Conan der Schwertkämpfer
und die gespenstischen Landstraßen außerhalb der Stadt jagten.
»Ich bin Conan, ein Cimmerier von Geburt – und ein Wanderer«, antwortete der Riese. »Ich kämpfte in mehr Ländern, als Euren gelehrten Männern bekannt sind.«
»Und weshalb habt Ihr mich gerettet?«
»Ich habe vielleicht etwas, das Ihr gern wollt, Lady, und ich glaube, Ihr werdet mir einen angemessenen Preis dafür bieten.«
»Ich fürchte, ich werde nie mehr in der Lage sein, jemanden einen angemessenen Preis zu bezahlen, nicht einmal für einen Laib Brot. Ich bin eine Königin ohne Thron. Doch sagt mir, was ist dieses Ding, das ich, wie Ihr glaubt, gern haben möchte.«
»Wir unterhalten uns später darüber, wenn wir Rast machen. Jetzt können wir uns keine Pause leisten.«
Als die Nacht ihre Decke der Dunkelheit um den langen Tag der Flucht hüllte, machten sie ein kleines Lagerfeuer in einem Felseinschnitt, wo sein Schein von der Straße aus nicht zu sehen war. Ihre Pferde, denen sie die Sättel abgenommen hatten, nachdem sie angepflockt waren, löschten ihren Durst in einem murmelnden Bergbach und kauten an dem spärlichen Gras. Conan hatte auf dem Markt von Ianthe Brot, Früchte und Dörrfleisch sowie einen Lederbeutel kothischen Weines erstanden, und so speisten sie jetzt zum fröhlichen Prasseln der brennenden Scheite.
Als sein Hunger gestillt war, lehnte Conan sich an seinen Sattel und bewunderte die schöne Frau neben sich. Dieses müde, aber mutige Mädchen war also die Königin von Ophir, von der man behauptete, sie mache die Männer mit Hilfe des großen Juwels, das er in seinem Beutel trug, zu ihren Sklaven. Wie oft hatte er sich ausgemalt, daß er nach Ophir kommen, eine Audienz bei ihr erlangen, sich tief wie ein Höfling verbeugen und ihr den Ring für eine Gegenleistung aushändigen würde – vielleicht für tausend Goldstücke und einen hohen Posten in der ophireanischen Armee. Und nun lag er statt dessen wie ein einfacher Arbeiter auf einem kleinen Grasflecken in einem von Zwist zerrissenen Land, neben einer Königin, die ein mittelloser Flüchtling war. Er sprach jetzt geradeheraus:
»Ich sehe, daß Khafrates Euch nichts erklärte und mir vielleicht auch nicht. Was ist mit diesem Juwel, von dem man behauptet, es könne Euch die Männer zu Willen machen?«
Die Königin blickte ihn fest an. »So wisset, Conan, daß Alarkar, mein Vorfahr, dieses Juwel vor langer, langer Zeit von einem vendhyanischen Einsiedler erhielt.«
Kurz wiederholte sie die gleiche Geschichte, die sie Khafrates erzählt hatte. Die Erinnerung an den alten Verrat machte ihre Stimme schwer von ungeweinten Tränen.
»Nach seiner Rückkehr nach Ophir nahm Graf Alarkar sich entschlossen vor, das Königreich zu einigen, und er rief zu einer Versammlung aller Edlen des Landes auf.« Sie wandte sich an Garus. »Hauptmann, gewiß habt Ihr von der Schlacht der hundertundein Schwerter gehört?«
Garus, der schon halb eingenickt war, verbannte den Schlaf, und seine tiefe Stimme erklang:
»Jawohl, Eure Majestät, ich habe davon gehört, doch nur als eine Legende, die im Lauf der Zeit sicherlich an Wahrheitsgehalt verlor. Graf Alarkar rief diese Versammlung der Edlen vor zweihundert Jahren in seiner Burg Theringo zusammen. Jeder dieser Männer kam nur mit seinem persönlichen Gefolge, um die Probleme des Reiches zu besprechen. Sie trafen sich auf der Ebene vor der Burg, doch erreichten sie keine Einigung. Und dann verschwand der Graf.«
Die Königin führte die Geschichte für ihn zu Ende. »Der Rest ist nur meiner Familie bekannt. Ich werde sie euch beiden erzählen.«
Conan saß völlig still und lauschte gebannt.
»Alle Edlen hatten sich also auf der Ebene vor der Burg versammelt, aber die Verhandlungen zogen sich hin. Obgleich mein Vorfahr die bestehende Macht Koths und die wachsende Macht Turans fürchtete, wollte er doch den magischen Ring nicht benutzen, es sei denn als allerletzten Ausweg.«
Garus stocherte in der schwelenden Glut, bis die paar neu aufgelegten Scheiter sich entzündeten und Funken wie Glühwürmchen in die Nacht sprühten. Die Königin nahm einen Schluck des Weines, ehe sie fortfuhr.
»Während der Konferenz zog der Graf von Mecanta, von dem mein Verwandter Rigello abstammt, sich wortlos zurück. Der Graf von Frosol und die Barone von Terson und Lodier folgten bald darauf seinem Beispiel. Ihr Gefolge hatte bereits ihre Rosse gesattelt, und so jagten sie davon.
Wenige Augenblicke später kam ein Hagel von Armbrustgeschossen aus
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