sohn ermordet?«, fragte Paula. »Nur, weil er die Durchsuchung der Frachtlieferungen durchgesetzt hat? Oder vielleicht, weil er die Verbindung entdeckt hat?«
»Also schön«, räumte Burnelli zögernd ein. »Angenommen, Thompson wäre auf ein paar Informationen gestoßen, die ihn dazu gebracht haben, es zu glauben. Hat er gesagt, wer ihm Sheldons Namen genannt hat?«
»Nein. Er sagte, die ganze Sache wäre ziemlich unklar; es handele sich um Politik auf höchster Ebene.«
»Politik kann überhaupt keine hohe Ebene haben«, brummte
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