Conan-Saga 01 - Conan
ein Augenblick, in dem die alte Furcht vor dem Übernatürlichen sich wie Dolchspitzen in Conan bohrte, während er verzweifelt versuchte, die Waffe freizubekommen.
Dann traf das Schwert die Mumie in die Rippen und verfing sich einen fast tödlichen Herzschlag lang im Rückgrat, ehe Conan es herausgezerrt hatte. Doch nichts, so schien es, konnte dieses wandelnde Grauen aufhalten, und da es bereits tot war, vermochte auch nichts mehr, es zu töten. Immer aufs neue torkelte und schlurfte es, ohne zu ermüden und ohne Zögern auf den Jungen zu, obgleich der Körper bereits Verletzungen aufwies, die genügt hätten, ein Dutzend noch so zäher Krieger sich wimmernd im Staub wälzen zu lassen.
Wie tötet man einen Toten? Diese Frage dröhnte in Conans Schädel, bis er glaubte, er müsse ihm zerspringen. Seine Lunge stach, sein Herz hämmerte wie wahnsinnig. Hieb und Stich, nichts vermochte den lebenden Leichnam aufzuhalten.
Jetzt ging Conan überlegter vor. Er dachte, wenn die Mumie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, vermochte sie ihn auch nicht mehr zu verfolgen. Mit einem wilden Rückhandhieb traf er ein Knie des Leichnams. Ein Knochen barst, und die Mumie stürzte auf den Boden. Doch immer noch brannte das unheimliche Leben in der verschrumpelten Brust des Leichnams. Er stolperte wieder auf die Füße und schwankte, das verkrüppelte Bein nachziehend, hinter dem Jungen her.
Erneut holte Conan aus und traf die untere Gesichtshälfte der Mumie. Das Unterkiefer fiel auf den Boden und verlor sich klappernd in den Schatten. Aber der Tote hielt nicht einmal an. Der entblößte Oberkiefer schimmerte weiß unter dem unheimlichen Glühen aus den Augenhöhlen, während die Mumie ihren Gegner hinkend, aber unermüdlich weiterverfolgte. Fast wünschte sich Conan, er wäre draußen bei den Wölfen geblieben, anstatt sich in dieser verfluchten Gruft zu verkriechen, wo Wesen, die seit tausend Jahren und mehr den friedlichen Schlaf des Todes schlummern sollten, ihr Unwesen trieben.
Da packte etwas sein Fußgelenk. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte der Länge nach auf den rauhen Felsboden. Heftig stieß er mit dem Bein um sich, um es frei zu bekommen. Da erst sah er, was es umklammerte, und das Blut schien ihm in den Adern zu stocken – es war die abgetrennte Hand der Mumie. Die Krallenfinger bohrten sich in seine Haut.
Und schon beugte die gräßliche Alptraumgestalt sich über ihn. Das verstümmelte Gesicht des Leichnams stierte auf ihn herab, und eine Klauenhand schoß auf seine Kehle zu.
Conan reagierte instinktiv. Mit aller Kraft stieß er beide Füße in den eingefallenen Leib, der sich herabbeugenden Mumie. Sie flog durch die Luft und landete krachend hinter Conan mitten im Feuer.
Jetzt griff der Junge nach der abgetrennten Hand, die immer noch sein Fußgelenk umklammerte. Er löste die knöchernen Finger, sprang auf die Füße und warf die gräßliche Klauenhand der Mumie ins Feuer nach. Hastig bückte er sich nach dem Schwert und wirbelte herum – doch der Kampf war vorbei.
Ausgedörrt durch die unzähligen Jahrhunderte, die er in der Gruft geschlummert hatte, brannte der Leichnam wie trockenes Buschwerk. Das unnatürliche Leben in ihm ließ ihn versuchen, sich freizukämpfen, während die Flammen sich an ihm emporfraßen und ihn in eine lebende Fackel verwandelten. Es fehlte nicht mehr viel, und er wäre aus dem Feuer gestiegen, als das verkrüppelte Bein nachgab und er mitten in den prasselnden Flammen zusammensackte. Ein brennender Arm fiel wie ein geknickter Ast ab. Der Schädel rollte durch die Glut. Innerhalb weniger Herzschläge war nichts mehr übrig von dieser uralten Mumie als ein paar schwelende Gebeine.
6
CONANS SCHWERT
Conan atmete mit einem Seufzer der Erleichterung aus und holte tief Luft. Nachdem die Anspannung vorüber war, spürte er die Erschöpfung in jedem Knochen. Er wischte sich den kalten Schweiß des Grauens vom Gesicht und streifte das wirre schwarze Haar mit den Fingern zurück. Die Mumie des toten Kriegers war endlich wahrhaftig tot, und das mächtige Schwert gehörte ihm. Er wog es erneut in seinem Griff und freute sich, wie gut es in seiner Hand lag.
Einen Augenblick dachte er daran, die Nacht in der Grabkammer zu verbringen. Er war todmüde. Draußen warteten die Wölfe und die Kälte nur darauf, ihn niederzuzwingen, und selbst sein in der Wildnis geschärfter, angeborener Orientierungssinn konnte ihm in einer Sternenlosen Nacht in einem fremden
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