Conan der Schwertkämpfer
dem Wald, wo Mecantas Schützen auf einer Kuppe verborgen lagen. Hundert Edle und ihre Ritter wurden an diesem Tag auf der Ebene entwaffnet und die meisten getötet. Alarkar sammelte die Überlebenden um sich und verfolgte die Verräter.«
Maralas Augen füllten sich mit Tränen. Conan zog sie an sich und drückte beruhigend ihren Kopf an seine Schulter.
»Was geschah dann?« fragte er gespannt.
»Alarkar und seine Männer waren kaum eine Pfeilschußweite gekommen, als sie auf Mecantas Streitmacht stießen, die im vollen Galopp zum Angriff daherbrauste. Alarkar stellte sich zur Schlacht und verteidigte sein Familienbanner, bis er durch ein Armbrustgeschoß den Tod fand.« Ihre Stimme stockte bei der Erinnerung an das alte Unrecht.
Conans tiefer Baß rief Marala in die Gegenwart zurück. »Das gleiche wie immer«, sagte er. »Die feinen Herren streiten und stechen einander die Klingen in den Rücken. Was ist daran neu?« Sein Ton war absichtlich abfällig, um die Königin zu veranlassen, mehr über den Stern von Khorala zu erzählen. Sie fuhr fort:
»Alle begrub man dort, wo sie fielen. Die Burg wurde in Schutt und Asche gelegt. Die Gräfin und ein paar Gefolgsleute und Diener flohen durch eine Seitentür, als am Ausgang der Schlacht kein Zweifel mehr bestand. Der Sohn, den sie in ihrem Schoße trug, war mein Vorfahr.«
»Und was war mit dem Stern von Khorala?« fragte Conan.
»Alarkar benutzte seinen Zauber nicht. Er vertraute auf die Macht der Vernunft, denn zweifellos focht er für eine gute Sache. Sein Weib – oder vielmehr seine Witwe – trug den Stein an ihrem Busen. Sie heiratete später in ein anderes Land. Ihr Sohn kehrte, als er erwachsen war, nach Ophir zurück, um sein Lehen zu fordern. Er gründete meine Linie der Familie. Und so wurde die Legende genau wie der Ring von Generation zu Generation weitergegeben. Doch nun ist er für immer verloren.«
»Was würdet Ihr tun, wenn Ihr ihn zurückbekämt?« fragte Conan beiläufig.
»Ich würde versuchen, den Zauber in ihm zu wecken. Ich würde die guten Männer meines Reiches um mich sammeln, damit sie mir hülfen, meinen schwächlichen Gemahl aus den Klauen Rigellos und seiner Henkersknechte zu befreien. Bezweifelt ihr, daß ich Rigello aus dem Land verbannen und das Königreich einigen würde, wenn ich könnte?«
Der wilde Mut des schlanken Mädchens, das mitten in der Wildnis mit nur zwei Begleitern an einem ersterbenden Lagerfeuer saß und doch davon sprach, Tyrannen und Intriganten aus dem Reich zu verbannen, rührte an einer empfänglichen Saite in Conan. Er räusperte sich, ein wenig verlegen über das tiefe Gefühl in ihm.
»Majestät«, sagte er. »Vielleicht kann ich dazu beitragen, daß Ihr Euer Ziel erreicht.« Er faßte in seinen Beutel und holte den Stern von Khorala heraus. »Hier ist Euer kostbares Familienstück. Ihr habt eine bessere Verwendung dafür als ich.«
Die Königin öffnete verwirrt die Lippen. »Ihr – Ihr gebt es mir einfach?«
»Ja. Ich bin kein tugendsamer Mensch wie Euer Vorfahr, doch ich ... Manchmal helfe ich gern einer tapferen Frau, die sich in Schwierigkeiten befindet.«
Marala nahm den Ring, und ihr Blick hing gebannt an dem Juwel, aus dessen feurigem ovalen Saphirauge die Schönheit des Sternes glitzerte.
»Dadurch stehe ich zutiefst in Eurer Schuld, Conan. Wie kann ich sie Euch zurückzahlen?«
Conans brennende Augen wanderten über Maralas sanfte Rundungen. Mit königlicher Würde löste sie sich aus seinem Arm, um anzudeuten, daß sie seinen unausgesprochenen Vorschlag ablehne.
Er nahm den Blick von ihr. »Ihr schuldet mir im Moment überhaupt nichts. Wenn Ihr Euren Thron zurückgewinnt, mögt Ihr mich zum General Eurer Armee machen.«
Marala schaute Garus fragend an. Er nickte. »Er ist der richtige Mann dafür, meine Königin. Er war Söldnerhauptmann, Häuptling einer Bande wilder Nomaden, Gardekommandant, und er ist ein kluger Stratege und flink und geschickt mit Schwert und Dolch. Er rettete mir das Leben und gab Euch die Freiheit wieder.«
»Dann soll es so geschehen«, erklärte Marala.
5
»HOL MEIN PFERD! WIR BRECHEN SOFORT AUF!«
Graf Rigello trug eine schwarze Kettenrüstung. Schwert und Dolch klirrten an seiner Seite. Sein schwarzer Helm lag vor ihm auf dem Intarsientisch. König Moranthes schaute ihn beunruhigt an, denn er kannte die Macht dieses arroganten Nachkommens des Hauses von Mecanta.
Manchmal dachte der König daran, den schwarzen Grafen aus dem Weg
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