Conan-Saga 01 - Conan
sich schließlich wieder gefaßt hatte, schüttelte er den Kopf. »Ein feines Paar Schatzsucher sind wir! Die Götter haben sich ihren Spaß mit uns gemacht! Welch ein Witz!«
Nestor lächelte trocken. »Ich bin froh, daß du es von dieser Seite betrachtest. Aber ich fürchte, in Shadizar dürfen wir uns jetzt nicht mehr sehen lassen, wenn uns unser Leben lieb ist.«
»Was hast du vor?« fragte Conan.
»Ich werde mich ostwärts auf den Weg machen, um mich als Söldner in Turan zu verdingen. Ich hörte, daß König Yildiz gute Krieger sucht, um aus seinem wirren Haufen eine echte Armee zu schmieden. Wie wär's? Komm doch mit, Junge! Du würdest einen guten Soldaten abgeben.«
Conan schüttelte den Kopf. »Und den ganzen Tag auf dem Übungsplatz hin und her zu marschieren, während irgendein vollgefressener Offizier brüllt: ›Vorwärts, marsch! Präsentiert die Pike!‹ Nein, das ist nichts für mich. Ich habe gehört, daß im Westen noch ordentlich etwas zu holen ist. Ich versuche es eine Weile dort.«
»Mögen deine barbarischen Götter dich beschützen«, sagte Nestor. »Falls du es dir anders überlegst, dann frag in der Kaserne von Aghrapur nach mir. Leb wohl!«
»Leb wohl!« erwiderte Conan. Ohne ein weiteres Wort trat er hinaus auf die Straße nach Corinthien und war bald in der Dunkelheit verschwunden.
Der Gott in der Schale
Der
Gott in der
Schale
D ER G OTT IN DER S CHALE
Robert E. Howard
Conans grimmige Abenteuer im Elefantenturm und in den Ruinen von Larsha weckten eine ausgesprochene Abneigung gegen die Zauberei des Ostens in ihm. Er flieht nordwärts durch Corinthien nach Nemedien, dem zweitmächtigsten hyborischen Reich nach Aquilonien. In der Stadt Numalia nimmt er seine Tätigkeit als Dieb wieder auf.
Der Wächter Arus hielt seine Armbrust mit zitternden Händen. Er spürte, wie ihm der kalte Schweiß ausbrach, als er auf die gräßlich zugerichtete Leiche auf dem polierten Boden starrte. Es ist kein sehr beruhigendes Gefühl, dem Tod um Mitternacht an einem einsamen Ort zu begegnen.
Der Wächter stand in einem schier endlosen Korridor, den hohe Kerzen in Nischen an den Wänden erhellten. Zwischen den Nischen waren die Wände mit schwarzem Samt behängt, und zwischen den Behängen zierten sie Schilde und überkreuzte Waffen ungewöhnlicher Art. Da und dort standen Figuren merkwürdiger Götter – Statuen aus Stein oder seltsamem Holz geschnitzt, in Bronze, Eisen oder Silber gegossen –, die sich schwach auf dem glänzenden schwarzen Boden spiegelten.
Arus schauderte. Obgleich er schon seit einigen Monden hier als Nachtwächter tätig war, hatte er sich immer noch nicht an diesen ausgefallenen Bau gewöhnen können – an dieses unwahrscheinliche Museum und Haus der Antiquitäten, das Kallian Publicos Tempel genannt wurde, wo Raritäten von überallher auf der Welt zur Schau gestellt waren. Und nun, in der mitternächtlichen Einsamkeit, stand er, Arus, in dieser großen stillen Halle und starrte auf die ausgestreckt am Boden liegende Leiche des wohlhabenden und mächtigen Mannes, dem der Tempel gehörte.
Selbst der stumpfe Verstand des Wächters erkannte, wie erstaunlich diese Leiche sich von dem Manne unterschied, der arrogant und allesbeherrschend, die Augen voll Leben sprühend, in seiner vergoldeten Kutsche auf dem Palianweg dahingebraust war. Die Menschen, die Kallian Publico gehaßt hatten, würden ihn kaum wiedererkennen, nun, da er wie ein ausgelaufenes Tranfaß dalag, das prunkvolle Gewand fast von ihm gerissen und die purpurne Tunika völlig verdreht. Sein Gesicht war dunkel verfärbt, die Zunge hing aus dem weit aufgerissenen Mund. Die fetten Hände waren wie in einer verzweifelten Geste erhoben. An den dicken Fingern glitzerten Ringe mit kostbaren Steinen.
»Weshalb haben sie ihm die Ringe nicht abgenommen?« murmelte der Wächter beunruhigt. Er zuckte zusammen und erstarrte, während sich ihm die kurzen Haare im Nacken sträubten. Durch die Seidenbehänge, die eine der vielen Türöffnungen bedeckten, kam eine Gestalt.
Arus sah einen jungen Mann von mächtigem Körperbau, nackt – von einem Lendentuch und Sandalen, die bis zu den Knien geschnürt waren, abgesehen. Seine Haut war so tief gebräunt, als hätte die Sonne der Wüstenländer sie verbrannt. Arus bemerkte besorgt seine breiten Schultern, die kräftige Brust und die muskulösen Arme. Ein Blick auf die düsteren Züge und die hohe Stirn verriet dem Wächter, daß dieser Mann kein Nemedier
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