Conan-Saga 01 - Conan
ausgedörrte Fleisch seiner Angreifer, das sich wie morsches Holz anfühlte. Hiebe, die einen Lebenden getötet hätten, brachten diese Kreaturen einer anderen Zeit lediglich zum Taumeln. Einer seiner Schläge trennte einem Gegner die Hand ab, so daß dem Giganten die erhobene Pike entfiel.
Dann duckte er sich unter dem Stoß einer anderen Pike und legte seine ganze Kraft in einen tiefen Vorhandschlag gegen das Fußgelenk des Riesen. Die Klinge schnitt halb hindurch, und der lebende Tote stürzte zu Boden.
»Hinaus!« brüllte Conan und sprang über den Fallenden.
Er und Nestor hasteten durch die Öffnung und durch Korridore und Säle. Einen Augenblick lang befürchtete Conan, daß sie sich verirrt hatten, aber dann sah er einen Lichtschimmer voraus. Die beiden stürzten durch das Palastportal. Hinter sich hörten sie die hastenden Schritte der Mumien. Der Himmel zeigte bereits das erste stumpfe Grau des frühen Morgens, und die Sterne verblaßten.
»Zur Mauer!« keuchte Nestor. »Ich glaube, wir sind schneller als sie.«
Als sie den Platz vor dem Palast überquert hatten, warf Conan einen Blick zurück. »Schau!« rief er.
Einer nach dem anderen kamen die Giganten aus dem Palast gerannt, und einer nach dem anderen zerfiel im Licht des jungen Tages zu Staub. Die Kupferhelme, die Schuppenharnische, die Waffen und übrigen Metallteile klapperten zu Boden.
»Das wäre es wohl«, sagte Nestor. »Aber wie sollen wir nach Shadizar zurückgelangen, ohne verhaftet zu werden? Es wird längst lichter Tag sein, bis wir dort angekommen sind.«
Conan grinste. »Es gibt einen Weg in die Stadt, der nur den Dieben bekannt ist. Nahe der Nordostecke der Mauer wachsen mehrere Bäume. Wenn man dahinter, zwischen dem Buschwerk an der Mauer, vorsichtig herumstochert, findet man eine Art Abflußkanal – ich nehme an, er diente dazu, bei heftigem Regen das Wasser aus der Stadt zu leiten. Er war früher einmal mit einem schweren Eisengitter verschlossen, aber das ist inzwischen durchgerostet. Wenn man nicht zu fett ist, kann man sich schon hindurchwinden. Man kommt dann auf einer Müllhalde heraus.«
»Gut«, murmelte Nestor, »ich ...«
Ein tiefes Rumpeln schnitt seine Worte ab. Die Erde hob sich, schwankte, bebte. Sie warf ihn zu Boden und ließ den Cimmerier stolpern.
»Vorsicht!« brüllte Conan.
Als Nestor sich bemühte hochzukommen, faßte der Cimmerier ihn am Arm und zog ihn zur Mitte des Platzes zurück. Fast im gleichen Augenblick stürzte die Mauer eines Hauses ganz in der Nähe ein und fiel auf den Platz genau dort, wo die beiden Männer sich eben noch befunden hatten. Aber selbst das gewaltige Krachen, das es verursachte, ging unter dem Dröhnen des Bebens unter.
»Machen wir, daß wir weiterkommen!« schrie Nestor.
Sie richteten sich nach dem Mond, der nun tief am Westhimmel stand, und rannten im Zickzack durch die Straßen. Zu beiden Seiten schwankten Mauern und Säulen und fielen zusammen. Der Lärm war ohrenbetäubend. Staubwolken stiegen auf und reizten die beiden Fliehenden zum Husten.
Conan kam rutschend zum Halt und sprang hastig zurück, um nicht von der Fassade eines einstürzenden Tempels erschlagen zu werden. Er taumelte, als eine weitere Erschütterung die Erde unter seinen Füßen hob. Er kletterte über Trümmerhaufen, manche alt, manche neu. Einmal entging er nur durch einen hastigen Sprung einem fallenden Kapitell. Stein- und Ziegelbrocken hagelten auf ihn herab. Einer riß ihm die Haut am Kinn auf, ein anderer traf ihn so schmerzhaft am Schienbein, daß er bei den Göttern aller Lande, durch die er je gekommen war, fluchte.
Endlich erreichte er die Stadtmauer, die jetzt jedoch weniger eine Mauer als ein niedriger Wall zerbrochener Steine war.
Hinkend, hustend, keuchend kletterte Conan darüber und drehte sich um. Nestor war nirgends zu sehen. Vermutlich hat eine einstürzende Mauer ihn unter sich begraben, dachte Conan. Er lauschte, hörte jedoch keinen Hilfeschrei.
Das Poltern und Rumpeln der bebenden Erde und der einstürzenden Bauwerke ließ allmählich nach: Der letzte Schein des Mondes glitzerte auf der gewaltigen Staubwolke, die die Stadt bedeckte. Und dann kam der Morgenwind auf und verwehte den Staub.
Conan blieb eine Weile auf den Mauerüberresten sitzen und starrte auf Larsha, oder vielmehr auf das, was von ihr übriggeblieben war. Sie bot jetzt einen völlig anderen Anblick. Nicht ein einziges Bauwerk stand noch aufrecht. Selbst der monolithische Palast aus schwarzem Basalt, wo
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