Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung
einzige Weg, wie wir noch verhindern können, dass er die Marie Celeste erreicht. Wir müssen beten, dass der Planet seine Rache bekommt.«
»Das ist verrückt!«, heulte Rob auf. »Das ist keine Schlacht, das ist ein verdammter Witz!«
Morton überflog mehrere verschiedene Sensorbilder. Der MAN-Sattelschlepper hatte inzwischen fast die Stelle erreicht, wo die Stra-
ße wieder begann. Anderthalb Meilen voraus schlugen die SoldatenMotilen die wüsten Angriffe der berittenen Guardians mit Leichtigkeit zurück. Bald würde der Starflyer mit seinen Truppen vereint sein.
Eine weitere Serie von Raketen, die einer der Land Rover Cruiser abgefeuert hatte, schlug in die gepanzerten Wagen ein.
»Wenn der Starflyer zu seinem Schiff will, dann muss er aus seiner Kapsel steigen, um an Bord zu gehen«, sagte Morton. »Das ist der Moment, in dem er verwundbar ist. Wir müssen nur dranbleiben.«
»Morty, du bist ja so ein kluger Junge«, sagte Cat anerkennend.
»Bist du dabei?«
»Ich würde es um nichts in der Welt versäumen wollen, Liebling.«
»Dann zeigen wir diesen Trotteln doch mal, wie man richtig kämpft«, sagte Rob.
»Okay«, stimmte Alic Hogan zu. »Zeigen wir es ihnen.«
Morton grinste wild, als er losrannte.
Inmitten der grauen Trostlosigkeit erstarrter Lava, die das Gipfelpla-teau des Mount Herculaneum bildete, war der Hyperglider nur schwer zu erkennen. Staub, von der Bruchlandung aufgewirbelt, hatte sich auf den weißen Rumpf gelegt und klebte an den vereisten Tragflächen aus Plyplastik wie eine adaptive Tarnung. Die streng aerodynamische Form war in dem Augenblick verschwunden, in dem die Maschine auf dem Felsen aufgeschlagen war. Sie war verbogen und verbeult und erinnerte jetzt an die verwitterten, im Vakuum gekochten Lavaströme, auf denen sie zum Liegen gekommen war. In der dunklen Höhle unter dem Rumpf, wo einst das Cockpit gewesen war, leuchteten ein paar rote LEDs im Schatten trüb vor sich hin, während die ruinierten Energiezellen allmählich ihre Rest-ladung verloren.
Die dünne Staubschicht aus Regolith rund um das Wrack war ein weiteres Mal aufgewirbelt worden, als Wilson sich aus dem umge-drehten Pilotensitz befreit hatte. Eine Spur von mäandernden Furchen führte zum Rand von Aphrodite’s Seat und verriet, wie Wilson seine gefühllosen Beine hinter sich her geschleift hatte, als er die verbleibenden zweihundertdreißig Meter gekrochen war. Die Spur war in unregelmäßigen Abständen aufgewühlt, wo er sich gewunden oder umgedreht hatte, um auszuruhen. Die nackte Lava war übersät mit Flecken getrockneten Blutes und kleinen Tropfen Epoxyschaum, mit denen er die Risse in seinem Druckanzug repariert hatte; inzwischen waren sie jedoch wieder aufgerissen.
Wilson schaute nicht mehr nach hinten. Er hatte eine glatte Spalte gleich am Rand des Plateaus gefunden, die seinen geschundenen Körper aufnahm wie ein behagliches, altes Sofa. Seine Füße baumelten zwar nicht buchstäblich über dem acht Kilometer tiefen Abgrund, doch sie waren nur wenige Zentimeter davon entfernt. Das blau-silberne Gewebe des Druckanzugs war stumpf unter einer klebrigen Schicht aus Regolithstaub, den Wilson beim Herkriechen eingesammelt hatte. Dicke Linien von Epoxy bedeckten in gezackten Linien seine zerschmetterten Beine. Aus zweien davon sickerte immer noch Blut, kleine Tröpfchen, die zwischen den Rändern hervor-quollen und im Vakuum blubbernd siedeten. Wilson sorgte sich nicht länger um seine Wunden. Schmerzkiller sorgten dafür, dass die ihm verbleibende Zeit nicht allzu unerträglich wurde. Der letzte der Wild Fox Squadron hatte die Mission erfolgreich zu Ende ge-führt.
Zu seiner Rechten standen die Arrays und ihre dazugehörigen elektronischen Module sauber auf dem Felsen aufgereiht, und breite Sensorstreifen saßen auf massiven Stativen, die mattschwarzen mul-ti-absorbierenden Vorderseiten nach Osten gerichtet. Der Ausblick war perfekt. Wilson konnte die gesamte Dessault Mountain Range bis hin zum winzigen Gipfel des StOlmer weit im Osten überbli-cken. Tief unter ihm war der Gletscherring ein heller diamantener Streifen, umgeben von Cirrus-Fetzen. Noch weiter unten rasten nach wie vor die dicken Sturmwolken um den gigantischen Vulkan herum.
Nachdem Wilson stundenlang eifrig zugesehen hatte, war er sicher, dass die Kraft der Winde vom Ozean allmählich nachließ. Es spielte keine Rolle mehr. Der Sturm hatte den Guardians mehr als genug Rohmaterial geliefert, um die Rache des Planeten zu
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