Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung
Sensoren war noch immer zugänglich. Nigel schaltete sich auf die Kameras oben auf dem Boongate Gateway und empfing ein klares Signal, das den kleinen Waggon auf den letzten einhundertfünfzig Metern bis zum Tor zeigte. Die GH 7 war direkt hinter ihm, und ihre Scheinwerfer beleuchteten die abblätternde Farbe und die schmutzverkrusteten Räder. Die Entfernung schrumpfte rapide, während der kleine Waggon beschleunigte, so gut es seine alten Nabenmotoren zuließen. Raketen krachten in die Flanke der GH 7 und prallten völlig wirkungslos ab.
Wo ist der verdammte Zug hergekommen?
»Das Kontrollzentrum ist verschlossen und verbarrikadiert«, meldete Nelson. »Wir kommen nicht rein!«
»Dann sprengt euch rein!«, befahl Nigel. Ein Aspekt seiner erweiterten Mentalität untersuchte die Orbitalplattformen und die Möglichkeit, mit den Strahlwaffen auf die GH 7 zu feuern; doch er besaß keinen Zugriff auf den Energieschirm von Narrabri, und bis er zu Alan durchkam, würde es zu spät sein.
Eine weitere Partikellanze aus dem Waggon krachte wirkungslos in den Schutzschirm der GH 7. Dann raste der kleine Waggon durch das offene Gateway.
Alic wappnete sich instinktiv gegen den Aufprall. Die GH 7 kam rasend schnell näher und würde mit der Wucht eines stürzenden Mondes in den Waggon krachen.
»Macht euch zum Absprung fertig!«, befahl Alic. Er beugte die Beine, bereit, alle Kraft der Elektromuskeln seines Anzugs einzusetzen. Das sollte ausreichen, um ihn weit genug springen zu lassen, und wenn er dann einen Sprint einlegte …
»Wir bleiben!«, grollte Vic. »Wir sind jede Sekunde durch. Ich lasse diesen Bastard jetzt nicht mehr so einfach davonkommen!«
»Aber …«
Das schwache rosa-goldene Licht aus dem Gateway verlor sich beinahe in der grellen Helligkeit der Scheinwerfer hinter ihnen. Alic war wie gebannt von der heranrasenden GH 7. Die Zeit für eine Entscheidung betrug höchstenfalls noch Sekunden. Eher weniger.
»Wir bleiben an Bord!«, bettelte Vic.
Was eine persönliche Entscheidung war, wie Alic wusste. Zu spät, um jetzt noch kühle, rationale Überlegungen anzustellen. Zu spät.
Eine weitere Raketensalve hämmerte in die Flanke der GH 7. Dann waren sie durch den Energieschirm hindurch, und die planetare CST Station von Boongate lag vor ihnen im düsteren Licht einer Abendsonne. Alic starrte konsterniert auf das, was sie erwartete.
»Jetzt!«, brüllte er atemlos. »Springt!«
Die GH 7 verschwand durch das Gateway.
»Er ist durchgekommen!«, rief Nigel fassungslos. Er konnte nicht glauben, was er soeben mit eigenen Augen gesehen hatte. »Direkt vor unseren verdammten Nasen! So ein Mistkerl !«
»Die Verbindung zu Commander Hogan ist abgebrochen«, berichtete Oscar. »Sicher werden sie jetzt auf der anderen Seite angegriffen.«
»Sicher, verdammt.«
»Die Unisphären-Verbindung nach Boongate ist ausgefallen«, sagte Nelson. »Es sieht so aus, als wäre die physische Verbindung auf der anderen Seite des Null-Weiten-Wurmlochs abgeschaltet worden.«
»Mr Sheldon«, sagte Bradley Johansson. »Wir müssen hinterher!«
Nigel warf einen Blick zu Justine, einen hilfesuchenden, ängstli-chen Blick zu jemandem, der dem Anschein nach viel besser begriff als er selbst, was das alles zu bedeuten hatte. Justine zuckte nur mit den Schultern und presste die linke Hand auf ihren Bauch. Es sah aus, als würde sie sich jeden Moment übergeben müssen. Ihre Backen waren aufgeblasen.
»Wir stellen ein Team zusammen«, entschied Nigel. Es klang wie ein Eingeständnis der Niederlage.
»Entschuldigung«, sagte Bradley Johansson, »aber wir haben bereits ein Team. Und ich habe einhundertdreißig Jahre mit den Vorbereitungen für diesen Ernstfall verbracht. Lassen Sie uns hindurchgehen.«
»Ich habe im Moment keinerlei Kontrolle über das Gateway.«
»Meine Leute haben sich Zugang ins Innere des Kontrollzentrums verschafft«, berichtete Nelson. »Sie sind auf schwachen Widerstand getroffen. Oh … alle sind tot, das gesamte Personal«, murmelte er schockiert. »Er hat sie alle ermordet.«
Nigel schloss die Augen. Er empfand eine seelische Qual, die schon an körperlichen Schmerz grenzte. Eines seiner Gitter expandierte in seine virtuelle Sicht. Er konnte sich nicht daran erinnern, es aktiviert zu haben. Verbindungen mit den Leuten des Sicherheitsteams zeigten ihm das Massaker. »Gütiger Himmel!« Es war wie Anshun, wieder einmal. »Wie viele von diesen verdammten Judas-sen haben wir?« Vier Männer des
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