Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung
schwieg.
»Dürfte ich Sie dringend um Eile ersuchen?«, meldete sich Bradley Johansson. »Uns geht allmählich die Zeit aus, wissen Sie?«
Viel war nicht geblieben von der Verwaltung und der Regierung auf Boongate seit jenem Moment, an dem MorningLightMountain seine Schiffe und seine Eruptionsbomben in das Sonnensystem geschickt hatte. Die Bevölkerung war ebenfalls stark geschrumpft. Nach der Eroberung der Lost 23 durch die Primes waren immer mehr Leute weggezogen. Für die Reichen und Wohlhaben war das kein besonders großes Problem; sie konnten sich erlauben, ihre Heimatwelt ohne größere Scherereien zu wechseln. Die Mittelklasse, informiert oder mit einer jungen Familie, nahm den Verlust als Preis für die Sicherheit hin; für alleinstehende Personen war es noch leichter, alles zusammenzupacken und wegzugehen. Die einheimische Regierung, unterstützt vom Senat des Commonwealth, tat ihr Bestes, um den Exodus zu entmutigen. Die Navy stärkte die planetare Verteidigung einschließlich der Schutzschirme über den Städten und größeren Gemeinden. Erst vor kurzem war ein Raumschiff in das System entsandt worden, um die Orbitalen Plattformen zu ergänzen und Patrouillenflüge durchzuführen. All das hatte jedoch keinerlei Einfluss auf die Emigration.
Inzwischen hatten so viele Polizeikräfte den Planeten verlassen, dass der First Minister von Boongate sich gezwungen sah, CST um zusätzliche Sicherheitskräfte zu bitten, um die Menschenmassen in der Umgebung der planetaren Station unter Kontrolle zu halten.
Selbstverständlich hatte Nigel der Bitte entsprochen und Leute von Wessex abgestellt, auch wenn in ihren Verträgen stand, dass sie zwischen den Schichten zurückkehren durften. Ohne dieses Zugeständ-nis hätten sie den Dienst nicht angetreten.
Als immer mehr Menschen das freie Land verließen und zur ent-gegengesetzten Seite des Commonwealth auswanderten, wurde die ländliche Polizei abgezogen und in den Gemeinden eingesetzt, bis sie schließlich in die Städte geholt wurde und die Dörfer nur noch gelegentlich patrouillierte.
Die Schätzungen gingen dahin, dass bisher siebenunddreißig Millionen Menschen ihre Heimatwelt verlassen hatten. Damit blieben immer noch mehr als neunzig Millionen, die in mehr oder weniger großer Besorgnis und Angst ausharrten. Als die Eruptionsbomben und Quantumbuster in der Sonne detonierten, existierte längst kein Mechanismus mehr, um zu zählen, wie viele Bewohner es unter die Sicherheit der Schutzschirme geschafft hatten. Die Partikelstürme, die rings um den Planeten jagten, unterbrachen Energieversorgung und Kommunikationsverbindungen. Jeder, der die Warnung hörte, tat sein Bestes, um sich in Sicherheit zu bringen, in Kellern zu verstecken oder hinter dicken Mauern, in Tunnels oder Höhlen, die nur wenige Glückliche in der Nähe hatten. Nachdem die Borealis-Stürme aufgehört hatten, wurden die Überlebenden von Hurrikans heimgesucht, die die aufgewühlte Atmosphäre durchzogen. Die Menschen flüchteten mit letzter Kraft ins nächste Bevölkerungszen-trum mit einem Energieschirm.
Das Kriegskabinett hatte den planetaren Regierungen der Second47 eine halbe Stunde Vorwarnzeit eingeräumt, bevor es seine öffentliche Ankündigung verlautbart hatte. Der First Minister von Boongate und die verbliebenen Kabinettsmitglieder sahen sich der nahezu unmöglichen Aufgabe gegenüber, die Überlebenden innerhalb einer Woche zur Evakuierung der Welt in die Hauptstadt zu schaffen. Jeder mit einem Fahrzeug setzte sich in Bewegung. Busse wurden beschlagnahmt. Zugpläne wurden ausgearbeitet, und die Flüchtlinge wurden in Passagier- und Frachtwaggons weggeschafft.
Der Schutzschirm der planetaren CST Station, der zu Beginn der Invasion aktiviert worden war, blieb eingeschaltet. Als sich die restliche Bevölkerung des Planeten langsam unter dem Energieschild der Hauptstadt einfand, musste die Regierung die Station abschir-men, um eine Stampede zu verhindern. Innerhalb weniger Stunden hatte der neue Flüchtlingsstrom die gesamte Station eingekreist. Die Zahl der Menschen stieg ständig, und es gab keinerlei Ordnung mehr. Bald war es unmöglich, die Flüchtlinge, die direkt vor den Schutzschirmen warteten, mit Nahrung oder Medizin zu versorgen.
Sie konnten nichts mehr ausrichten, als darauf warten, dass Nigel Sheldon sein Versprechen in die Tat umsetzte. Das Kabinett wusste, dass eine panikartige Flucht zum Gateway einsetzen würde, sobald der Energieschirm der Station abgeschaltet und der
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