Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
einer weißen Rüschenschürze hin.
Eine Dienstmädchenuniform, erkannte Mellanie. Fast hätte sie aufgelacht. Murdo war nicht nur berechenbar, er war ein absolutes Klischee.
»Ich habe drei Aufnahmen entdeckt, die mit den Suchparametern übereinstimmen«, meldete ihr E-Butler in diesem Augenblick. Die Dateien erschienen in ihrer virtuellen Sicht. Es gab keinerlei Hinweis auf die Art der Behandlung, die sie erhielten; nur die Kosten waren verzeichnet, was Mellanie überraschte. Jede Datei enthielt aus Gründen der Rechnungsstellung überdies das Zimmer, in dem die betreffende Person untergebracht worden war.
»Komm schon, meine Liebe, diese Uniform trägt jeder vom Reinigungspersonal«, sagte Murdo in ernstem Ton.
Mellanie aktivierte eine zweite Serie von OCTattoos und infiltrierte eine Zugangsbeschränkung ins Array des Raums, das jeden daran hinderte, seine Kommunikationsfunktion zu benutzen. »Hmmm. Ich denke nicht«, sagte sie.
Sie schnippte mit den Fingern. Einer der Spinde, an denen sie soeben vorbeigekommen war, sprang auf.
Die Seilbahnstation für die Panoramatour befand sich am östlichen Ende des Northern Crossquay. Alic, Lucius Lee und Marhol begleiteten Robin Beard durch die Schalterhalle und auf die Plattform hinaus. Sie bugsierten ihn nicht, und niemand sprach ein Wort, doch er befand sich ständig im Zentrum eines Dreiecks, das alle drei bildeten. Wenn der Agent so gut war, wie Robin Beard behauptete, hatte er Beobachter in der Menschenmenge auf dem Weg zum Treetops Restaurant.
Die Plattform befand sich mehrere Meter oberhalb des höchsten Punktes von Northern Crossquay, ein einfaches Metallgestell mit den Kabeln darüber unter dem Blätterdach eines riesigen Baumes. Alic konnte von hier aus Tridelta City auf der anderen Seite des Flusses sehen, ein paar Meilen entfernt. Der Dongara und der Upper Monkira flossen hier zusammen und erzeugten eine turbulente, schnelle Strömung, die sich ein Stück weiter unterhalb mit dem Logrosan zu einem schäumenden Mahlstrom im Osten der Stadt vereinte, dem Lower Monkira. Fähren stampften durch das Wasser und brachten die tägliche Schar von Gästen zu den nächtlichen Kreuzfahrern hinaus, die an den Landestegen warteten. Am Himmel waren mehrere Luftschiffe zu sehen, die im Tiefflug unter den vereinzelten Wolken hindurch zum Dschungel schwebten.
Eine Kabine glitt am Kabel aus dem leuchtenden Dschungel hervor, hielt kurz neben der gegenüberliegenden Plattform, und ein paar Bedienstete stiegen aus. Dann verschwand die Kabine im Maschinenhaus, das die Station überragte, bevor sie wenige Augenblicke später wieder zum Vorschein kam und vor der Gruppe wartender Passagiere hielt. Sie schaukelte langsam an ihrem Karbonseil hin und her, während die Türen aufglitten, und dann halfen die Stewards den Passagieren beim Einsteigen.
Es gab Sitze für zehn Personen, die in einem Kreis um den zentralen Träger herum angeordnet waren. Alic nahm den Platz direkt gegenüber der Tür ein. Beard setzte sich neben ihn.
Als alle Plätze belegt waren, schloss ein Steward die Tür und winkte seinem Kollegen mit erhobenem Daumen. Der Transportmechanismus wurde mit einem lauten Brummen aktiviert, und die Kabine setzte sich schaukelnd in Richtung Dschungel in Bewegung.
Es hatte eine Menge Proteste von Seiten einheimischer Umweltschutzgruppen gegeben, als die Seilbahnbetreiber um ihre Betriebserlaubnis nachgesucht hatten. Nicht-Interferenz mit dem Dschungel war in der Verfassung von Illuminatus verankert, und ganz gleich, wie sehr sie alle übrigen Regeln und Gesetze verbogen, die Bürger von Tridelta schützten ihre einzigartige Umwelt. Es war extrem schwierig, eine Pflanze von Illuminatus auf irgendeiner anderen Welt anzusiedeln. Sie benötigten eine komplexe Zusammensetzung von Bodenbakterien, um zu gedeihen. Begeisterte Sammler konnten eingetopfte Setzlinge in versiegelten Vitrinen erwerben, doch es war vollkommen unmöglich, auf irgendeiner anderen Welt die Wälder von Illuminatus zu reproduzieren. Und so wollten die Umweltaktivisten auch keine großen Maschinen, die Bäume fällten, um die Pfeiler für die Seilbahn zu errichten und mit Kettensägen Zweige für die freie Durchfahrt der Kabinen abzuschneiden.
Nach einem Jahrzehnt gerichtlicher Auseinandersetzungen erhielten die Betreiber ihre Genehmigung, nachdem sie eine Einverständniserklärung abgegeben hatten, für die Schäden beim Bau ihrer Seilbahn aufzukommen. Nachdem die Bahn fertig gestellt war, mussten die
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