Conan der Barbar
erinnerte. Mit dieser Waffe in seiner ausgestreckten Hand fuhr der König fort:
»Das hier ist der Schlangenfang, der in meines Vaters Herz gestoßen wurde – durch seinen eigenen Sohn, meinen jüngeren Bruder, den die Priester in ihren Bann schlugen. Und meine geliebte Tochter, das Juwel meines Königreichs, das Glück meiner alten Tage, verfiel ebenfalls dem schlimmen Zauber Thulsa Dooms. Sie hat sich gegen mich und die älteren Götter gewandt. Trägt auch, sie einen Dolch wie diesen, der für mein Herz bestimmt ist? Erwartet mich das Geschick meines Vaters?«
Conan zog finster die Brauen zusammen. Er erinnerte sich der atemberaubenden Schönheit der jungen Frau in der prunkvollen Sänfte, der Frau, die Subotai als Königstochter bezeichnet hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, daß ein so liebreizendes Mädchen ihren eigenen Vater morden würde, obgleich er natürlich wußte, daß sie eine Priesterin des Schlangenkults war.
In einem plötzlichen Wutausbruch schleuderte König Osric die Schlangenklinge auf den Marmorboden. Alle blickten auf sie und spürten die Aura des Bösen, die von ihr ausging. »Jede Generation ist schwächer als die vorherige«, murmelte der Monarch. »Unsere jungen Leute suhlen sich in den Grauen des Schlangenkults – dieser falschen Religion. Sie sehnen sich danach, Sklaven und Bettler zu sein und Träumer mit Hilfe übler Rauschgifte, die Körper und Seele zerstören. In meiner Jugend wollten die Jungen Helden reinen Herzens werden, nicht Parasiten und böswillige Zerstörer.«
Gramgebeugt blickte der König auf den Boden – ein Mann, vorzeitig durch Probleme gealtert, die er nicht zu lösen vermochte. Zitternd murmelte er: »An Diebe muß ich mich wenden, um mein Reich zu retten!«
Ungewohntes Mitleid sprach aus Valerias Stimme, als sie sich an den Monarchen wandte: »Was können wir für Euch tun, Sire?«
»Meine Tochter, meine kleine Yasimina – sie folgt ihm, wohin immer er auch geht – Yaro, meine ich, den schwarzen Priester. Sie sagt, sie suche die Wahrheit in der Tiefe ihrer Seele zu ergründen ... Diese hohlköpfigen Narren suhlen sich in Verderbtheit wie Schweine im Pfuhl, und nennen es Religion!
Im Augenblick reist meine Tochter gen Osten, um sich mit diesem Mann namens Doom zu treffen – im Bollwerk dieses Kultes, im Zentrum seines Spinnennetzes. Begebt euch zum Berg der Macht, entführt meine Tochter und bringt sie zu mir zurück!«
Der König winkte wortlos. Der Höfling holte eine Schatulle, öffnete sie und leerte sie aus. Eine glitzernde Flut von Edelsteinen rollte vor die Füße der Abenteurer: Rubine, Amethyste, Topase, Saphire und blitzende Brillanten. Auf einen zweiten Wink Osrics hin, richtete der Höfling die Schatulle auf. Valeria sog laut den Atem ein und hielt die Luft an. In des Hyrkaniers Augen leuchtete Gier. Conan, der dem Ganzen nicht traute, wandte den Blick nicht vom König.
»Macht schon, hebt sie auf!« wies der Monarch die drei an. »Für den Anfang genügen sie. Kauft euch Waffen und Pferde für ihren Erlös. Ihr könnt, wenn ihr wollt, Söldner anheuern, um für euch zu kämpfen. Bringt mir meine Yasimina zurück, und ihr bekommt auch den Rest der Steine in der Schatulle. Zeig sie ihnen, Vardanes!«
Der Höfling streckte ihnen die kunstvoll geschnitzte hölzerne Truhe entgegen. Ungeniert stocherte Subotai mit einem Finger darin herum, um sich zu vergewissern, daß die Schatulle keinen doppelten Boden hatte, und sie noch weit über die Hälfte gefüllt war. Zufrieden zog er die Hand zurück und nickte. Gemeinsam mit Valeria hob er die auf dem Boden liegenden Steine auf und füllte sie in einen Lederbeutel.
Conan sah zu, wie seine Gefahren die Juwelen einsammelten. Mit nachdenklich gerunzelter Stirn wandte er sich schließlich an den König und fragte: »Wieso fürchtet Ihr Euch nicht vor einem Dolch in der Dunkelheit, oder vor Gift in Eurem Kelch?«
Osric lächelte bitter: »Für alle kommt einmal die Zeit, mein Freund, selbst für Könige, da die Steine ihr Glitzern und das Gold seinen Glanz verlieren, und die köstlichsten Speisen und edelsten Weine schal schmecken – eine Zeit, da sogar der prächtigste Thronsaal zur Gefängniszelle wird. Dann bleibt einem Vater nur noch die Liebe zu seinem Kind. Doch du – wie könntest du das verstehen? Du bist noch viel zu jung, zu voll des blühenden Lebens.
Wenn mein Ende durch die Hand Dooms oder eines anderen kommt, wird es mir nicht viel ausmachen, wenn nur meine Tochter frei von diesem
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