Conan-Saga 01 - Conan
mochte – Dinge, Wesen, vielleicht, die nach den Gesetzen der Natur friedlich hätten durch die Äonen schlummern sollen.
Wie erstarrt hielt er mitten im Schritt an, als er plötzlich ein Geräusch – ein unbeschreibbares trockenes Knarren – vernahm. Es kam von der Thronseite des Grabgewölbes. Er wirbelte herum – und die Haare stellten sich ihm auf, während sein Blut zu stocken schien. All seine abergläubischen Ängste und seine Furcht vor den übernatürlichen Wesen der Nacht erfaßten ihn.
Der Tote war zum Leben erwacht.
4
WENN TOTE WANDELN
Langsam, ruckhaft erhob der Leichnam sich von seinem steinernen Thron und starrte Conan aus den schwarzen Höhlen an, wo nun lebende Augen in einem kalten, bösen Glühen zu funkeln schienen. Irgendwie – durch einen uralten Zauber, den der Junge nicht einmal zu ahnen vermochte – bewegte Leben die verdörrte Mumie des unendlich lange schon toten Häuptlings. Grinsende Kiefer öffneten und schlossen sich in einer grauenerregenden Pantomime des Sprechens, doch der einzige Laut, den Conan vernahm, war das Knarren, das er als erstes gehört hatte. Es war, als rieben die verschrumpelten Muskelüberreste und Sehnen trocken aneinander. Für Conan war diese stumme Nachahmung des Redens noch schlimmer, als die Tatsache, daß der Tote wieder lebte und sich bewegte.
Knarrend stieg die Mumie das Thronpodest hinab und drehte den Totenschädel in Conans Richtung. Als der augenlose Blick auf das Schwert in Conans Hand zu ruhen kam, glitzerten Funken in den Augenhöhlen. Die Mumie tappte unbeholfen durch das Gruftgewölbe und näherte sich Conan wie die grauenvolle Alptraumgestalt eines von Wahn Besessenen. Sie streckte die knöchernen Klauen aus, um Conans starken jungen Händen das Schwert zu entreißen.
Fast gelähmt vor abergläubischer Furcht wich Conan Schritt um Schritt zurück. Die Flammen warfen den schwarzen, monströsen Schatten des Toten an die Wand, und er glitt gespenstisch hinter der Mumie her. Vom Prasseln des Feuers, das die morschen, uralten Möbeltrümmer verschlang, mit denen Conan es genährt hatte, und vom Knirschen und Knarren der ledrigen Muskeln, die den Kadaver Schritt um Schritt schwerfällig näherbrachten, und dem Atem des Jungen, der in seiner Furcht keuchend aus der Kehle drang – abgesehen von diesen Geräuschen war es still in der Gruft.
Nun hatte der Tote Conan an die Wand gedrängt. Eine bräunliche Klaue streckte sich ruckhaft aus. Die Reaktion des Jungen war rein automatisch. Er hieb instinktiv darauf ein. Die Klinge pfiff durch die Luft und traf den ausgestreckten Arm, der wie ein trockener Ast knackte. Die leere Luft umkrallend fiel die abgetrennte Hand auf den Boden. Kein Blut spritzte aus dem dürren Stumpf des Unterarms.
Die schreckliche Verletzung, die jeden lebenden Krieger hätte anhalten lassen, verlangsamte nicht einmal den Schritt des wandelnden Leichnams. Er zog lediglich den Stumpf des verstümmelten Armes zurück und streckte den anderen Arm aus.
Wild sprang Conan von der Wand vor und schwang die Klinge in weitausholenden, heftigen Hieben. Ein Schlag traf die Mumie in die Seite. Rippen brachen wie morsche Zweige, und der lebende Tote stürzte rasselnd auf den Boden. Keuchend blieb Conan in der Mitte des Höhlenraumes stehen und umklammerte den Schwertgriff mit schweißnasser Hand. Er riß die Augen weit auf, als er sah, daß die Mumie sich schwerfällig wieder erhob und schlurfenden Schrittes, die ihm gebliebene Klaue ausgestreckt, erneut auf ihn zukam.
5
ZWEIKAMPF MIT DER MUMIE
Sie umkreisten einander, ganz langsam. Conan hieb mit der Klinge um sich, doch er wich Schritt um Schritt vor dem unaufhaltsam Näherkommenden zurück.
Ein Hieb gegen den unverletzten Arm ging daneben, weil die Mumie ihn zur Seite riß. Der Schwung war jedoch so heftig gewesen, daß Conan halb um seine Achse wirbelte, und ihn die wandelnde Leiche schon fast erreicht hatte, ehe er sich fing. Die Klauenfinger erfaßten ein Stück des Kittels und der fadenscheinige Stoff riß, so daß Conan nur noch in Sandalen und Lendentuch dastand.
Der junge Barbar sprang zurück und hieb weitausholend nach dem Kopf der Mumie. Die Schreckensgestalt duckte sich, und wieder mußte der Junge hastig zurückweichen. Schließlich klirrte das Schwert gegen den Helm und durchschnitt eines der Hörner. Ein weiterer Hieb hob den Helm vom Kopf und drang in den morschen braunen Schädel. Die Klinge blieb einen Augenblick darin stecken –
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