Conan-Saga 01 - Conan
er und Nestor ihren Schatz gefunden hatten, war zu einem Haufen Gesteinsbrocken zerfallen. Conan gab den Gedanken auf, zu einem späteren Zeitpunkt zum Palast zurückzukehren, um sich den Rest der Kleinodien zu holen. Ein ganzes Heer von Arbeitern müßte erst die Trümmer wegschaffen, ehe die Schätze geborgen werden könnten.
Ganz Larsha war ein einziges Trümmerfeld. So weit er in dem zunehmenden Licht sehen konnte, rührte sich nirgendwo etwas. Und zu hören war nur hin und wieder ein Poltern, wenn da und dort noch ein Stein von den Trümmern rollte.
Conan tastete nach seinem Lederbeutel, um sich zu vergewissern, daß er seine Beute noch hatte, dann machte er sich westwärts auf den Weg nach Shadizar. Hinter ihm schickte die Sonne ihre ersten Strahlen aus.
Am nächsten Abend stolzierte Conan in seine Lieblingsschenke, die von Abuletes, in der »Keule«. Die niedrige, rauchgeschwärzte Stube stank nach Schweiß und saurem Wein. Dicht gedrängt saßen Diebe und Mörder an den Tischen, tranken Bier und Wein, vergnügten sich beim Würfelspiel oder unterhielten sich, sangen, stritten und prahlten mit ihren Untaten. Man betrachtete es als langweilig, wenn an einem Abend nicht zumindest ein Gast in einer Auseinandersetzung den Tod fand.
Im hinteren Teil der Stube entdeckte Conan seine gegenwärtige Liebste allein an einem kleinen Tisch bei einem Becher Wein. Sie hieß Semiramis, war eine kräftig gebaute schwarzhaarige Frau, und mehrere Jahre älter als der Cimmerier.
»He da, Semiramis!« brüllte Conan über den Raum hinweg und bahnte sich einen Weg zu ihr. »Ich muß dir etwas zeigen! Abuletes, eine Kanne deines besten Kyrians. Ich habe verdammtes Glück gehabt!«
Wäre Conan älter gewesen, hätte die Vorsicht ihn zurückgehalten, laut über seine Beute zu prahlen, und noch weniger hätte er sie vor aller Augen hergezeigt. Da er aber noch jung und unerfahren war, leerte er den Lederbeutel mit den sieben riesigen grünen Steinen vor Semiramis auf den Tisch.
Die Edelsteine rollten heraus, über die weinnasse Tischplatte – und zerfielen zu grünem Pulver, das im Kerzenlicht glitzerte.
Conan ließ den Beutel fallen und starrte offenen Mundes auf den Tisch, während die Zecher ringsum in dröhnendes Gelächter ausbrachen.
»Crom und Mannanan!« hauchte der Cimmerier schließlich. »Ich fürchte, diesmal habe ich mich selbst hereingelegt.« Da fiel ihm die Jadeschlange ein, die noch im Beutel steckte. »Aber ich habe ja noch etwas, das mir genügend einbringen wird, um für mehr als nur eine Kanne des Besten zu bezahlen.«
Neugierig griff Semiramis nach dem Beutel, doch sofort ließ sie ihn mit einem Schrei wieder fallen.
»Er – er bewegt sich!« rief sie schrill.
»Wa-as ...?« sagte Conan, doch ein Ruf von der Tür her unterbrach ihn.
»Dort ist er, Männer! Ergreift ihn!«
Ein fetter Mann hatte die Schänke mit einem Trupp Nachtwächter betreten, die mit Hellebarden bewaffnet waren. Sie übrigen Gäste von Abuletes' Schänke starrten scheinbar gleichmütig in die Luft, als wüßten sie nichts von Conan oder anderen Gaunern hier.
Der Fette, offenbar einer von der Obrigkeit dieser Stadt, bahnte sich einen Weg zu Conans Tisch. Der Cimmerier riß sein Schwert aus der Scheide und suchte Rückendeckung an der Wand. Seine blauen Augen funkelten gefährlich und seine Zähne blitzten im Kerzenschein.
»Versucht doch, mich zu ergreifen, ihr Hunde!« knurrte er. »Ich habe nicht gegen eure dummen Gesetze verstoßen.« Aus dem Augenwinkel flüsterte er Semiramis zu: »Nimm den Beutel und verschwinde! Wenn sie mich zu fassen kriegen, gehört er dir.«
»Ich ... ich fürchte mich davor!« wimmerte die Frau.
»Oho!« grollte der Feiste und trat näher. »Nicht gegen unsere Gesetze verstoßen, eh? Und wie nennt man das, wenn einer unsere wohlhabenden Bürger ausraubt? Wir haben mehr als genügend Beweise, die dir hundertmal den Kopf kosten würden! Und dann hast du auch noch Nestors Soldaten erschlagen und ihn dazu überredet, mit dir die Ruinen von Larsha auszuplündern! Wir haben ihn besoffen und von seinen Schandtaten prahlend aufgegriffen, doch er entkam uns wieder. Das wirst du aber nicht!«
Als die Nachtwächter einen Halbkreis um Conan bildeten und die Hellebardenspitzen auf Conans Brust richteten, bemerkte der Fette den Beutel auf dem Tisch. »Ist das dein neuestes Diebesgut? Schauen wir, was es ist ...«
Der Mann schob eine Hand in den Beutel. Einen Moment lang fummelte er darin herum. Dann
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