Conan-Saga 01 - Conan
in diese unbekannte Welt hatte holen lassen.
Trotz allen Ernstes seiner Lage konnte Conan ein Grinsen nicht ganz unterdrücken, denn der Rimpoche Jalung Thongpa war sehr klein und sehr fett, mit dürren O-Beinen, die kaum bis zum Boden des Podests reichten. Seinen gewaltigen Bauch umhüllte eine Schärpe aus Goldtuch, das von Juwelen funkelte. Seine nackten Arme, von denen das Fett schwabbelte, steckten in Dutzenden goldenen Armreifen, und goldene Ringe mit riesigen Edelsteinen glitzerten und funkelten an den dicken Fingerchen.
Der kahle Schädel auf dem unförmigen Körper war ausgesprochen häßlich mit den Hängewangen, den schlappen Lippen und den schiefen gelben Zähnen. Ein Spitzhelm, oder vielleicht war es auch eine Krone, aus massivem Gold, dicht mit leuchtenden Rubinen besteckt, sollte das Haupt wohl schmücken, aber offenbar drückte dieses Zeichen der Herrscherwürde mit seinem Gewicht nur schmerzhaft den Kopf nach unten.
Als Conan den Gottkönig näher betrachtete, fiel ihm auf, daß Jalung Thongpa auf sonderbare Weise verunstaltet war. Die beiden Gesichtshälften paßten nicht zusammen. Eine hing schlaff von den Stirn- und Wangenknochen und das Auge dieser Seite wirkte leer und wie mit einem Schleier überzogen, während das andere Auge klar war und bösartige Intelligenz verriet.
Das gute Auge des Rimpoches ruhte nun auf Zosara, ohne den beiden riesigen Kriegern, ihren Begleitern, auch nur einen Blick zu gönnen. Neben dem Thron stand ein hochgewachsener hagerer Mann in der Scharlachrobe des meruwischen Priesters. Unter dem kahlgeschorenen Schädel blickten kalte grüne Augen voll eisiger Verachtung auf die Szene. Ihm wandte der Gottkönig sich nun zu und sprach mit hoher quiekender Stimme zu ihm. Aus den paar Brocken Meruwianisch, die Conan unterwegs von den Azweri aufgeschnappt hatte, konnte er sich soviel zusammenreimen, daß der große Priester der Oberzauberer des Königs, der Großschamane Tanzong Tengri, war.
Aus Bruchstücken der nun folgenden Unterhaltung schloß Conan weiter, daß der Schamane durch seine Magie den Trupp gesehen hatte, der Prinzessin Zosara zu ihrem kuigarischen Bräutigam eskortieren sollte, und das hatte er dem Gottkönig mitgeteilt. Jalung Thongpa gelüstete es nach dem schlanken turanischen Mädchen, und so schickte er einen Trupp seiner azwerischen Reiter aus, sie zu ihm in sein Frauenhaus zu schaffen.
Das war alles, was Conan wissen wollte. Sieben Tage lang, seit seiner Gefangennahme war er gedrängt und gestoßen und vergrämt worden. Er hatte sich die Sohlen wundgelaufen, und seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
Die beiden Wachen zu seiner Seite hatten die Köpfe mit respektvoll niedergeschlagenen Augen dem Thron zugewandt und widmeten ihre volle Aufmerksamkeit dem Rimpoche, der jeden Moment einen Befehl geben mochte. Conan ließ die Kette zwischen seinen Handgelenken durch die Finger gleiten. Sie war zu stark, sie mit roher Gewalt zu brechen, das hatte er in den ersten Tagen seiner Gefangenschaft vergeblich versucht.
Ruhig drückte er die Handgelenke gegeneinander, daß die Kette in einer fußlangen Schlinge herabhing. Dann drehte er sich plötzlich zu der linken Wache herum, riß die Arme dicht am Kopf dieses Mannes hoch. Die Kette schwang wie eine Peitsche und traf den Gardesoldaten mit aller Gewalt im Gesicht, daß er mit blutspritzender, gebrochener Nase zurücktaumelte.
Bei Conans erster heftiger Bewegung war der andere Soldat herumgewirbelt und senkte die Spitze seiner Hellebarde zum Stich. Noch während er dabei war, warf Conan die Kettenschlinge um die Hellebardenspitze und riß dem Mann den Schaft aus der Hand.
Ein Schwung der schlaffen Kette ließ auch den zweiten Soldaten mit blutigem Mund und gebrochenen Zähnen zurücktaumeln. Conans Füße waren zu eng zusammengekettet, als daß sie ihm einen normalen Schritt erlaubt hätten. Aber das hinderte ihn nicht daran, mit beiden Füßen gleichzeitig, wie ein Frosch, die Stufen des Podests hochzuhüpfen. Mit zwei dieser grotesken Hopser stand er neben dem Thron und schon legten sich seine Prankenhände um den feisten Hals des sabbernden kleinen Gottkönigs auf seinem Totenschädelthron. Das gute Auge des Rimpoches quoll furchterfüllt aus der Höhle, und sein Gesicht lief unter dem Druck von Conans Daumen blau an.
Die Wachen und Edelleute rannten aufgeregt herum und quiekten vor Panik, oder standen wie erstarrt vor Schock und Entsetzen über diesen fremdartigen Giganten, der es wagte, Hand an
Weitere Kostenlose Bücher