Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
verfolgen müssen, während jeder abwechselnd die Rolle der Zielperson eingenommen hatte, damit sie auch ein Gefühl dafür bekamen, wie diese sich fühlten und dachten. Doch das waren Spaziergänge gewesen, verglichen mit dem hier.
Das Erste, was ihr und Kieran klar wurde, war die Tatsache, dass Bernadette zu wissen schien, dass man sie verfolgte. Als sie an jenem Morgen kurz nach zehn aus dem Octavious kam, begann sie augenblicklich mit einer Serie klassischer Abschüttelmanöver. Die einzigen Gebäude, die sie betrat, waren belebte Malls mit vielen Ausgängen oder Wolkenkratzer mit ausgedehnten Tiefgeschossen, die mit benachbarten Gebäuden mit einem gleichermaßen komplexen Grundriss verbunden waren. Wo sie auf der Straße ging, litten Cybersphäre-Knoten und zivile Arrays unter Angriffen von Kaos-Software, die jedes System beeinträchtigten, das zum Zeitpunkt des Angriffs damit verbunden war. Sie fuhr einen Block weit mit einem Taxi, bevor sie ins nächste wechselte, während die lokalen Verkehrsmanagement-Arrays unter weiteren Kaos-Angriffen zusammenbrachen. Am liebsten benutzte sie die Monorail, wo sie bis zur letzten Sekunde vor dem Schließen der Türen wartete, um erst dann in einen Wagen zu springen.
Als Ergebnis davon mussten sie dicht bei Bernadette bleiben, was sie sich eigentlich nicht leisten konnten, weil das gleichzeitig bedeutete, dass sie von dem größeren, besser ausgerüsteten Team der Navy gesehen wurden. Zweimal war Jenny sicher, dass sie kleine Aerobots entdeckt hatte, die mehrere Hundert Meter über einer geschäftigen Straße schwebten. Und wenn sie ein paar Aerobots gesehen hatte, dann musste ein ganzes Geschwader der Maschinen den Himmel über dem Straßennetz der Stadt bevölkern. Sie ermöglichten dem Team der Navy, sich in sicherem Abstand zu halten, während Jennys eigene Leute die Entfernung verringern mussten, wann immer Bernadette sich auf offene Straßen begab. Ein weiteres Problem, das sie für eine Entdeckung durch die Navy anfällig machte.
»Ich habe nicht gewusst, dass die Navy so viele Leute für eine einzige Observation einsetzt«, bemerkte Kieran, während sie um den Haben Park herum mäanderten. Bernadette bewegte sich über die freie Rasenfläche und hielt sich von den Pfaden fern. In der Mitte des Parks gab es eine Monorail-Station, und Jenny war sicher, dass Bernadette die Station benutzen würde. Jamas trieb sich in der Nähe des Eingangs herum, bereit, vor Bernadette zum Bahnsteig hinaufzuspringen, falls sie unerwartet losrannte.
»Es ist ungewöhnlich, dass die Navy überhaupt jemanden am Boden hat, solange ihre Aerobots die Gegend abdecken«, sagte Kieran.
»Die Aerobots können ja wohl kaum hinter Bernadette in die Gebäude, oder?«
»Nein. Aber die Art und Weise, wie sie ihre Leute postieren, lässt beinahe vermuten, dass sie gesehen werden wollen .«
Jenny hatte ein Team der Navy ausgemacht, das sich ebenfalls am Rand des Parks herumtrieb.
»Das wird allmählich zu einer Farce«, sagte sie schließlich. »Die Navy wird uns ganz sicher entdecken, selbst wenn Bernadette es nicht tut. Wir können ihr unmöglich den ganzen Tag auf diese Weise folgen. Die Analysten der Navy werden unsere verschlüsselte Kommunikation auffangen, und das war’s dann. Wir sind dazu ausgebildet, gegnerischen Observationsteams zu entgehen, nicht umgekehrt.«
»Du hast Recht«, sagte Kieran, als James eine Frau passierte, von der sie vermuteten, dass sie zur Navy gehörte. »Alle sollen sich zurückziehen. Wir werden unsere Taktik ändern.«
»Was hast du vor?«, fragte Jenny.
»Ich werde die Beobachter beobachten. Es ist eine logische Entscheidung.«
Jenny verkniff sich jegliche Kritik. Es war eine riskante Entscheidung, doch es war einfach nicht möglich, auf die gleiche Weise wie bisher weiterzumachen. Sie beobachtete, wie Bernadette mehrfach den eingeschlagenen Kurs änderte und dann zur Rolltreppe eilte, die hinauf zum Bahnsteig führte. Es war eine Kreuzungsstation, und die Monorail-Züge konnten von hier aus in verschiedene Richtungen weiterfahren. Die Frau, von der sie vermuteten, dass sie zum Geheimdienst der Navy gehörte, stand auf der zweiten Rolltreppe der Station.
»Rosamund, Jamas, wir hängen uns an den hier«, sagte Kieran und schickte seinen Kameraden die visuelle Datei eines Mannes, der hundert Meter vor ihnen durch den Park schlenderte. »Er ist seit fünfzehn Minuten beim Observationsteam der Navy. Sie wechseln ihn bestimmt gleich aus.«
Den Agenten der
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