Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien
Unsinn, den Schwarzen Zutritt zur Inneren Stadt zu gewähren, um Aahmes' Tod am Scheiterhaufen mitzuerleben?«
»Unsinn, Conan? Es wird den schwarzen Hunden zeigen, daß ich nicht mit mir spaßen lasse. Der Schurke wird auf unvergeßliche Weise gemartert werden. Und so werden alle Gegner unserer göttlichen Dynastie sterben! Was hast du dagegen einzuwenden?«
»Nur das: wenn du ein paar tausend Kushiten in die Innere Stadt läßt und dann durch die Marterung ihren Blutdurst anfachst, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn es zu einem neuen Aufruhr kommt. Deine göttliche Dynastie hat sich keine Mühe gegeben, die Liebe des Volkes zu gewinnen.«
»Ich fürchte diesen schwarzen Abschaum nicht!«
»Vielleicht nicht. Aber ich habe deinen hübschen Hals schon zweimal vor ihm gerettet, und wer weiß, ob es beim drittenmal nicht schiefgehen könnte. Ich habe versucht, das deinem Minister Afari gerade jetzt erst in seinem Palast klarzumachen, aber er sagte, es sei dein ausdrücklicher Befehl, und er könnte nichts tun. Da dachte ich mir, du würdest vielleicht von mir Vernunft annehmen, da deine Leute dich zu sehr fürchten, als daß sie es wagten, etwas zu sagen, das dich erzürnen könnte.«
»Was ich beschlossen habe, wird auch durchgeführt werden! Und jetzt verschwinde und störe mich nicht länger bei der Arbeit – oder möchtest du die Peitsche selbst schwingen?«
Conan trat näher an Diana heran. »Tuthmes hat keinen schlechten Geschmack«, stellte er fest. »Aber das Mädchen ist vor Angst völlig verstört. Nichts, was du aus ihr herausholen kannst, ist des Anhörens wert. Überlasse sie mir, dann werde ich dir zeigen, was ein bißchen Güte zu erreichen vermag!«
»Güte – von dir? Daß ich nicht lache! Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten, Conan, und ich befasse mich mit den meinen. Du solltest inzwischen schon deine Wachen für das große Schauspiel heute abend postieren.« Tananda wandte sich wieder dem Mädchen zu und sagte scharf: »Und jetzt heraus mit der Sprache, verdammtes Weibsstück!« Die Peitsche zischte, als sie damit zu einem weiteren Hieb ausholte.
Mit der Flinkheit und Geschmeidigkeit eines Löwen war Conan bei Tananda. Er faßte sie am Handgelenk und drehte es, daß sie die Peitsche fallenließ.
»Laß mich sofort los!« rief sie schrill. »Du wagst es, Gewalt gegen mich zu gebrauchen? Ich werde ... ich werde dich ...«
»Was wirst du?« fragte Conan ruhig. Er warf die Peitsche in eine Ecke, holte seinen Dolch aus dem Gürtel und durchtrennte den Strick, der Dianas Handgelenke hielt. Tanandas Diener wechselten unsichere Blicke.
»Achtet auf Eure königliche Würde, Hoheit!« sagte Conan spöttisch grinsend, während er sich Diana unter den Arm klemmte. »Denk daran, Schätzchen, daß du mit mir als Befehlshaber der Garde zumindest eine Chance hast. Ohne mich – nun, du kennst die Antwort selbst. Auf Wiedersehen bei der Marterung.«
Mit der Nemedierin unter dem Arm schritt er zur Tür. Kreischend vor Wut hob Tananda die Peitsche auf und schleuderte sie Conan nach. Der Griff prallte gegen seinen breiten Rücken.
»Nur weil sie eine Fischbauchhaut wie du hat, ziehst du sie mir vor!« schrie die Königin. »Du wirst deine Unverschämtheit bitter bereuen!«
Mit dröhnendem Gelächter verließ Conan das Gemach. Tananda ließ sich auf den Boden fallen. In hilfloser Wut hämmerte sie mit den Fäusten auf die Fliesen, und die Tränen rannen ihr über die Wangen.
Kurze Zeit später sah Shubba, der Tuthmes Zweispänner zum Palast seines Herrn zurückfuhr, voll Staunen, wie Conan sein Haus mit einem nackten Mädchen unter dem Arm betrat. Hastig zerrte er an den Zügeln.
6
DUNKLER RAT
Die ersten Lampen flackerten in der Dämmerung, als Tuthmes mit Shubba und Muru, dem riesenhaften dürren Zauberer aus Kordafa in seinem Gemach saß. Shubba schaute seinen Herrn, nachdem er Bericht erstattet hatte, unsicher an.
»Ich sehe schon, daß ich Tanandas Mißtrauen unterschätzte«, sagte Tuthmes. »Bedauerlich, ein so vielversprechendes Werkzeug wie diese Nemedierin zu vergeuden, aber es trifft eben nicht jeder Speer sein Ziel. Die Frage ist nun: Was sollen wir als nächstes unternehmen? Hat jemand Ageera gesehen?«
»Nein, Herr«, antwortete Shubba. »Er verschwand, nachdem er den Aufstand gegen Tananda angezettelt hatte – umsichtigerweise, wenn ich bemerken darf. Manche glauben, er habe Meroê verlassen, andere, daß er sich im Jullahtempel verborgen hält und sich
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