Conan-Saga 01 - Conan
sie hoch ...«
»Lüge!« schrie Arus. »Kein Mensch könnte diese glatte Wand hochsteigen!«
»Habt Ihr noch nie einen Cimmerier eine Steilwand erklimmen sehen?« rügte Demetrio den Nachtwächter. »Ich leite diese Untersuchung. Sprecht weiter, Conan!«
»Die Ecke ist mit Skulpturen verziert«, fuhr der Cimmerier fort. »Es war einfach, dort hochzugelangen. Ich hatte gerade das Dach erreicht, als dieser Hund wieder um das Gebäude kam. Ich entdeckte eine Falltür, die mit einem Eisenriegel – er führte durch sie hindurch – von innen versperrt war. Ich hieb ihn entzwei ...«
Arus, der sich erinnerte, wie stark der Riegel gewesen war, schnappte nach Luft und wich von dem Barbaren zurück, der ihn abwesend finster ansah und weitersprach:
»Ich stieg durch diese Falltür und kam in eine kleine Kammer. Ich hielt mich dort jedoch nicht auf, sondern ging zur Treppe ...«
»Woher wußtet Ihr, wo die Treppe ist? Nur Kallians Gesinde und seine reichen Mäzene hatten Zugang zu den oberen Räumen.«
Conan schwieg mit finsterer Miene.
»Was tatet Ihr, nachdem Ihr die Treppe erreicht hattet?« fragte Demetrio.
»Ich stieg sie hinab«, murmelte der Cimmerier. »Sie führte in das Gemach hinter jener verhängten Tür. Auf der Treppe hörte ich, wie eine andere Tür geöffnet wurde. Als ich durch den Vorhang spähte, sah ich diesen Hund sich über den Toten beugen.«
»Warum seid Ihr aus Eurem Versteck herausgekommen?«
»Weil ich ihn zuerst für einen anderen Dieb hielt, der ebenfalls stehlen wollte, was ich ...« Der Cimmerier unterbrach sich hastig.
»Was Ihr selbst Euch aneignen wolltet«, beendete Demetrio seinen Satz für ihn. »Ihr nahmt Euch keine Zeit für die oberen Räume, wo die kostbarsten Raritäten aufbewahrt werden. Jemand, der sich im Tempel gut auskennt, schickte Euch hierher, um etwas Bestimmtes zu stehlen!«
»Und um Kallian Publico zu ermorden!« rief Dionus. »Bei Mitra! Das ist es! Ergreift ihn, Männer! Noch vor dem Morgen werden wir sein Geständnis haben.«
Mit einem wilden Fluch sprang Conan zurück und riß sein Schwert mit einer solchen Heftigkeit aus der Scheide, daß die scharfe Klinge surrte.
»Zurück, wenn Euch etwas an Eurem erbärmlichen Leben liegt!« knurrte er. »Weil Ihr den Mut habt, arme Ladenhüter zu schikanieren und Dirnen auszuziehen und zu schlagen, um sie zum Sprechen zu bringen, braucht Ihr Euch nicht einzubilden, Ihr könntet Eure fetten Finger an einen Nordmann legen! Und wenn du Hund«, wandte er sich an den Nachtwächter, »nicht sofort deine Pfote vom Abzug nimmst, wirst du meinen Fuß im Bauch zu spüren bekommen!«
»Wartet!« sagte Demetrio. »Pfeift Eure Hunde zurück, Dionus! Ich bin immer noch nicht überzeugt, daß er etwas mit dem Mord zu tun hat.« Demetrio beugte sich zu Dionus vor und flüsterte etwas, das Arus nicht verstehen konnte. Er nahm jedoch an, daß es ein Trick war, um Conan dazu zu bringen, sein Schwert zu übergeben.
»Na schön«, brummte Dionus. »Zurück, Männer, aber habt ein Auge auf ihn!«
»Gebt mir Euer Schwert!« forderte Demetrio Conan auf.
»Holt es Euch, wenn Ihr könnt!« knurrte der Cimmerier.
Der Inquisitor zuckte die Achseln. »Also gut. Aber versucht nicht, zu entfliehen. Männer mit Armbrüsten bewachen das Haus.«
Der Barbar senkte die Klinge, doch er ließ in seiner Wachsamkeit nicht nach. Demetrio untersuchte den Toten.
»Erwürgt«, murmelte er. »Weshalb ihn erwürgen, wenn ein Schwerthieb viel schneller und sicherer ist? Diese Cimmerier werden mit dem Schwert in der Hand geboren. Ich habe noch nie gehört, daß sie einen Menschen auf diese Weise töteten.«
»Vielleicht, um den Verdacht von sich abzulenken«, meinte Dionus.
»Möglich.« Demetrio tastete den Toten mit sachkundigen Fingern ab. »Er ist seit zumindest einer halben Stunde tot. Wenn Conan auf die Art und Weise, wie er sagte, in den Tempel eindrang, kann er gar nicht dazu gekommen sein, den Mann zu töten, ehe Arus eintrat. Natürlich könnte er lügen und schon früher eingebrochen sein.«
»Ich bin die Mauer hochgeklettert, nachdem Arus seine letzte Runde machte«, knurrte Conan wütend.
»Das sagtet Ihr.« Demetrio studierte den Hals des Toten, der regelrecht zerquetscht und bläulich verfärbt war. Der Kopf hing schief von der gebrochenen Wirbelsäule. Demetrio schüttelte zweifelnd den Kopf. »Weshalb sollte ein Mörder ein Seil verwenden, das dicker als ein Männerarm ist? Und welch schrecklicher Würgegriff vermöchte ihm den Hals zu
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