Conan der Freibeuter
um ihren Hals. Reifen aus reinem weichen Gold glitzerten an ihren Armen und Beinen. Ansonsten bestand ihre einzige Bekleidung aus einem knappen Kilt aus Leopardenfell um die vollen Hüften.
Nzinga, die Königin der Amazonen, richtete ihren Blick lange auf den riesenhaften Cimmerier. Schweigen senkte sich auf den Basar herab. Nach einer Weile sagte die Königin lächelnd:
»Zehn Kiele für den weißen Riesen.«
Niemand versuchte, sie zu überbieten.
Chabela fand ihr Leben als Sklavin unerträglich. Es war schlimm genug, daß sie als verzärtelte Tochter eines mächtigen Monarchen nun Dienstbotenarbeit für eine schwarze Königin leisten mußte. Doch viel mehr machte ihr zu schaffen, daß sie wie alle Sklaven nackt herumlaufen mußte. Kleidung, gleich welcher Art, blieb den freien Stammesangehörigen vorbehalten.
Schlafen mußte sie auf einem ungezieferverseuchten Strohlager im Sklavenquartier, und wie die anderen Sklavinnen wurde sie im ersten Morgengrauen von einer Sklavenmeisterin mit rauher Stimme und harter Hand geweckt. Dann mußte sie kochen, fegen, schrubben und an der königlichen Tafel bedienen. Es verbesserte ihre Laune nicht, den ehemals zingaranischen Freibeuter Conan bei diesen Gelegenheiten auf weichen Kissen herumlungern, sich mit Bananenwein vollaufen und mit Fischkuchen und feinem Backwerk vollstopfen zu sehen.
Sie änderte ihre gute Meinung über ihn. Er war zweifellos der ausgehaltene Liebhaber der Königin, und – was Chabelas Verachtung erhöhte – er genoß es offenbar auch noch. Kein Mann mit Selbstachtung, sagte sie sich, fände Gefallen an einer solchen Art von Sklaverei. Das kam daher, daß die Erfahrung sie nicht wie Conan gelehrt hatte, das Beste aus einer Lage zu machen, wenn es keine Möglichkeit gab, sie zu ändern.
Da der Cimmerier der einzige Mensch in dieser schrecklichen Stadt war, den sie als Freund betrachten konnte, wäre sie völlig verzweifelt gewesen, hätte er ihr nicht bei seltenen Gelegenheiten zugezwinkert, wenn niemand es bemerken konnte. Dieses Zwinkern sagte – zumindest hoffte sie es: ›Nur Mut, Mädchen. Ich hole dich hier heraus!‹
Andererseits mußte Chabela zugeben, daß Königin Nzinga eine prachtvolle Frau war. Das Mädchen versuchte sich das Verhalten der beiden im Bett vorzustellen, aber da sie in dieser Beziehung ein wenig weltfremd erzogen worden war, fiel es ihr schwer. Sie konnte auch nicht wissen, daß die schwarze Löwin zwar Königin in der Öffentlichkeit, Conan aber Herrscher in ihrem Schlafgemach war.
Das war etwas absolut Neues für Nzinga. Nach ihrer Erfahrung und der gesamten Kultur ihres Reiches nahm sie an, die Frau sei dem Mann von Natur aus überlegen. Hunderte von Königinnen hatten vor ihr auf dem Elfenbeinthron geherrscht. Jede von ihnen hatte ihre Männer verachtet und erniedrigt, sie als Diener und Werkzeug für ihre Lüste und ihr Muttertum benutzt und sie verstoßen, wenn sie krank, erschöpft oder ermüdend wurden. Auch sie hatte es nicht anders gemacht.
Bis der riesenhafte Cimmerier in ihr Leben getreten war, hatte sie alle ihre Männer mühelos beherrscht. Conan jedoch ließ sich nicht beherrschen. Sein Wille war härter als Eisen, und er war sogar größer und stärker als sie. In seiner kraftvollen Umarmung erlebte die schwarze Amazone Freuden, die sie bisher noch nicht gekannt hatte. Sie wurde unersättlich in ihrem Verlangen nach ihm.
Und sie empfand auch wilde Eifersucht auf alle Frauen, die der Cimmerier vor ihr gehabt haben mußte. Doch über sie erfuhr sie nichts durch ihn, er beachtete ihre Fragen überhaupt nicht. Er hatte seinen eigenen rauhen Ehrenkodex in diesen Dingen. Auch wenn Nzinga noch so sehr tobte und mit allem möglichen um sich warf, um etwas herauszubekommen, so lächelte er nur unbewegt.
»Und was ist mit dieser runden weißen Dirne, die die Ghanater mit dir hierherbrachten?« fauchte sie. »Sie war deine Geliebte, nicht wahr? Du hast ihren weichen, wohlriechenden Leib begehrenswert gefunden, nicht wahr? Begehrenswerter als Nzinga, habe ich nicht recht?«
Beim Anblick ihrer leidenschaftlich blitzenden Augen und der hüpfenden ebenholzschwarzen prallen Brüste mußte Conan zugeben, daß er seit seiner ersten großen Liebe, Bêlit von der Schwarzen Küste, keine herrlichere Frau gekannt hatte. Doch nun, da sie eifersüchtig auf Chabela war, mußte er vorsichtig sein – sehr vorsichtig! Er mußte Nzinga zeigen, daß ihr Mißtrauen unbegründet war, sonst würde Chabela darunter zu leiden
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