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Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien

Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien

Titel: Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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lenken, aber es war auch nicht nötig. Die Schreie und der Feuerschein blieben weit zurück. Der Wind spielte mit ihrem Haar und liebkoste ihre nackte Haut. In ihrer Benommenheit dachte sie nur an eines, sich an der wehenden Mähne festzuhalten und über den Rand der Welt zu brausen, weg von allem Leid und Schmerz und Grauen.
    Stundenlang galoppierte das ausdauernde Tier dahin, bis es auf einem sternenbeschienenen Hügelkamm ins Stolpern kam und seine Reiterin abwarf.
    Livia landete verhältnismäßig weich in dichtem Gras, trotzdem blieb sie eine Weile benommen liegen. Nur vage wurde ihr bewußt, daß ihr Pferd davontrottete. Als sie schließlich hochtaumelte, beeindruckte sie als erstes die nahezu absolute Stille. Sie war fast greifbar – wie weicher, dunkler Samt –, nach dem schier unaufhörlichem Schallen der barbarischen Hörner und dem Dröhnen der Trommeln, die sie tagelang wahnsinnig gemacht hatten. Sie schaute zu den großen weißen Sternen hinauf, die am Himmel dicht beieinander standen. Es war eine mondlose Nacht, aber das Sternenlicht erhellte auf trügerische Weise das Land und warf vage Schatten. Sie stand auf einer grasüberwucherten Hügelkuppe, von der aus ein sanfter Hang sich im Dunkeln verlor. In einer Richtung bemerkte sie in der Ferne eine dichte, dunkle Reihe von Bäumen, der Rand eines Waldes. Um sie war Nacht und betörende Stille, die nur vom Säuseln einer schwachen Brise unterbrochen wurde.
    Das in der Dunkelheit unendlich weite Land schien zu schlafen. Erst das Streicheln des Windes ließ sie sich ihrer Blöße bewußt werden. Unwillkürlich versuchte sie sich mit den Händen zu bedecken. Sie spürte die Einsamkeit der Nacht, der Stille um sie. Sie war allein auf der einzigen Erhöhung des weiten Landes, und niemand war zu sehen, nichts war um sie als Dunkelheit und der wispernde Wind.
    Sie war dankbar für die Nacht und die Einsamkeit. Hier bedrohte niemand sie, wollte keiner mit groben, fordernden Händen nach ihr greifen. Sie schaute den Hang vor sich hinab. Er führte in ein scheinbar endloses Tal, in dem Farne sich im Winde wiegten und der Sternenschein sich auf unzähligen weißen Punkten spiegelte. Sie hielt sie für Blumen, doch dann begann sich eine vage Erinnerung zu rühren. Voll Furcht hatten die Schwarzen von einem Tal gesprochen, in das die jungen Frauen einer fremdartigen, braunhäutigen Rasse geflohen waren, die ursprünglich in diesem Land gelebt hatte, ehe die Vorfahren der Bakalahs hierherkamen. Dort, so erzählten sie, waren die Frauen von den alten Göttern in weiße Blumen verwandelt worden, um ihren Schändern zu entkommen. Kein Eingeborener wagte sich in dieses Tal.
    Aber Livia wagte es. Sie würde den Hügel hinuntersteigen, dessen Gras sich wie Samt unter ihren empfindlichen Füßen anfühlte. Sie würde zwischen den nickenden weißen Blüten leben, und kein Mann würde je kommen, um Hand an sie zu legen. Conan hatte selbst gesagt, daß Verträge da waren, um gebrochen zu werden, also würde sie auch ihren Pakt mit ihm brechen. Sie würde sich in das Tal der Verlorenen Frauen zurückziehen und in der Einsamkeit und Stille ihren Frieden finden.
    Noch während ihr diese fast traumhaften und befreienden Gedanken kamen, stieg sie bereits den sanften Hang hinab, und die Talwände hoben sich zu beiden Seiten immer mehr. Doch auch ihre Hänge waren so sanft, daß sie, am Talboden angekommen, durchaus nicht das Gefühl hatte, zwischen Wänden gefangen zu sein. Rings um sie wogten Schattenseen, und große weiße Blütenköpfe nickten und flüsterten ihr zu. Sie spazierte aufs Geratewohl durch sie hindurch, teilte die hohen Stengel vorsichtig mit den Händen, lauschte dem Säuseln des Windes durch die Blätter, und erfreute sich wie ein Kind an dem melodischen Plätschern eines unsichtbaren Baches. Sie bewegte sich wie eine Schlafwandlerin, im Griff einer seltsamen Unwirklichkeit. Und immer aufs neue beruhigte sie der Gedanke, daß sie hier sicher vor der Brutalität der Männer war. Sie weinte, aber es waren Tränen der Erleichterung und Freude. Sie legte sich langausgestreckt ins Gras und klammerte sich an die üppigen Halme, als wollte sie ihre neue Zuflucht an die Brust drücken und sie für immer festhalten.
    Nach einer Weile erhob sie sich wieder und pflückte Blumen. Sie wand sie zu einem Kranz für ihr goldenes Haar. Ihr Duft war wie alles andere in diesem Tal: träumerisch, sanft, verzaubernd.
    Schließlich kam sie an eine Lichtung in der Mitte des Tales. Dort

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