Conan-Saga 04 - Conan und das Schwert von Skelos
wirkte von neuem erstaunt.
»Ja.« Wieder seufzte Khassek. »Sie wurde in ihrer frühen Jugend von einem Waffenhändler aus Koth geraubt, der sie mit sich nach Hause nahm. Und wie die Götter es wollten, verliebte er sich unterwegs in sie. Ich ging aus dieser Verbindung hervor. Er ließ mir die beste Erziehung angedeihen. Nun, jedenfalls bin ich als Beauftragter und Bevollmächtigter der Königin hier. Was diesen Burschen anbelangt – er wirkte ordentlich und durchaus vertrauenerweckend, als er in dieses Gasthaus eintrat, das mir sehr empfohlen wurde. Es genießt doch einen guten Ruf, oder nicht, mein Lord?«
Der Zamorier lächelte geschmeichelt. »Es gibt zwar bessere in Shadizar – aber sehr viele schlechtere. Beauftragter der Königin, sagtet Ihr?«
»Ah – mein Lord Ferhad ...«, räusperte sich einer der Wächter.
Der Dragoner warf heftig den Kopf zurück und funkelte den Mann ergrimmt an. »Unterbrich einen Mann des Königs nicht, wenn er beschäftigt ist!«
»Nun, er bot mir einen Ring an, den er trägt. Er behauptete, er habe seiner Mutter gehört«, sagte Khassek, während Conan sich fragte, was der Iranistanier mit seiner Geschichte bezweckte. »Und er warf die Goldmünzen auf den Tisch, um zu beweisen, daß er nicht mittellos ist. Dann gab er mir dieses ungewöhnliche Schwert als Zeichen seines Vertrauens und erklärte mir, daß er noch zwei Goldstücke benötigte, um nach Nemedien zu gelangen ...«
Wie vorhergesehen, echote Lord Ferhad darauf fragend:
»Nemedien?«
»Das sagte er. Nun – nun, mein Lord – wäre es nicht möglich, daß dieser Bursche mir gestohlenes Gut anbot, mir, dem persönlichen Schmuck- und Schönheitsmitteleinkäufer der Königin?«
»Durchaus möglich«, versicherte ihm Ferhad. »Er ist ein mit allen Wassern gewaschener Gesetzloser. Er ist für eine große Anzahl Untaten in Arenjun verantwortlich – und jetzt wagt er es, hierher, in die Hauptstadt zu kommen, um unterzuschlüpfen!« Ferhad fixierte Conan mit hocherhobenem Kinn, so von oben herab, wie er nur konnte, um dem persönlichen Schmuck- und Schönheitsmitteleinkäufer der Königin von Koth zu imponieren.
»Es ist eines der schlimmsten Vergehen, Barbar, sich in unserem Königreich mit den Stadtwächtern anzulegen! Und nun steht auf! Langsam! Bedauerlicherweise muß ich Euch in eine Unterkunft bringen, die Euch sicher nicht so behagen wird wie diese feine Taverne, wo Ihr versucht habt, einen hohen Gast aus einem fernen Land auszunehmen!«
»Ja«, brummte Khassek nörgelnd. »Und laßt dieses schreckliche Schwert nicht hier!« Er drehte sich halb um und griff nach der langen Ilbarsiklinge. Einen Herzschlag später stand er hinter Ferhad, mit dem Schwertarm um dessen Brust, während die andere Hand ihm einen Dolch an die Kehle drückte.
»Keiner rührt sich! Lord Ferhad, erteilt den Befehl, daß alle Waffen, einschließlich der Armbrust auf den Tisch zu Eurer Rechten gelegt werden!«
»Ihr – Ihr – kö-önnt doch – nicht ... Ah! Seid vorsichtiger mit dem Dolch, Mann!«
»Ja, das muß ich wohl. Er ist besonders scharf geschliffen, denn ich benutze ihn täglich, mir den Bart zu schaben, und ich habe eine empfindliche Haut. Den Befehl, Ferhad!«
Ferhad erteilte ihn. Der Armbrustschütze gab zu bedenken, daß seine Waffe gespannt und ein Entladen nicht ungefährlich war. Also riet Khassek ihm, den Bolzen in einiger Entfernung in die Decke zu schießen. Auf Ferhads Anweisung hin tat es der Mann. Vibrierend blieb der Bolzen im Holz stecken – zum Andenken für den Wirt des Roten Löwen.
»Conan«, forderte Khassek ihn auf. »Überredet unseren Gastgeber, uns seinen Keller zu zeigen.«
»Keller!« japste Ferhad, und sein Adamsapfel hüpfte gegen die kalte Klinge von Khasseks Dolch. Sofort verstummte der Dragoner und bemühte sich, nicht zu schlucken. Hochaufgerichtet und stramm wie ein Gardesoldat blieb er stehen und sagte kein Wort mehr.
3. Abschied von Shadizar
3
ABSCHIED VON SHADIZAR
Imraz, der großäugige Wirt des Roten Löwen, hob eine Falltür im Boden seiner Speisekammer. Einer nach dem anderen kletterten die vier Shadizarer Stadtwächter brummelnd hinunter in die Dunkelheit. Jeder warf dem mächtigen Barbaren einen finsteren Blick zu, der ihnen, auf ein Schwert gestützt – dem ihres Sergeanten –, zusah.
»Mein teurer Lord Ferhad«, sagte Khassek. »Ich bedaure es zutiefst, Euch das antun zu müssen, aber ich sehe keine andere Möglichkeit, als Euch zu ersuchen, Euch den
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