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Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien

Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien

Titel: Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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stand ein großer, wie von Menschenhand gehauener Stein. Er war mit Farnen, Blüten und Blumenketten geschmückt. Sie betrachtete ihn, als sie plötzlich Bewegung und Leben um sich spürte. Sie drehte sich um. Braunhäutige Gestalten schlichen aus den dichteren Schatten – schlanke geschmeidige Frauen, nackt, mit Blumen in den nachtschwarzen Haaren. Wie Traumgeschöpfe kamen sie auf sie zu, ohne ein Wort zu sprechen. Doch plötzlich erfüllte Furcht Livia, als sie in ihre Augen blickte. Sie leuchteten im Sternenschein, aber sie waren nicht menschlich. Sie verrieten die Veränderung, die sich in der Seele dieser Frauen vollzogen hatte. Die Angst wuchs in Livia, schüttelte sie. Die Schlange hatte sich in ihrem neuentdeckten Paradies gezeigt.
    Doch sie konnte nicht fliehen. Die grazilen braunen Frauen hatten sie bereits umringt. Eine, noch lieblicher als die andere, trat schweigend zu dem zitternden Mädchen und legte die weichen braunen Arme um sie. Ihr Atem war wie der Duft der weißen Blumen, die sich im Sternenschein wiegten. Ihre Lippen drückten sich in einem langen, schrecklichen Kuß auf die Livias. Die Orphitin spürte Kälte durch ihre Adern rinnen und vermochte sich nicht mehr zu bewegen, ja war selbst unfähig zu sprechen. Und so ruhte sie wie eine weiße Marmorstatue in den Armen der schönen Braunen.
    Flinke weiche Hände legten sie in ein Blumenbeet auf dem Altarstein. Die braunhäutigen Frauen reichten sich die Hände zum Reigen und tanzten in seltsamem Rhythmus um den Altar. Nie hatte je die Sonne oder der Mond dergleichen gesehen, und die Sterne schienen plötzlich stärker zu glühen, als hätte Zauberkraft sie angefacht.
    Ein leiser Gesang hob an, der noch weniger menschlich war als das Gurgeln des fernen Baches. Er klang wie das Wispern des Windes zwischen den Blumen. Livia war bei vollem Bewußtsein, doch nicht imstande, sich zu bewegen. Sie kam gar nicht auf den Gedanken, an ihren Sinnen zu zweifeln, noch suchte sie eine Erklärung. Es gab sie, genau wie es diese ungewöhnlichen Geschöpfe um sie gab. Eine stumpfe Erkenntnis ihres Seins erfüllte sie, genau wie die Wirklichkeit dieses Alptraums, während sie hilflos in den Sternenhimmel schaute, aus dem – und das sagte ihr etwas, das nicht ihrem sterblichen Wissen entsprang – etwas zu ihr kommen würde, wie es vor langer, langer Zeit zu diesen nackten braunen Frauen gekommen war, und sie zu diesen seelenlosen Wesen gemacht hatte, die sie jetzt waren.
    Als erstes sah sie hoch über sich einen schwarzen Punkt zwischen den Sternen, der allmählich wuchs und die Gestalt einer Fledermaus annahm. Er wuchs weiter, änderte jedoch seine Form nicht mehr. Er schwebte über ihr zwischen den Sternen, dann ließ er sich erdwärts fallen. Er breitete die mächtigen Schwingen über sie aus, daß sie in ihren Schatten lag. Um sie herum hoben die Stimmen sich immer höher zu einem seelenlosen Lobgesang. Er hieß den Gott willkommen, der sich ein neues Opfer, so rosig wie eine Blume im Morgentau, holte.
    Dann schwebte er unmittelbar über Livia. Ihre Seele krampfte sich bei seinem Anblick zusammen und eisige Kälte hüllte sie ein. Die Schwingen des Gottes waren zwar wie die einer riesigen Fledermaus, aber der Körper und das verschwommene Gesicht über ihr ähnelten nichts auf der Erde, im Meer oder in der Luft. Sie wußte, daß sie auf das Fleisch gewordene Grauen starrte, auf das finstere, kosmische Böse, das den nachtschwarzen Klüften jenseits selbst der schlimmsten Alpträume des Wahnsinns entsprungen war.
    Das Entsetzen gab ihr ihre Stimme wieder. Sie schrie, wie sie noch nie geschrien hatte. Ein tiefes, drohendes Brüllen antwortete ihr. Sie hörte schwere, herbeieilende Schritte. Um sie herum war ein Wirbeln wie von tosendem Wasser. Die weißen Blumen wogten heftig, und die braunen Frauen waren verschwunden. Über Livia schwebte der große schwarze Schatten, und eine hochgewachsene, weiße Gestalt, deren Federbusch den Sternen zuzunicken schien, rannte auf sie zu.
    »Conan!« Der Name rang sich in einem gequälten Schrei von ihren Lippen. Mit dem Brüllen eines Löwen sprang der Barbar herbei und stieß sein im Sternenlicht funkelndes Schwert hinauf in den Himmel.
    Die mächtigen Schwingen hoben und senkten sich. Erneut verstummt vor Grauen sah Livia den Cimmerier von dem schwarzen Schatten der Gestalt über ihm eingehüllt. Conan keuchte, seine Füße stampften auf den Boden und zermalmten die weißen Blumen. Seine Klinge drang tief und die Hiebe

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