Conan-Saga 02 - Conan und der Zauberer
wirst draußen für mich arbeiten, ohne direkt unter meinem Befehl zu stehen. Also halte ich es für besser, diesen Spiegel mit deiner Seele nicht zu zerbrechen. Cimmerier. Da du weißt, daß er hier ist, wirst du mir besser dienen als ein seelenloses Ding, eine leere menschliche Hülle, die nur gehorcht, ohne einen Funken Hoffnung, die uns immer nach persönlicher Freiheit und eigener Willensentscheidung drängen läßt.«
Das Gefühl der Leere verstärkte sich in Conan. Er wußte, was es bedeutete. Er war seelenlos, verdammt und verloren. Was er erfahren hatte, konnte nur Furcht erwecken. Und die Furcht in ihm war groß, seine Seele für immer zu verlieren, sein Ka, seine Lebenskraft, die ihn zur Persönlichkeit machte und nach seinem Tod weiterleben würde.
Er wußte, daß er genau das tun würde, was dieses lächelnde Ungeheuer von ihm verlangte. Er wußte, daß er das gestohlene Amulett suchen würde, von dessen Erlös er sich jahrelang ein leichtes, verwöhntes Leben leisten könnte. Aber nein, er würde es nicht behalten. Wie ein Lakai, als einfacher Diener dieses mächtigen, heimtückischen Hexers, würde er das Amulett hierher zurückbringen, um dafür von Hisarr Zul das einzutauschen, das für ihn unendlich viel mehr wert war.
Crom und Ymir und ihr anderen Götter! dachte er erschüttert. Meine Seele!
»Du wirst natürlich tun, was ich dir sage. Und nun beschreib mir, was du mir zurückzubringen hast!«
»Ein – ein kleines Schwert an einem Goldkettchen.«
Hisarr stützte die Hände auf den langen Tisch und blickte den Cimmerier spöttisch an.
»Armer Tor! Du weißt also wirklich nichts mehr. Sieh her! Hier ist ein genaues Abbild. Einen Tag später, und die zamboulanische Dirne wäre damit auf und davon. Schau es gut an, Conan, damit du das Auge Erliks erkennst, das ein Königreich in Aufruhr bringen kann – nein, zwei Königreiche! Es ist sogar derart wichtig, daß jemand in Iranistan sich dafür interessiert, genau wie dieser bescheidene verbannte Zamboulaner des Königreichs Turan.«
Mit einem häßlichen Lächeln voller Hohn drückte Hisarr eine Hand unter die Brust und verneigte sich. Als er sich wieder aufrichtete, holte er ein Amulett aus dem Gewand hervor, das ihm an einem Lederband um den Hals hing. Er zog es über den Kopf und streckte es Conan entgegen.
»Eine genaue Abbildung des Auges Erliks, Conan, mein treu ergebener Diener!«
Conan betrachtete es, studierte es aufmerksam. Das Auge Erliks war ein schwertförmiger Anhänger von der Länge seines kleinen Fingers. Der Griff war mit einem Rubin gekrönt. Jedes Ende der Parierstange zierte ein großer gelber Stein, und der metallene Griff dazwischen sah wie eine Nase aus.
Diese etwa einen Zoll voneinander entfernten Steine wirkten wie Augen mit einer langen spitzen Nase dazwischen.
»Trag es!« forderte Hisarr Conan auf und ließ es auf dessen Handfläche fallen. »Vielleicht findest du Verwendung dafür. Von Rechts wegen müßte das Ding ›Erliks Schwert‹ oder zumindest ›Erliks Augen‹ – also die Mehrzahl – heißen. Aber es fehlt dieser Welt an Logik, mein cimmerischer Barbar. Hör mir zu: Die erste Oase ist zwei Tagesritte südwärts von der Stadt. Wenn du dem überaus deutlichen Pfad folgst, wirst du von Arenjun sieben Meilen ostwärts reiten und dann genau nach Süden abbiegen. Die Zamboulanerin ist auf dieser Straße unterwegs.«
»Ihr – Ihr wißt das?« Das Auge drückte warm gegen Conans Brust.
»Ich weiß es, Conan, mein teurer Diener! Doch es geht dich nichts an, wieso ich es weiß. Ich bin Hisarr Zul und habe meine Mittel. Du brauchst also nur diesem Weg zu folgen. Du bist ausgeruht und kräftig und wirst sie einholen. Hinfort mit dir!«
»Mein Schwert – und ich habe auch kein Pferd ...«
»Du bist ein Dieb und hast gestohlene Münzen versteckt. Ich will auch nichts von der Habe des toten Iranistaniers. Nimm dir davon, was du für nützlich hältst. Besorg dir ein Pferd, außerdem einen Khilat oder Kaffia. Dein Schwert liegt mit dem Waffengürtel an der hinteren Tür. Die Spitze ist abgebrochen, aber zu benutzen ist es trotzdem noch, wenn auch weniger für den Stoß.«
Conan blickte an sich hinunter. Jetzt erst fiel ihm auf, daß auch sein Gürtel mit dem Dolch in der Scheide und der Schwerthülle fehlte. Daß er dies nicht sofort bemerkt hatte, sprach für die Wirkung des gelben Pulvers und seines Gegenmittels – und seines Entsetzens über seine geraubte Seele.
Er hoffte, daß sein Säckel sich noch
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